Übernahme-Streit

Musk kämpft mit Twitter-Aktionären und SEC

Die US-Börsenaufsicht SEC untersucht, ob Elon Musk seine Beteiligungen an Twitter vorschriftsgemäß offengelegt hat. Zugleich muss sich der Milliardär mit Aktionärsklagen herumschlagen.

Musk kämpft mit Twitter-Aktionären und SEC

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Im Dauerkampf zwischen Elon Musk und der SEC ist der Gong zu einer neuen Runde erklungen. Denn wie aus einem am Freitag veröffentlichten Brief an den Milliardär hervorgeht, untersucht die US-Börsenaufsicht Musks Einstieg als Großaktionär bei Twitter seit Anfang April genauer. Laut dem Schreiben prüft die SEC, ob der Tesla-Chef sein Investment in den Kurznachrichtendienst wirklich vorschriftsgemäß und rechtzeitig offengelegt hat. In den Vereinigten Staaten müssen Aktionäre, die sich mehr als 5% der Anteile eines Unternehmens sichern, dies binnen zehn Tagen offenlegen. Musk hatte diese Schwelle in Bezug auf Twitter wohl bereits am 14. März überschritten, wie aus Dokumenten der Aufsicht hervorgeht, die entsprechenden Aktienkäufe aber erst am 4. April öffentlich gemacht.

Der reichste Mann der Welt, dessen Vermögen der Datendienstleister Bloomberg auf 212 Mrd. Dollar beziffert, muss sich bezüglich seines Einstiegs bei Twitter bereits mit Aktionärsklagen herumschlagen. Anwälte werfen dem streitbaren Tech-Unternehmer Marktmanipulation und Wertpapierbetrug vor.

Denn nachdem Musk seine Investitionen in Twitter offenlegte, stieg die Aktie des Social-Media-Anbieters zunächst kräftig – indem der Milliardär die diesbezügliche Meldung verzögerte, konnte er nach Ansicht seiner Kritiker weiterhin günstig Anteile zukaufen. Die jüngste Klage bezichtigt den 50-Jährigen, dadurch unberechtigterweise 156 Mill. Dollar gespart zu haben. Doch auch Musks anschließendes Verhalten steht im Fokus von Aktionären und Aufsichtsbehörden. So lieferte sich der Tesla-Chef über Social Media eine Schlammschlacht mit Twitter-CEO Parag Agrawal und erklärte sogar seine Übernahme des Kurznachrichtendienstes für ausgesetzt. Seine Begründung, zunächst neue Daten bezüglich des Anteils von Spam-Accounts an der Gesamtnutzerzahl von Twitter abwarten zu wollen, werten Skeptiker als Vorwand, um den Aktienkurs drücken zu können.

Tatsächlich ist Twitter seither nicht zur Ruhe gekommen, zwischen Anfang April und Freitagabend verlor der Titel 23% an Wert. In der laufenden Woche kam es zu einem weiteren Eklat um den Kurznachrichtendienst: Egon Durban, Co-Chef des Private-Equity-Investors Silver Lake, behält seinen Sitz im Twitter-Verwaltungsrat, obwohl er bei der Hauptversammlung am Mittwoch nicht von den Aktionären wiedergewählt wurde – das Board lehnte Durbans Rücktrittsgesuch gegen den Wunsch der Anteilseigner ab. Das Pikante daran: Durban gilt als Verbündeter Musks.

Dessen jüngste Einmischungen in Management-Belange von Twitter werfen bei der SEC wiederum die Frage auf, ob der Tesla-Chef wirklich als passiver Investor firmieren durfte – unter dieser Kennzeichnung hatte er seine ursprünglichen Twitter-Investitionen offengelegt, bevor er den Status im April änderte. Wer Anträge als passiver Investor stellt, dabei aber eine Übernahme plant, macht sich nach US-Recht des Betrugs schuldig. Allerdings sind entsprechende Vergehen schwierig nachzuweisen.

Für Musk dürfte der Schlagabtausch mit der SEC also weitergehen. Der Milliardär liegt mit der Behörde im Clinch, seit er 2018 per Tweet in Aussicht gestellt hatte, Tesla von der Börse zu nehmen. In der Folge musste er den Verwaltungsratsvorsitz bei dem E-Autobauer aufgeben und 20 Mill. Dollar Bußgeld berappen, machte sich anschließend aber über die Bestrafung lustig. Gut möglich, dass die Aufsicht in der nächsten Runde gegen Musk nun mit bloßen Fäusten in den Ring steigt.

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