Investor Relations

Norma Group will raus aus dem Auto-Sog

Die Maintaler Norma Group will mittelfristig die Abhängigkeit von der Automobilwirtschaft zurückfahren und setzt dabei unter anderem auf ihr Wassergeschäft.

Norma Group will raus aus dem Auto-Sog

Norma Group will raus aus dem Auto-Sog

Der Autozulieferer und Verbindungstechnikspezialist Norma Group aus Maintal kann sich der Sogwirkung der Autoindustrie derzeit nicht entziehen. Seit erste Bremsspuren in der Schlüsselbranche sichtbar wurden, dümpelt der Aktienkurs vor sich hin, derzeit bei rund 12 Euro. Umso wichtiger ist es, Investoren und Analysten klarzumachen, dass Norma nicht nur Automobilzulieferer ist. Produkte für die Wasserwirtschaft und andere Industrien, die heute schon Teil des Portfolios sind, sollen künftig an Bedeutung gewinnen, der Anteil der Automotive-Sparte soll dagegen zurückgehen.

„Derzeit erzielen wir noch knapp 60% der Umsätze mit der Autoindustrie, künftig sollen es nur noch 40% sein“, erklärt Sebastian Lehmann, der die Abteilungen Investor Relations und Corporate Responsibility der Norma Group leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Bei Wasser und Industry Applications wollen wir überproportional wachsen, so dass wir dort in Richtung 60% der Gesamterlöse gehen.“

Für Investoren wichtig

Im Investorenkreis spiegelt sich die wachsende Bedeutung der beiden Nicht-Automotive-Geschäfte bereits wider. „Viele Nachhaltigkeitsfonds aus UK und Frankreich sind bei uns investiert“, sagt Charlotte Brigitte Looß, Senior Manager Investor Relations, „für die spielt das Wasserthema eine große Rolle, aber sie interessieren sich auch sehr für die Marge“.  Der Produktmix aus Wasser, emissionsfreier E-Mobilität und einem Industriebereich mit vielen Kunden aus dem Segment erneuerbare Energien sei für diese Investoren sehr attraktiv, ergänzt Lehmann. Er hat zuvor die Investor Relations der Edag Engineering Group AG, eines börsennotierten Entwicklungsdienstleisters für die Mobilitätsindustrie, geleitet.

Aus Investorensicht auf der Habenseite verbucht wird zudem, dass die heute von der Norma Group für die Produkte der Automobilbranche genutzten Maschinen auch für Produkte für die Luftfahrt, Solarparks oder Klimatechnik genutzt werden können. „Wir haben deshalb keinen wahnsinnig hohen Investitionsbedarf.“

Historisch gewachsen

Weil die deutsche und die europäische Autoindustrie schwächelt, ist auch die regionale Verteilung der Erlöse wichtiger geworden. Fast die Hälfte der Norma-Group-Umsätze (47%) stammt aus Nord- und Südamerika. Das sei historisch gewachsen, weil etwa der größte Teil des Wassergeschäfts seinen Ursprung in den USA habe und dort zugekauft wurde, so Lehmann.

Auch viele Investoren stammen aus den USA, ihr Anteil liegt bei 29%. Den hohen Standortkosten in Deutschland entziehen kann sich Norma indes nicht, zum Beispiel bei Energie und Personal, sagt Ivana Blazanovic, die Dritte im IR-Bund. Bei Investoren spiele die schlechte Stimmung im Land aber keine Rolle, dort werde vielmehr als Vorteil angesehen, dass es in Deutschland nach wie vor viele gut ausgebildete Ingenieure und andere Fachkräfte gebe.

In Autos und Waschmaschinen

Das stark wachsende Wassergeschäft weckt auch Begehrlichkeiten. Erste Analysten spekulieren darüber, dass die Abspaltung dieses Segments eine Idee sein könnte. Ob es vonseiten der Investoren Druck gebe, kommentierten die IR-Verantwortlichen nicht. Der Austausch mit allen Anteilseignern sei konstruktiv. Die dreiköpfige IR-Mannschaft der Norma Group sieht sich als eingespieltes Team, das sich „blind aufeinander verlassen kann“. Die Begeisterung für das eigene Unternehmen ist ihnen anzumerken. Ihnen ist wichtig, dass man Norma und die Produkte der Firma kennenlernt. „Fahren Sie Auto? Der Auspuff Ihres Wagens wird sicher von einer Norma-Schelle gehalten“, sagt Looß.

Auch an der Waschmaschine finde man Norma-Group-Teile, ergänzt Kollegin Blazanovic, um mit einem plakativen Beispiel das breite Anwendungsgebiet der Produkte greifbar zu machen. Blazanovic ist nach einer Banklehre, einem Studium in Wirtschaftswissenschaften und Finanzkommunikation sowie einem Job in der Unternehmensberatung seit sechs Jahren bei den Maintalern. Looß und Lehmann sind erst kürzlich dazugestoßen, beide hatten schon vielfältige Erfahrungen in der Investor Relations diverser Firmen gesammelt. Auch CEO Guido Grandi ist erst seit Juni 2023 an Bord. Er und CFO Annette Stieve seien sehr engagiert beim Thema IR und deckten als Ingenieur und Finanzfachfrau aus der Automobilbranche ein breites Themenspektrum ab, sagt Looß.

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