Notenbankchef Kuroda sagt Sayonara
Von Martin Fritz, Tokio
Nach dem letzten Treffen der Bank of Japan (BoJ) unter seiner Führung hat Haruhiko Kuroda es bedauert, dass es während seiner zehnjährigen Amtszeit nicht gelungen sei, das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Es sei daher noch zu früh, um über eine Abkehr von diesem Kurs zu diskutieren. Diese Politik sollte nun ein robustes Lohnwachstum unterstützen. Die Vorteile der Lockerung für die Wirtschaft würden ihre Nebenwirkungen „bei weitem überwiegen“, beteuerte der 78-Jährige. Nur sei die „deflationäre Denkweise“, also die Ansicht, dass Preise und Löhne nicht steigen werden, in Japan viel tiefer verwurzelt, als er gedacht habe. Dementsprechend hielt die Führung der Notenbank an einem Leitzins von minus 0,1% fest.
Seinem Nachfolger Kazuo Ueda wünschte der scheidende Gouverneur, die Geldpolitik so zu steuern, dass eine stabile und nachhaltige Inflation gewährleistet wird. „Er ist ein hervorragender Wirtschaftswissenschaftler, der sich mit Geldpolitik auskennt. Ich habe Vertrauen in ihn“, sagte Kuroda. Das Parlament stimmte am Freitag der Ernennung von Ueda wie erwartet zu. Die Staffelübergabe findet am 8. April statt.
Bei seinem Amtsantritt im April 2013 feuerte Kuroda seine erste „Bazooka“ mit massiven Ankäufen von Staatsanleihen ab und versprach, durch eine Verdoppelung der Geldbasis die Deflation binnen zwei Jahren für immer zu vertreiben. Die nächste Bazooka mit einer starken Ausweitung der Käufe folgte schon ein Jahr später. Als die Inflation nicht stieg, führte Kuroda 2016 einen unpopulären Negativzins ein. Schließlich begann die Notenbank, durch Anleihekäufe die zehnjährige Rendite um das Nullniveau herum zu fixieren. Durch seine plötzlichen Kursänderungen erwarb sich Kuroda den Ruf, den Finanzmarkt immer wieder zu überraschen, und verärgerte damit viele Akteure.
Die Bilanz seiner Amtszeit fällt durchwachsen aus. Keine Zentralbank hat während eines ganzen Jahrzehnts ihre eigene Bilanz so extrem ausgeweitet. Über 50 % der Staatsanleihen und die meisten zehnjährigen Bonds gehören inzwischen der BoJ. Doch der deutsche Japan-Experte Jesper Koll feiert Kuroda: „Er hat die Deflation besiegt.“ Als Beweise dienen die Verdoppelung der Immobilienpreise und des Nikkei 225. Dagegen spielte der Ex-BoJ-Chef Masaaki Shirakawa das Verdienst von Kuroda herunter: Der Einfluss von dessen Geldpolitik auf Inflation und Wirtschaftswachstum sei „bescheiden“ gewesen und habe als „Schnellreparatur“ für Strukturprobleme gedient, kritisierte Shirakawa.