Softwarekonzern

Obermann soll Chefaufseher von Dax-Schwergewicht SAP werden

Der Ex-Telekom-Chef und derzeitige Verwaltungsratsvorsitzende von Airbus René Obermann soll ab 2027 den Aufsichtsrat von SAP führen. Der Dax-Konzern nimmt damit eine frühzeitige Planung in die Hand.

Obermann soll Chefaufseher von Dax-Schwergewicht SAP werden

Obermann soll Chefaufseher von Dax-Schwergewicht SAP werden

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Der ehemalige Telekom-Lenker René Obermann soll neuer Aufsichtsratschef von SAP werden. Das geht aus einem Schreiben von Pekka Ala-Pietilä, der das Gremium für eine Übergangszeit führt, an die Aktionäre des Dax-Konzerns hervor, das im Rahmen der Einladung zur Hauptversammlung verschickt wurde. Das Aktionärstreffen ist für 24. Mai anberaumt. Offenbar möchte SAP nach einer Pannenserie bei der ursprünglichen Nachfolgeplanung für den SAP-Mitgründer und langjährigen Aufsichtsratschef Hasso Plattner möglichst früh die Weichen für die Ablösung des bis Ende 2026 bestellten Ex-Nokia-Managers Ala-Pietilä stellen. Dieser schreibt, Obermann solle der Hauptversammlung 2026 zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen werden, um dann 2027 an dessen Spitze zu rücken.

Obermann ist aktuell Chairman von Warburg Pincus Europe, für die er seit 2015 insbesondere das deutsche Geschäft aufgebaut hatte. Darüber steht er dem Aufsichtsrat von Airbus vor, ein Mandat, das bis 2027 läuft und dem der 62-Jährige zuletzt Vorrang vor seiner Tätigkeit für die Private-Equity-Gesellschaft eingeräumt hatte. „Im Ernstfall hat so ein großes Unternehmen immer Vorrang“, ließ er schon in den Nachwehen der Coronakrise im Zusammenhang mit Airbus wissen. In jüngster Zeit hatte sich Obermann in dieser Rolle auch für eine europäische Verteidigungsstrategie starkgemacht.

Mit deutscher Governance vertraut

Bei SAP fiel die Wahl auf Obermann aufgrund seiner „technologischen Expertise“, seiner tiefen Marktkenntnis und „Vertrautheit mit der deutschen Corporate Governance“, wie Ala-Pietilä in dem Schreiben betont. Der Umgang mit letzterer war dem ursprünglich als Plattner-Nachfolger vorgesehenen Ex-Deloitte-Chef Punit Renjen zum Verhängnis geworden. Nachdem dessen Wahl zum Chefaufseher im Unternehmen nicht länger konsensfähig war, war der Finne, der schon früher dem SAP-Aufsichtsrat angehört hatte, mit einem Interimsmandat eingesprungen.

Ab 2006 Telekom-Chef

Obermann hat entscheidende Jahre seiner Karriere bei der Deutschen Telekom verbracht, für die er seit 2000 das deutsche Mobilfunkgeschäft aufbaute. Ende 2006 rückte er an die Konzernspitze, nachdem der Bund und der amerikanische Großaktionär Blackstone auf eine Ablösung seines glücklosen Vorgängers Kai-Uwe Ricke gedrängt hatten. Der damalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel hatte bei der Bestellung Obermanns gesagt, die Telekom vertraue damit einer „herausragenden Unternehmerpersönlichkeit“ die Führung an. Der heutige Private-Equity-Manager selbst hat stets seine „Technologieaffinität“ verbunden mit Leidenschaft fürs Unternehmertum betont. Er verließ die Telekom Ende 2013 auf eigenen Wunsch, „um wieder näher am Maschinenraum“ zu sein, wie er damals sagte.

Für Start-ups engagiert

Nach einem Intermezzo bei der niederländischen Kabelfirma Ziggo wechselte er 2015 zu Warburg Pincus. Für den Finanzinvestor managte er unter anderem die Beteiligung an der United-Internet-Tochter Ionos, wo er den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitz hat. Obermann, der während seiner Zeit als Telekom-Chef auch Präsidiums-Mitglied des Digitalverbands Bitkom war, hat sich stets für die Förderung der Digitalwirtschaft in Deutschland eingesetzt. 2016 gründete er unter anderem zusammen mit Ralph Dommermuth und Oliver Samwer die Internet Economy Foundation und warb wiederholt für bessere Rahmenbedingungen für Start-ups in Deutschland.

Als ehemaliger Telekom-Lenker und heutiger Aufsichtsratschef von Airbus bringt der in Berlin lebende Manager auch langjährige Kontakte zur Politik mit, die er für die Walldorfer Software-Ikone in die Waagschale werfen kann. Diese stößt sich unter anderem an der Kapitalmarktregulierung in Deutschland, namentlich an den Indexregeln der Deutschen Börse.

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