Vodafone im Umbruch

Margherita Della Valle greift durch

Margherita Della Valle tut ihr Bestes, um Vodafone auf Rendite zu trimmen Sie weiß, wo sie ansetzen muss, denn sie ist seit drei Jahrzehnten an Bord.

Margherita Della Valle greift durch

Margherita Della Valle greift bei Vodafone durch

hip London
Von Andreas Hippin, London

Margherita Della Valle (59) hat sich ihren Platz an der Spitze von Vodafone hart verdient. Seit Ende April vergangenen Jahres hat sie das Amt des CEO inne, in dem schon lange nicht mehr gestaltet werden darf wie noch zu Zeiten von Vittorio Colao, sondern Shareholder Value erwirtschaftet werden muss. Davor musste sie sich erst einmal mehrere Monate als Übergangschefin beweisen.

Die frühere Finanzchefin des britischen Telekom-Rivalen kam zum Zug, nachdem ihr Vorgänger Nick Read wegen des starken Kursrückgangs der Aktie seinen Hut nehmen musste. Davor hatte sich die ehemalige Marketing-Assistentin drei Jahrzehnte lang mühsam im Unternehmen nach oben gearbeitet.

Raus aus früheren Kernmärkten

Will die gebürtige Römerin im Amt bleiben, muss sie meinungsstarken Aktionären wie dem französischen Milliardär Xavier Niel, dem Telekomkonzern E& (zuvor: Etisalat) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Liberty Global Paroli bieten können. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Fusion des Geschäfts auf dem britischen Heimatmarkt mit dem kleineren Rivalen Three UK reibungslos über die Bühne geht. Die Zusammenlegung mit dem britischen Geschäft von Li Ka-shings Hongkonger Holding CK Hutchison soll den größten britischen Mobilfunkbetreiber hervorbringen.

Für das Finanzressort holte sie im Juli vergangenen Jahres den ehemaligen SAP-Finanzchef Luka Mucic an Bord. Außerdem hat die Absolventin der Mailänder Elitehochschule Bocconi Università den Verkauf des Italiengeschäfts an Swisscom eingestielt und einen Abnehmer für das Spaniengeschäft gefunden. Der Abschied aus zwei ehemaligen Kernmärkten soll die Rendite auf das eingesetzte Kapital um mehr als einen Prozentpunkt steigern.

Dividende halbiert

Beide Transaktionen spielen 12 Mrd. Euro in bar ein. Nach der Veräußerung von Vodafone Italy kündigte Della Valle an, das Unternehmen werde für 4 Mrd. Euro Aktien zurückkaufen. Die kleinere Vodafone wird allerdings nicht mehr so viel Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten können. Für das laufende Jahr stellt der Board nur noch die Hälfte des Vorjahreswerts in Aussicht.

Bislang hat die Mutter zweier Söhne ihre Aufgaben als Frau fürs Grobe ganz gut bewältigt. Sie gilt als direkt, aber offen für die Meinungen anderer. Auch Humor wird der knallharten Saniererin zugesprochen. Und sie schlägt neue Wege ein. Um dem Board zu demonstrieren, wie wichtig Service für Kunden ist, lud sie seine Mitglieder im vergangenen Jahr zu einem Ausflug ins Callcenter in Stoke on Trent ein. Dort konnten die Teilnehmer hautnah miterleben, wie Vertrieb und Kundendienst funktionieren.

Deutschlandgeschäft stockt

Nun steht die weitere „Beschleunigung“ des Deutschlandgeschäfts an, dessen bereinigtes Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr schrumpfte. Dort wurde der Chef der Landestochter, Philippe Rogge, durch Marcel de Groot ersetzt. Er habe eine starke Erfolgsgeschichte vorzuweisen, wenn es um „Execution“ gehe, sagte Della Valle im März. Ob er es schafft, in einem von wirtschaftlicher Stagnation und steigenden Lebenshaltungskosten geprägten Umfeld Wachstum zu generieren, steht in den Sternen.

Die ersten vier Jahre ihrer beruflichen Karriere verbrachte Della Valle bei Montedison. 1994 wechselte sie zur Telefongesellschaft Omnitel, die später von Vodafone übernommen wurde.

Interesse an Shackleton

In ihrer nicht gerade reichlich bemessenen Freizeit geht sie gerne an der Themse spazieren. Außerdem kocht sie gerne. Der „Daily Mail“ sagte sie, dass sie den Gästen ihres „Traum-Dinners“ Auberginen-Auflauf (Parmigiane di Melanzane) servieren würde. Einladen würde sie Menschen wie die Reiseschriftstellerin Ella Maillart und die italienische Astrophysikerin Margherita Hack. Am liebsten einmal telefoniert hätte sie dem Blatt zufolge mit dem britischen Polarforscher Ernest Shackleton.

Della Valle gehört zu den wenigen Frauen in Spitzenpositionen in der von Managementberatern dominierten Telekombranche. Seit 2022 wird die französische Orange von Christel Heydemann geführt. Davor waren überall Männer am Ruder. Ende Januar dieses Jahres übernahm Allison Kirkby den Chefsessel des britischen Ex-Monopolisten BT.

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