Insolventes Vorzeige-Start-Up

Pinto soll Ÿnsect als neuer Chef helfen

Emmanuel Pinto hat sich einen Namen als Sanierer kleiner und mittlerer Firmen gemacht. Nun soll er eine dauerhafte Lösung für das insolvente Foodtech Ÿnsect finden.

Pinto soll Ÿnsect als neuer Chef helfen

Pinto soll Ÿnsect als neuer Chef helfen

wü Paris

Er gilt als Spezialist für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen. Jetzt soll Emmanuel Pinto dem französischen Foodtech Ÿnsect dabei helfen, eine dauerhafte Lösung für den Fortbestand zu finden. Pinto, der am 19. April seinen 56. Geburtstag feiert, hat gerade Shankar Krishnamoorthy als Generaldirektor des Scale-Ups abgelöst, das im letzten Jahr ein Schutzverfahren beantragen musste. Die Ernennung Pintos erfolgte parallel zu der Atempause, die sich das einstige Vorzeigeunternehmen der French Tech verschafft hat.

So hat das Handelsgericht Evry die Beobachtungsphase im Rahmen des im März eröffneten Insolvenzverfahrens verlängert. Die nächste Anhörung soll nun Ende Mai stattfinden. Gleichzeitig haben die alten Investoren Ÿnsect eine neue Finanzspritze von 10 Mill. Euro gewährt. Das ist zwar im Vergleich zu den Mitteln, die sich das auf aus Insektenproteinen hergestellten Tierfutter spezialisierten Unternehmen zuvor in Finanzierungsrunden besorgt hat, nur ein Klacks. Doch es ermöglicht zumindest, die Produktion fortzusetzen, Kunden weiter zu beliefern und vor allem Gespräche mit möglichen neuen Investoren fortzusetzen. Laut „Les Echos“ beläuft sich der Finanzierungsbedarf Ÿnsects auf 130 Mill. Euro.

Verluste durch Verspätung

Dabei wird Pinto eine Schlüsselrolle spielen. Seine Aufgabe sei, das Unternehmen während der Beobachtungsphase zu begleiten und zusammen mit den Aktionären eine dauerhafte Lösung zu finden, erklärte das Unternehmen. Der Ingenieur, der an der Mines Paris Tech studiert und auch einen Abschluss in Mathematik sowie in Corporate Finance Executive Education an der London Business School gemacht hat, ist seit September 2022 Partner der auf mit Herausforderungen kämpfende Unternehmen spezialisierten Beratungsfirma Dirigeants & Investisseurs (D&I). Zuvor hat er sich einen Namen als Sanierer kleiner und mittelgroßer Firmen und ihrer Töchter in Frankreich, Deutschland und Italien gemacht. In Deutschland war er unter anderem 2008 bis 2011 für Laminatepark im Saarland tätig.

Bei Ÿnsect wird Pinto Mitgründer Antoine Hubert als Strategiechef zur Seite stehen. Er bleibt auch weiter im Verwaltungsrat. Das Foodtech hat seit seiner Gründung 2011 insgesamt 600 Mill. Euro eingesammelt, darunter 160 Mill. Euro bei einer letzten Finanzierungsrunde im April 2023. Das hat jedoch nicht ausgereicht, die durch die um zwei Jahre verzögerte Inbetriebnahme einer riesigen Insektenfarm in Poulainville in der Nähe von Amiens verursachten Verluste auszugleichen. 2023 musste das Start-up einen Verlust von 80 Mill. Euro hinnehmen, während es auf einen Umsatz von 5,8 Mill. Euro kam.

Angebot für Produktionsstätte

Ÿnsect hat bereits mehrfach Stellen gekürzt und einen Standort in den Niederlanden geschlossen, wo es seinen Wettbewerber Protifarm 2021 übernommen hatte. Auch von einer Tochter in den USA hat sich das junge Unternehmen, das zuletzt 214 Mitarbeiter hatte, bereits getrennt. Jetzt könnte sein Produktionsstandort in Dole in Ostfrankreich folgen, dort wo das Abenteuer Ÿnsects einst begonnen hat. Für Dole gibt es einen Interessenten. Das Angebot wird derzeit geprüft. Die Frist für Übernahmeangebote ist ursprünglich am 3. April ausgelaufen.

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