Simon und von Moltke verlassen Deutsche Bank
Kurz vor dem Versand der Einladung zur Hauptversammlung hat die Deutsche Bank einen umfassenden Vorstandsumbau bekanntgegeben. Wie das Institut am Donnerstagabend mitteilte, wird der stellvertretende Vorstandsvorsitzende James von Moltke seinen im Juni 2026 endenden Vertrag nicht verlängern. Seine Aufgaben als Finanzvorstand soll Raja Akram übernehmen, den die Deutsche Bank von Morgan Stanley abgeworben hat.
Acht Jahre im Amt
Die Ankündigung kommt nicht ganz überraschend, denn schon vor einigen Wochen hatte die „Wirtschaftswoche“ berichtet, dass von Moltke über einen Rückzug nachdenkt. Immerhin verantwortet der Australier mit deutschen Wurzeln das Finanzressort im Vorstand der Deutschen Bank bereits seit acht Jahren. Es waren turbulente Jahre. Und auch wenn die 2019 begonnene Restrukturierung nicht immer nach Plan verlief, hat der 55-Jährige in seiner Funktion meistens eine gute Figur gemacht, was der Aufsichtsrat durch eine Beförderung zum stellvertretenden Vorsitzenden auch honorierte.
Komfortable Übergangsphase
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass von Moltke an der Auswahl seines Nachfolgers beteiligt war. Jedenfalls kennt er den derzeitigen Vize-Finanzchef von Morgan Stanley noch aus der gemeinsamen Zeit bei der Citigroup. Das wird die Einarbeitung erleichtern, für die Akram einige Monate eingeräumt werden. Auf seine Verpflichtung zum 1. Oktober soll zum Jahreswechsel der Einzug in den Vorstand folgen, die volle Verantwortung für das Finanzressort trägt er spätestens ab Juni.
Sewing macht Rechtsthemen zur Chefsache
Schneller vollziehen wird sich der Wechsel im Rechtsressort. Wie es in der Mitteilung der Deutschen Bank heißt, verlässt Stefan Simon die Bank aus persönlichen Gründen und legt die Verantwortung für die Bereiche Recht und Governance in die Hände von Vorstandschef Christian Sewing. Nach der drastischen Kürzung seiner individuellen Vergütung für das vergangene Jahr war bereits über ein bevorstehendes Ausscheiden von Simon spekuliert worden. Als Grund gilt die kostspielige Niederlage in dem von früheren Postbank-Aktionären angestrebten Prozess. Sie hatte wesentlich dazu beigetragen, dass die Deutsche Bank im vergangenen Jahr ihre Ziele verfehlt hat.
Lob vom Aufsichtsratschef
Gleichwohl stellte Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts in der Mitteilung den großen Beitrag heraus, den Simon dabei geleistet habe, die Deutsche Bank durch verschiedene Herausforderungen bei Regulierungs- und Rechtsthemen zu führen. Auch habe er geholfen, die Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden zu verbessern und die Wachstumsstrategie in Amerika zu unterstützen. Simon war zunächst Mitglied des Aufsichtsrats, bevor er 2020 in den Vorstand einzog.
Vertragsverlängerung für Sewing
Kontinuität signalisieren soll die Vertragsverlängerung von Vorstandschef Christian Sewing, dessen neues Mandat bis April 2029 läuft. Sewing habe die Transformation der Deutschen Bank seit 2018 erfolgreich vorangetrieben, unterstreicht Aufsichtsratschef Wynaendts laut Mitteilung. Dadurch seien die Profitabilität und die Ausschüttungen an die Aktionäre deutlich gestiegen. „Wir im Aufsichtsrat sind überzeugt, dass Christian der Richtige ist, um die Bank durch die nächste Phase ihrer Strategie zu führen.“
Neuer Amerika-CEO gesucht
Auch Fabrizio Campelli, der die Unternehmensbank und die Investmentbank verantwortet, wurde für weitere drei Jahre gebunden. Zusätzlich soll er die Verantwortung für die Region Amerika von Simon übernehmen. Ihm unterstellt werden soll dabei aber auch ein lokaler CEO, der das operative Geschäft in der Region Amerika steuert. Die Stelle war seit dem Ausscheiden von Christiana Riley im Mai 2023 unbesetzt. Sofern die Aufsichtsbehörden grünes Licht geben, soll die Aufgabe kommissarisch an Paul Maley übertragen werden, den Leiter Unternehmensbank in der Region.