Vom Zauberer zum Musterunternehmer
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Richard Harpin (57) und seine Frau Kate werden wohl um die 500 Mill. Pfund aus dem Verkauf von Homeserve an den kanadischen Finanzinvestor Brookfield Asset Management erhalten. Der Yorkshireman hatte die FTSE-250-Gesellschaft 1993 in Walsall als Joint Venture mit South Staffordshire Water an den Start gebracht. Seine Idee: ein Reparatur-Notdienst für alle Wasserversorger. Zu seinen Beweggründen gehörte, dass es ihm schwerfiel, zuverlässige Handwerker zu finden. Seitdem ist einiges dazugekommen, etwa die Online-Plattform Checkatrade, die Handwerker und Hausbesitzer zusammenbringt. Rund 9000 Mitarbeiter beschäftigt Homeserve mittlerweile. Brookfield zahlt 4,1 Mrd. Pfund für das Unternehmen, 12 Pfund je Aktie. Das entspricht einer Prämie von 71 % auf den Schlusskurs des Handelstages vor Bekanntwerden des Angebots, das vom Board unterstützt wurde. Gut möglich, dass es nicht das letzte Wort ist. Aus Sicht des Liberum-Analysten Joe Brent ist die Tür für weitere Angebote offen.
Harpin war schon als Kind äußerst geschäftstüchtig. Mit sechs Jahren züchtete und verkaufte er Kaninchen. Dann brachte er sich Zaubertricks bei und trat im Alter von 11 Jahren damit auf Partys auf. Er besuchte die Royal Grammar School in Newcastle und brachte ein Geschäft für Anglerzubehör (Fliegenfischen) an den Start, das er bis zu seinem Abschluss an der York University betrieb. Es verschaffte ihm das nötige Eigenkapital zur Finanzierung seines ersten Eigenheims.
Sein Vater hatte gehofft, dass der Wirtschaftswissenschaftler eine sichere Karriere im Rechnungswesen verfolgen würde. Nachdem er einen Platz im „Marketing Vacation Course“ von Procter & Gamble ergattern konnte, stieg Harpin jedoch bei dem Konsumgüterhersteller ein. Er arbeitete vier Jahre lang in der Zentrale in Newcastle im Brand Management. Dann war er ein Jahr für Deloitte als Unternehmensberater tätig. Nebenbei betrieb der Vater dreier Kinder mit seinem früheren P&G-Kollegen Jeremy Middleton einen Immobilien-Vermittlungsservice, der Mietern in erster Linie Immobilien vermittelte, die Harpin und Middleton selbst oder ihren Freunden gehörten. Am Ende setzten die beiden ihr eigenes Beratungsgeschäft auf. Das Immobiliengeschäft hatte ihnen vor Augen geführt, wie schwierig es ist, in Notfällen gute Handwerker zu finden. Damit war die Geschäftsidee für Homeserve geboren. Auf der Suche nach einem Finanzier stellten sie es allen britischen Wasserversorgern vor.
Im Finanzkrisenjahr 2008 wurde Harpin von EY UK zum Unternehmer des Jahres gekürt. Heute setzt er sich für mehr Ausbildungsplätze und die Förderung von unternehmerischem Denken außerhalb schulischer Umgebungen ein.