Die Schwellenländer sind zurück
Emerging Markets
Die Schwellenländer sind zurück
Gute Gründe für Aktien aus Emerging Markets
Das Jahr 2022 war miserabel für die Emerging Markets. Doch nun sind aufgrund eines überdurchschnittlichen Wachstums und einer niedrigen Bewertung die Chancen für eine Outperformance von Aktien aus Schwellenländern ausgesprochen gut. Laut mehreren Strategen ist das Aufwärtspotenzial signifikant.
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Anleger, die in den Schwellenländern engagiert waren, haben im vergangenen Jahr so richtig gelitten. Aufgrund der Zinswende der großen Notenbanken war 2022 ein annus horribilis für Investoren auf der Aktien- und auf der Anleihenseite. Besonders stark an Wert verloren haben dabei die Investments in den Schwellenländern. So hat der MSCI Emerging Markets Aktienindex im vergangenen Jahr 20,1% eingebüßt, und damit mehr als der MSCI World, der 18,1% verlor. Unterm Strich hat sich in den letzten Jahren ein Investment in den Schwellenländern nicht gelohnt, schnitten doch die Industrieländer unter Führung des US-Markts deutlich besser ab.
Doch nun sind viele Strategen der Ansicht, dass die Schwellenländer zurück sind. „Die Emerging Markets bieten Aktienanlegern derzeit mehr Aufwärtspotenzial als die entwickelten Länder, die mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben“, erklärt Arnout van Rijn, Portfoliomanager bei Robeco für Multi-Asset Solutions. „Jetzt könnte der richtige Zeitpunkt zum Kauf sein.“ Skagen Funds analysiert: „Der Wind für Schwellenländer hat im November vergangenen Jahres wieder Richtung Aufschwung gedreht.“ Und Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel, meint: „Grundsätzlich lohnt es sich derzeit für Anleger, Schwellenländer wieder stärker in den Fokus zu nehmen.“
Die Aktienmärkte der Schwellenländer sind historisch durch starke Schwankungen gekennzeichnet. „Es gab zwei ausgeprägte langanhaltende Auswärtsbewegungen sowie zwei Phasen der Underperformance, insbesondere in den letzten Jahren“, analysiert Robeco die Entwicklung dieser Assetklasse seit 1992. Insofern sind Emerging-Markets-Aktien durchaus riskant. Kommen aber die Schwellenländer erst einmal ins Laufen, sind auch die Gewinne in der Regel hoch. So hat zum Beispiel der MSCI Emerging Markets im Jahr 2009 satte 78,5% zugelegt, während der MSCI World nur auf ein Plus von 30,0% kam.
Eine Reihe von guten Gründen spricht nun für die Emerging Markets. Begünstigt werden die Schwellenländer von der Wiedereröffnung Chinas nach der Corona-Pandemie, so dass sie jetzt insgesamt wesentlich schneller wachsen dürften als die Industriestaaten. Hinzu kommt eine deutlich niedrigere Bewertung der Aktienmärkte der Schwellenländer. Darüber hinaus befinden sich viele Schwellenländer in einer wesentlich solideren Verfassung als manche Industriestaaten, in denen die Notenbanken nach einer lockeren Geldpolitik jetzt stark straffen müssen.
„Unseres Erachtens befinden wir uns am Beginn einer neuen Aufwärtsbewegung, die mehrere Jahre andauen könnte“, meint Robeco. „Der Aufschwung in China ist nach wie vor der ausschlaggebende Faktor, aufgrund dessen sich die chinesische Wirtschaft nebst den Schwellenländern und Japan im Jahr 2023 besser entwickeln könnte als globale Aktien“, sagt Aneeka Gupta aus dem Makroresearch von Wisdom Tree. „Asiatische Schwellenländer dürften auf dem Weg zu einer guten Performance sein“, meint auch Stephen K. Chang, Portfoliomanager für Asien bei Pimco. „Chinas Wiedereröffnung könnte sowohl die globale als auch die regionale Wirtschaft ankurbeln, insbesondere für Thailand mit seinem bedeutenden Tourismussektor und Malaysia, dessen Wachstum stark von China abhängt.“
Die Emerging-Markets-Aktien sind vor allem günstig bewertet. So stellt Wisdom Tree fest, dass die Aktien der Emerging Markets mit 12,3 ein sehr viel niedrigeres Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aufweisen als der US-Markt mit 19,6. Und laut MSCI liegt das KGV der Emerging Markets mit 12,0 deutlich unter den 18,2 der im MSCI World vertretenen Industriestaaten. Auch die Dividendenrendite der Schwellenländeraktien ist mit 3,3% deutlich höher als die der Industriestaaten von 2,2%.
Alles in allem sind die Aktienmärkte der Schwellenländer in der Tat aussichtsreich. Wer in diese Märkte investieren will, sollte dies möglich breit gestreut tun. Dazu stehen etliche aktive Fonds sowie ETFs zur Verfügung. Von der jüngsten Performance sollten sich Investoren dabei nicht leiten lassen. Denn 2022 war miserabel. Dafür sind jetzt die Aussichten gut.
Ausgewählte Emerging-Markets-Aktienfonds | ||||||||
Name | ISIN | AuM | Performance p.a. (%) | |||||
(Mill. Euro) | 1J. | 3 J. | 5 J. | 10 J. | Vola in % | Ltd. Kosten (%) | ||
Comgest Growth Em. Markets Acc | IE0033535182 | 1.051 | -6,9 | 0,9 | -3,8 | 1,8 | 18,5 | 1,57 |
DekaLuxTeam – Emerging Markets | LU0350482435 | 234 | -10,7 | 5,6 | 0,2 | 2,6 | 19,0 | 1,85 |
DWS Invest Chinese Equities LC | LU0273157635 | 95 | -10,8 | -2,3 | -2,1 | 3,5 | 23,8 | 1,64 |
Fidelity Emerging Markets Fund A Acc | LU0261950470 | 3.374 | -15,0 | 5,9 | -0,3 | 4,0 | 19,2 | 1,91 |
JP Morgan Em. Markets Equity F. A Acc | LU0217576759 | 7.526 | -9,2 | 6,8 | 2,5 | 4,0 | 19,2 | 1,71 |
Schroder Int. Sel. F. Em. Markets A Acc | LU0248176959 | 4.252 | -11,8 | 6,7 | 0,8 | 3,3 | 18,0 | 1,86 |
Templeton Emerging Markets Fund | LU0029874905 | 611 | -4,1 | 7,7 | 1,3 | 2,6 | 20,5 | 2,00 |
Vontobel Emerging Markets Equity B | LU0040507039 | 988 | -14,6 | 3,0 | -1,7 | 1,1 | 15,7 | 2,04 |
Lyxor MSCI Em. Markets Ucits ETF | FR0010429068 | 927 | -10,0 | 8,2 | 0,8 | 2,9 | 17,2 | 0,55 |
iShares Core MSCI EM Ucits ETF | IE00BKM4GZ66 | 15.644 | -9,4 | 10,3 | 1,8 | 16,5 | 0,18 | |
Vanguard FTSE Em. Markets Ucits ETF | IE00B3VVMM84 | 2.275 | -8,2 | 9,7 | 2,3 | 15,7 | 0,22 | |