Konzerne im Bann der Geopolitik
CFOs wieder zuversichtlicher
Deloitte-Umfrage: Großunternehmen in Bann der Geopolitik
ab Düsseldorf
Die Stimmung in der deutsche Wirtschaft hat sich spürbar aufgehellt. Galt ein Abgleiten in die Rezession in der CFO-Umfrage von Deloitte im Herbst vorigen Jahres noch als unvermeidlich, sieht die Mehrheit heute wieder mit mehr Optimismus in die Zukunft.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich spürbar aufgehellt. Galt ein Abgleiten in die Rezession in der CFO-Umfrage von Deloitte im Herbst vorigen Jahres noch als unvermeidlich, sieht die Mehrheit heute wieder mit mehr Optimismus in die Zukunft.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist wieder von Zuversicht gekennzeichnet. Dabei haben sich nicht nur die Geschäftsaussichten verbessert, wie aus der Umfrage von Deloitte unter 140 Finanzvorständen deutscher Unternehmen hervorgeht. Auch die Bereitschaft für Investitionen und Beschäftigungsaufbau sind im Index, dem Saldo aus positiven und negativen Erwartungen, wieder leicht positiv. „Auch wenn der Krieg in der Ukraine andauert und die Inflation hierzulande hoch bleibt, hellt sich die Stimmung unter den Unternehmen spürbar auf“, resümiert Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte.
Diese Entwicklung sei vor allem auf das Ausbleiben der befürchteten Gasmangellage sowie den konjunkturellen Rückenwind durch die Wirtschaftsöffnung in China zurückzuführen. „Allerdings bleiben die Risiken hoch, vor allem im Hinblick auf den engen Arbeitsmarkt und die geopolitischen Spannungen“, warnt Börsch.
Gleichwohl lässt sich die deutsche Wirtschaft immer weniger über einen Kamm scheren. Dabei gibt es neben erheblichen Unterschieden zwischen den verschiedenen Branchen auch ein Gefälle bei den Unternehmensgrößen. Allen voran die Großunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro sind in ihren Vorhersagen deutlich vorsichtiger und schätzen ihre Geschäftsaussichten um einiges pessimistischer ein. Ein Drittel der befragten CFOs aus dieser Kategorie schätzt die Geschäftsaussichten für ihr Unternehmen schlechter ein als drei Monate zuvor. Zur Begründung verweist Deloitte auf die hohe Unsicherheit im internationalen Umfeld, die Großunternehmen verhältnismäßig stärker betreffe.
Das gilt auch, wenn es um die Beschäftigungs- und Investitionsbereitschaft geht. Die Pläne der Großunternehmen sind deutlich restriktiver. Die Indexwerte rangieren im negativen Bereich mit –18% für Beschäftigung und –10% für Investitionen, während sie insgesamt wieder leicht positiv sind. Gefragt nach den größten Risiken, geht der Fingerzeig bei den Großunternehmen auf geopolitische Risiken. In der Gesamtschau rangiert dieses Risiko auf Rang drei, hinter dem Fachkräftemangel und den steigenden Lohnkosten, über die sich die CFOs die Köpfe zerbrechen.
Ganz verschwunden ist die Angst vor einer Rezession jedoch nicht, stellt die nachlassende Inlandsnachfrage doch für mehr als die Hälfte der Unternehmen noch immer ein großes Risiko dar. Hingegen machen sich nur wenige Firmen Sorgen hinsichtlich steigender Kapitalkosten und Wechselkursrisiken.
Doch wenngleich die Stimmung insgesamt wieder freundlicher ist, gibt es zwischen einzelnen Branchen erhebliche Unterschiede. Auf der Gewinnerseite steht vor allem der Dienstleistungssektor. Dort ist fast die Hälfte der befragten CFOs zuversichtlicher als vor drei Monaten. Verschlechtert haben sich dagegen die Aussichten in der Immobilienbranche und im Maschinenbau. In beiden Wirtschaftszweigen bestimmen steigende Zinsen, hohe Rohstoffpreise und eine rückläufige Nachfrage das Sentiment. Das Schlusslicht bildet der Handel. Dort schätzt ein Drittel der Befragten die Geschäftsaussichten schlechter ein als vor drei Monaten. Mit Skepsis beäugen gleichwohl alle Finanzvorstände die Inflation.