About You will bis Ende Juni an die Börse
ste Hamburg
Der 2014 als Tochterunternehmen des Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzerns Otto gegründete Online-Modehändler About You will noch im laufenden zweiten Quartal an die Börse in Frankfurt gehen. Geplant sei die Privatplatzierung neuer Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie von Anteilen bisheriger Gesellschafter, teilt das Unternehmen mit, bei dem die Otto Group aktuell über rund 53% der Stimmrechte verfügt. Aus der Platzierung neu geschaffener Aktien bei institutionellen Investoren in Deutschland und anderen Ländern wird ein Bruttoerlös von mindestens 600 Mill. Euro angestrebt.
IPO-Absagen schrecken nicht
Die zuletzt eingetrübte Stimmung für Börsengänge und IPO-Absagen wie die des Internet-Neuwagenhändlers Meinauto schrecken About You nicht. „Wir haben in Gesprächen mit großen und namhaften Kapitalmarktakteuren in den vergangenen Monaten über verschiedene Marktphasen hinweg ein extrem positives Feedback erfahren“, sagt Tarek Müller, Mitgründer und im Vorstand für Marketing & Brands zuständig, der Börsen-Zeitung. Die Investoren nähmen wahr, dass About You ein sehr schnell wachsendes Asset mit jahresdurchschnittlichen Umsatzsteigerungen von 90% seit Gründung und von 60% in den vergangenen drei Jahren sei. „Zudem wird registriert, dass wir auch über einen Track Record in starker struktureller Profitabilität verfügen.“
Müller betonte, es bestünden darüber hinaus „diverse potenzielle Upsides durch die Internationalisierung, die wir weiter vorantreiben werden, durch die sehr gute Pipeline und auch schon abgeschlossene Verträge in unserem B2B-Segment sowie durch andere Faktoren“. Als größtes Investitionsfeld sieht About You die weitere internationale Expansion an. Das Unternehmen, das nach dem Eintritt in 13 weitere Märkte im Geschäftsjahr 2020/21 inzwischen in 23 kontinentaleuropäischen Ländern vertreten ist, will mittel- bis langfristig zur weltweit führenden Modeplattform werden. Derzeit habe man außerhalb Europas aber noch keine Länder konkret im Visier, so Müller. Bei dem Unternehmen trug im vergangenen Geschäftsjahr vor allem das Erlöswachstum des Handelsgeschäfts im defizitären Segment „Rest of Europe“ um 145% auf 464 (i.V. 189) Mill. Euro dazu bei, dass mit 1,17 Mrd. (743 Mill.) Euro erstmals ein Milliardenumsatz verbucht wurde. Im laufenden Jahr erwartet About You ein Umsatzwachstum um insgesamt 40 bis 50%.
Neben der internationalen Expansion, die laut Müller bislang zu einem großen Teil durch Gewinne aus den beiden profitablen Segmenten – dem Handelsgeschäft im deutschsprachigen Raum und dem B2B-Bereich –finanziert werden konnte, sollen die IPO-Erlöse in das Einstellen von Entwicklern, in Technologieinnovation, in Forschung und möglicherweise auch in kleinere Technologie-Akquisitionen investiert werden. Zunächst aber gehe es bei dem Börsengang, der von Deutscher Bank, Goldman Sachs und J.P. Morgan organisiert wird, vor allem um den Aufbau einer gesunden Kapitalstruktur.
Hauptkonkurrent Innenstadt
Von der Konkurrenz grenzte Müller About You ab. So sei die eigene Zielgruppe jünger und weiblicher als etwa die von Zalando. Anders als Zalando, Asos, Boohoo und andere Mitbewerber in der Fashion-Industrie verfüge man über ein Technologiesegment. Dieses Segment, das 2020/21 um 61% gewachsen und profitabel sei, sei ein Unterscheidungsmerkmal, das auch zur Risikodiversifizierung beitrage. Zudem verfüge man externen Meinungen zufolge über die weltweit beste Smartphone-App im Modebereich. About You richte den Fokus stärker auf Inspiration und Personalisierung. Hauptkonkurrent für About You sei die Innenstadt, nicht Zalando oder ein anderes Unternehmen, so Müller. An dem Start-up-Unternehmen, das seit einer Finanzierungsrunde 2018 mit einer Milliardenbewertung zur Gruppe der „Einhörner“ gezählt wird, sind neben Otto auch die Beteiligungsgesellschaft Heartland des dänischen Bekleidungskonzerns Bestseller mit einem Anteil von 28,9%, die vom Versandhausgründerenkel Benjamin Otto initiierte GFH Gesellschaft für Handelsbeteiligungen, die Investoren German Media Pool und Sevenventures sowie das Management beteiligt.
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