Absatzprognose von Daimler wackelt
jh München
Die Absatzprognose von Daimler für dieses Jahr ist unsicher geworden. Die Pkw-Verkaufszahlen im aktuellen Quartal lägen wegen des Halbleitermangels spürbar unter denen der Monate von April bis Juni, berichtete Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende, in einem Pressegespräch vor Beginn der IAA. Das sei im Schlussabschnitt dieses Jahres nicht mehr aufzuholen. Ob die Jahresprognose abermals gesenkt werden müsse, lasse sich noch nicht sagen. Seit Juli rechnet der Vorstand für das Pkw-Segment Mercedes-Benz Cars mit einem Absatz auf dem Niveau des Vorjahres. Zuvor hatte das Management einen deutlichen Anstieg in Aussicht gestellt.
„Die Stückzahl ist derzeit eine Funktion von Produktionsrestriktionen“, sagte Källenius. Auch im größten Markt China, wo die Autoverkäufe den dritten Monat in Folge gesunken sind, sei die Nachfrage nach den Pkw des Stuttgarter Konzerns stabil. Aktuell habe Mercedes-Benz „wahrscheinlich das beste Produktportfolio, das wir jemals hatten“, fügte Källenius hinzu.
Die Schließung von Halbleiterfabriken in Malaysia wegen der Pandemie hat den Chipmangel verschärft. „Das dritte Quartal sollte aber der Tiefpunkt gewesen sein“, sagte Källenius. Bis zum Jahresende rechnet er mit einer leichten Besserung der Lage, mit einer deutlichen Entspannung aber erst im übernächsten Jahr.
Finanzvorstand Harald Wilhelm betonte im Zusammenhang mit der unsicheren Absatzvorhersage, dass die Ergebnisprognose für dieses Jahr nicht revidiert werde. Für das Segment Mercedes-Benz Cars & Vans wird eine Umsatzrendite von 10 bis 12% angepeilt – bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). „Wir sind resilient geworden“, sagte Wilhelm. Das Unternehmen habe an allen Hebeln gearbeitet. Die Schwelle für ein ausgeglichenes Ergebnis sei in den vergangenen 18 Monaten drastisch gesenkt worden. Daimler werde die Fixkosten weiter reduzieren und wolle weiterhin höhere Preise durchsetzen. Der Produktmix habe sich stärker zu Modellen mit höheren Margen verschoben: „Dafür wollen wir weiterhin unsere Kapazitäten priorisieren.“
Källenius erwartet, dass die Marge zweistellig bleibt. Im ersten Halbjahr 2021 erzielte das Segment Mercedes-Benz Cars & Vans eine bereinigte Ebit-Rendite von 13,5%. Källenius machte deutlich, dass es Daimler nicht um einen Wettbewerb mit Volumenherstellern gehe oder – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Dieter Zetsche – um die Krone im Premiumsegment: „Wir wollen unsere Autos nicht massenhaft in Flottendienste bringen.“
Wachstum angepeilt
Dennoch wolle Mercedes-Benz weiter wachsen. „Der Markt bewegt sich eher in unsere Richtung“, sagte er mit Blick auf Luxus und Technologie. Beides zu kombinieren, sei die Rolle von Mercedes-Benz. Zwar nehme der Wettbewerb zu, doch scheint Källenius nicht bange zu sein: „Auch bei beschleunigter Fahrt in die Elektromobilität haben wir sehr gute Chancen, profitabel zu wachsen.“
Sieben der zehn neuen Automodelle, die Daimler auf der IAA präsentiert, sind rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Dazu zählt auch ein großer Elektro-Geländewagen der G-Klasse.