Ringen um Rettung

Adler-Opponenten verschärfen Gangart

Bondholder der Adler Group, die den Rettungsplan ablehnen, haben Anleihen im Volumen von 193 Mill. Euro gekündigt. Der angeschlagene Immobilienkonzern hält das für ein Störmanöver.

Adler-Opponenten verschärfen Gangart

– Das Ringen um die Rettung der krisengeschüttelten Adler Group geht in die entscheidende Phase. Vor dem High Court in London verhandeln der Immobilienkonzern und seine Anleihegläubiger am Freitag über die geplante Kapitalrestrukturierung. Eine große Mehrheit der Bondholder unterstützt den Rettungsplan, aber eine Gruppe längerfristiger Gläubiger will nichts davon wissen.

Inzwischen verschärfen einige der Opponenten ihre Gangart. Wie Adler mitteilt, haben zwei Mitglieder der gegnerischen Gruppe Anleihen gekündigt. Sie stellen damit ihre Forderung fällig. Betroffen sei ein Nominalbetrag von 192,8 Mill. Euro. Insgesamt bezieht sich die geplante Kapitalrestrukturierung auf Anleihen im Volumen von 3,2 Mrd. Euro.

Adler hält die Kündigung für unwirksam. Der Schritt diene vor allem dazu, den von einer breiten Mehrheit der Bondholder unterstützten Stabilisierungsprozess zu stören, teilt der angeschlagene Wohnungskonzern mit. Die Adler-Gruppe behalte sich „sämtliche Rechte im Zusammenhang mit der unwirksamen Kündigung, insbesondere etwaige Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche, ausdrücklich vor“.

Die Opposition konzentriert sich auf die am längsten laufende Anleihe, die im Jahr 2029 fällig ist. Sie moniert, dass der Rettungsplan Anleihen mit kürzeren Laufzeiten bevorzuge. Die von den Anwaltskanzleien Akin Gump und Gleiss Lutz sowie von der Beratungsgesellschaft FTI Consulting vertretene Gruppe, die sich um die US-Investmentfirma Strategic Value Partners gebildet hat, repräsentiert nach eigenen Angaben mehr als 34% der 2029er-Anleihe über 800 Mill. Euro.

Aufgrund des Widerstands dieser Gruppe verfehlte Adler die erforderliche Zustimmungsquote von 75% auf der Gläubigerversammlung des 2029er-Bonds. Damit war der Rettungsplan blockiert, obwohl das Vorhaben auf den anderen fünf Gläubigertreffen durchkam. Adler hat daraufhin eine Kapitalrestrukturierung nach englischem Recht auf den Weg gebracht, um die geplante Änderung der Anleihebedingungen durchzubringen.

Dafür wurden die Anleihen auf eine neue Gesellschaft (AGPS BondCo) verlagert. Der Vergleich muss bis Ende April unter Dach und Fach sein, sonst können die Geldgeber die Bonds fällig stellen. Denn es gilt als ausgeschlossen, dass bis dahin ein geprüfter Jahresabschluss für 2022 vorliegt, wie es die bisher noch geltenden Anleihebedingungen verlangen. Der Grund: Adler hat noch immer keinen Wirtschaftsprüfer.

Kurz vor dem Gerichtstermin in London hatte Adler mit den Anleihegläubigern, die den Rettungsplan unterstützen, mehr Zeit für die Suche nach einem Abschlussprüfer und recht üppige Sonderzahlungen vereinbart. Demnach bekommt der Konzern bis 30. September 2024 Zeit für die Erstellung geprüfter Jahresabschlüsse. Diese Frist gilt für die Konzernabschlüsse 2022 und 2023.

Bondholder, die sich an der Bereitstellung eines neuen Darlehns beteiligen, erhalten zusätzliche Provisionen, darunter eine „Ticking Fee“ von 5% jährlich bis zur ersten Inanspruchnahme der Fremdfinanzierung, und neue Aktien, so dass sie künftig den Angaben zufolge 22,5% des Aktienkapitals halten werden.

Der Rettungsplan sieht bis zu 937,5 Mill. Euro neues Fremdkapital vor. Das vorrangig besicherte Darlehn weist eine endfällige Verzinsung von happigen 12,5 % im Jahr auf und läuft bis Ende Juni 2025. Die zusätzlichen Gebühren verteuern den ohnehin teuren Kredit weiter.

Die Opponenten haben einen Gegenvorschlag präsentiert, dessen Kern ein Tenderverfahren ist. Demnach sollen Anleihegläubiger die Option erhalten, Schuldverschreibungen mit einem Abschlag an Adler zurückzugeben. Auf diesem Wege sollen Nettoeinnahmen aus geplanten Immobilienverkäufen des Unternehmens an die Gläubiger weitergeleitet werden.

Dabei wird das Recht zu tendern nach dem Ablauftermin der Anleihen gestaffelt. Als Erste sind die Inhaber des 2024er-Bonds dran, dann kommen die übrigen Anleihen in der Reihenfolge ihrer Fälligkeit.

Derweil läuft die zermürbende Suche nach einem neuen Abschlussprüfer weiter. Nach dem Zerwürfnis mit dem bisherigen Prüfer KPMG hat Adler bisher keinen neuen aufgetrieben. Sogar eine gerichtliche Bestellung durch das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg scheiterte, weil KPMG eine Weiterführung des Mandats abermals ablehnte. Andere große Wirtschaftsprüfer winken bisher ebenfalls ab oder sind aufgrund eines Interessenkonflikts außen vor.

Eine geprüfte Bilanz ist Grundlage für die milliardenschweren Kredite und Anleihen. Dem Abschluss 2021 hatte KPMG das Testat aufgrund fehlender Informationen zu Geschäften mit Adler nahestehenden Personen versagt.

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