Sanierung des Agrarhändlers

Krisenkonzern Baywa streicht 1.300 Vollzeitstellen

Die Baywa sieht bei ihrer Sanierung einen umfangreichen Personalabbau vor. Der Agrarhandelskonzern will im Bereich der AG bis zu 1.300 Stellen streichen.

Krisenkonzern Baywa streicht 1.300 Vollzeitstellen

Krisenkonzern Baywa streicht 1.300 Vollzeitstellen

Hochverschuldeter Agrarhandelsriese will Personalabbau bis Ende 2027 umsetzen

sck München

Für die selbstverschuldete Schieflage der Baywa AG zahlen die Mitarbeiter des Münchner Agrarhandelskonzerns die Zeche. Die von den Gläubigerbanken und den bayerischen Kreditgenossen beschlossene Zerschlagung des Konglomerats sieht den Abbau von bis zu 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitstellen im Kernunternehmen vor. Das meldete die börsennotierte genossenschaftliche Firma nach einer Sitzung des Aufsichtsrats. Vom Einschnitt wären 16% der Vollzeitbeschäftigten in der AG betroffen.

Die Maßnahme will die Konzernführung bis Ende 2027 umsetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt wollen die Haupteigentümer und die Gläubigerinstitute den Umbau abschließen. Basis dafür ist ein in Auftrag gegebenes Sanierungsgutachten bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Zusammen mit den Aktivitäten außerhalb der Heimatländer Deutschland und Österreich beschäftigt der Konzern weltweit über 23.000 Personen (Stand Ende 2023).

Zentralverwaltung betroffen

Der Baywa zufolge betrifft der Personalabbau zentrale Verwaltungsfunktionen und IT-Bereiche. „Mit dem Transformationskonzept ist jetzt die Basis für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens gelegt“, ließ sich der Restrukturierungsvorstand Michael Baur zitieren. Der Sanierungsexperte von Alix Partners arbeitet seit Juli bei der Baywa. Anfang November rückte er in den Vorstand auf. Faktisch hat Baur das Sagen. Ende Oktober ging Vorstandschef Marcus Pöllinger. Die Gläubigerinstitute holten Baur ins Haus, nachdem die Baywa sich am 12. Juli per Ad-hoc-Warnung zum Sanierungsfall erklärt hatte. Die Volks- und Raiffeisenbanken des Freistaats und die Gläubigerbanken verhandelten monatelang über Details der Neuordnung des hochverschuldeten Unternehmens.

Eine Einigung mit dem Betriebsrat über die Stellenstreichungen soll bis Ende März 2025 erfolgen. Der genossenschaftliche Finanzverbund ist mit einem Anteil von 34% größter Einzelaktionär der Baywa.

Die Kredit- und Warengenossen aus der Alpenrepublik halten 28%.

Die Sanierung sieht die Trennung von 26 der insgesamt 400 Standorte vor. Zudem will Baur „wesentliche“ internationale Aktivitäten veräußern. Dazu gehört die ebenfalls angeschlagene Solar- und Windkraftanlagentochter Baywa r.e. Diese umfasst über 4.000 Mitarbeiter. Das heißt, dass der Personalabbau viel umfangreicher ausfallen wird als zunächst kommuniziert, wenn man die nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Beteiligungen in Betracht zieht.