Anleger begrüßen IPO-Absage von Ampère
Anleger begrüßen IPO-Absage von Ampère
Renault-Aktie legt zu – Volkswagen bekräftigt Finanzierungsplan für Batteriesparte Powerco
wü/ste Paris/Hamburg
Investoren haben erleichtert auf die Absage des Börsengangs der Elektrofahrzeug-Sparte von Renault reagiert. Die Aktie des Autobauers legte Dienstag an der Börse von Paris bis zum frühen Nachmittag 1,8% auf 34,92 Euro zu. Während ein Teil der französischen Presse die Entscheidung als Misserfolg für die Strategie von Konzernchef Luca de Meo werteten, kamen Analysten zu positiven Urteilen.
Es wäre unverantwortlich gewesen, an dem IPO festzuhalten, das nicht hätte halten können, was es versprach, erklärte de Meo gegenüber Journalisten und Analysten. Er begründete die Entscheidung mit den Marktbedingungen, die sich seit der Ankündigung des Börsengangs von Ampère 2022 verschlechtert haben. Zum anderen generiert Renault wieder mehr Geld. Der Autobauer, der im November einen Investorentag zu Ampère veranstaltet hat, legt am 15. Februar seine Bilanz für 2023 vor.
Marktumfeld verschlechtert
Tatsächlich hat sich der Appetit von Investoren für reine E-Fahrzeug-Player angesichts der verstärkten Konkurrenz abgeschwächt, wie der Absturz der Tesla-Aktie seit Jahresbeginn zeigt. Renault hatte Ampère im ersten Halbjahr an die Börse bringen, jedoch die Mehrheit behalten wollen. Dabei hatte de Meo gehofft, dass Ampère mit insgesamt 8 bis 10 Mrd. Euro bewertet würde.
Der Autobauer, an dem der französische Staat mit 15% beteiligt ist, wollte bei Ampère auch seinen strategischen Partner Qualcomm sowie die Allianzpartner Nissan und Mitsubishi als Minderheitsaktionäre mit an Bord holen. Nach Angaben von Finanzchef Thierry Piéton enthalten die mit Nissan und Mitsubishi getroffenen Verträge über den Einstieg bei Ampère Klauseln, die es erlauben, die Sparte nicht an die Börse zu bringen – im Gegensatz zu der mit Qualcomm getroffenen Vereinbarung.
Gespräche mit Partnern
Die Beteiligungen Nissans und Mitsubishis an Ampère dürften deshalb bestätigt werden, allerdings könnte sich nach Ansicht von Analysten noch die Höhe ändern. Dagegen ist unklar, was Qualcomm tun wird. Renault will nun mit jedem der drei Unternehmen gesondert verhandeln.
Durch die Absage vermeide Renault, dass die Konzernführung in einem für die Branche kritischen Moment abgelenkt werde, so Analysten von Jefferies. Konkurrent Stellantis zweifelt bereits an der künftigen Entwicklung des Marktes für E-Fahrzeuge. So warnte Konzernchef Carlos Tavares angesichts des Preiskampfes vor einem Blutbad. Der Ausgang der Europa-Wahlen und der Präsidentschaftswahlen in den USA sei entscheidend, wie es mit E-Autos weitergehen werde.
IPO weiterhin Option
Der Volkswagen-Konzern unterstrich derweil am Dienstag, an seinem Finanzierungsplan für die Batteriesparte Powerco festzuhalten, die weiterhin auf eine Beteiligung externer Investoren von 2024 an vorbereitet werde. „Wir sind bereit, die Kapitalstruktur zu öffnen, und evaluieren unsere Optionen vor dem Hintergrund des Marktumfelds“, erklärte ein Sprecher. Das Interesse von Investoren sei nach wie vor groß, ein Börsengang eine denkbare Option für die Zukunft.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, VW suche vorerst nicht weiter nach externen Investoren für die Batteriesparte. Die Aussichten für das Geschäft verschlechterten sich angesichts des sich abkühlenden Marktes für Elektrofahrzeuge zunehmend. In Wolfsburg werde bezweifelt, eigene Batterien in großem Umfang herstellen zu können. Der Verkauf von Anteilen oder eine mögliche Börsennotierung in diesem oder im kommenden Jahr habe für das Unternehmen keine Priorität mehr. Allerdings sei die Entscheidung nicht in Stein gemeißelt. Wenn sich der Markt verbessere, könne VW die Pläne wieder aufnehmen.
Wichtige Säule der Strategie
Der VW-Sprecher sagte weiter, für den Konzern sei Powerco eine „wichtige Säule der VW-Batteriestrategie“. VW verringere damit seine Abhängigkeit von Zulieferern und stärke seine Verhandlungsposition gegenüber Dritten. Man verfüge über
Expertise und Mittel, um „eine so wichtige Einheit innerhalb des Volkswagen-Konzerns zu finanzieren“. Derzeit baut das Unternehmen drei Gigafabriken in Deutschland, Spanien und Kanada – der Produktionsstart in Salzgitter ist unverändert 2025 geplant. Mit der Einheitszelle und dem Standardfabrikkonzept sei die Grundlage für eine wettbewerbsfähige Zellproduktion gelegt, teilte Powerco mit. „Wir sind auf einem guten Weg, die angepeilte Reduktion der Batteriezellkosten von bis zu 50% zu erreichen.“