Halbleiter

Arm ist wieder auf dem Markt

Um die Kontrolle über ARM als Schlüsselfigur der Chip-Branche zu gewinnen, wirbt Intel für ein Konsortium. Die Lösung hat Vorbilder wie zum Beispiel die Akquisition von Nokias Kartendienst Here durch die deutsche Automobilindustrie.

Arm ist wieder auf dem Markt

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Kaum ist der geplante Mega-Deal von Nvidia geplatzt, schon weckt der britische Chip-Designer Arm neue Begehrlichkeiten. Intel-CEO Pat Gelsinger brachte auf dem Investorentag des Halbleiterkonzerns ein Konsortium für die Übernahme von Arm ins Gespräch, an dem sich Intel beteiligen wolle. Gelsinger zufolge gab es diesen Vorstoß auch bereits, bevor Nvida ihre milliardenschwere Offerte vorgelegt hatte, die sich aufgrund des zwischenzeitlichen Kursanstiegs von Nvidia-Aktien am Ende auf 80 Mrd. Dollar belief.

Für Softbank, die Arm 2016 für umgerechnet 29 Mrd. Euro erworben und von der Börse genommen hatte, blieb von dem erhofften Geldsegen nur eine Break-up-Fee von knapp 1,4 Mrd. Dollar. Der hoch verschuldete und nichtsdestotrotz umtriebige japanische Technologieinvestor hat zwar kürzlich durch die Beleihung seines T-Aktienpakets Mittel flüssig gemacht, dürfte aber dennoch bestrebt sein, auch Arm baldmöglichst wieder zu Geld zu machen. Eine Rückkehr an die Börse ist für die Schlüsselfigur der Chip-Branche zwar nicht undenkbar, wäre aber ein vergleichsweise langer und riskanter Weg, zumal in der IPO-Markt für Tech-Werte auf absehbare Zeit zunächst geschlossen erscheint.

Gerade die jüngsten geopolitischen Spannungen und auch das weiter gehende Kräftemessen zwischen den Weltmächten China und USA lassen die Frage nach der Unabhängigkeit des Chip-Designers, dessen Baupläne für nahezu sämtlichen mobilen Endgeräte unverzichtbar sind, umso dringlicher erscheinen. Ein Konsortium von Branchenunternehmen, das die Kontrolle über eine solche Schlüsselfigur übernimmt, ist eine altbekannte Idee.

So hatte 2015 hierzulande ein Korsortium der Automobilhersteller BMW, Daimler und der VW-Tochter Audi den Nokia-Kartendienst Here übernommen. Später stiegen Intel mit 15% sowie NavInfo und Tencent mit zusammen 10% bei Here ein. Das Unternehmen, das aus der milliardenschweren Übernahme von Navteq durch Nokia hervorgegangen war, ist neben der niederländischen Firma Teleatlas, die von TomTom übernommen wurde, einer von weltweit nur zwei Anbietern präziser Kartensysteme, wie sie für das künftige Autonome Fahren benötigt werden.

Für die Automobilindustrie ging es daher auch bei Here darum, sich den Zugriff auf ein Schlüsselunternehmen zu sichern. Die von Nvidia geplante Übernahme von Arm war am hartnäckigen Widerstand von Behörden und Wettbewerbern ge­scheitert, die die Neutralität von Arm unter dem Dach des US-Chipriesen gefährdet sahen. Denn die Hochleistungschips von Nvidia spielen nicht nur in Grafikkarten, sondern auch in Datenzentrum und bei Anwendungen Künstlicher Intelligenz eine zentrale Rolle.

Bei der Übernahme von Arm durch ein Konsortium dürften ei Behörden darauf achten, dass keine zentrale Figur der Branche wie Intel oder auch Qualcomm dabei eine herausragende Rolle spielen. Auch würde ein geopolitisches Ungleichgewicht, indem etwa nur US-Unternehmen zum Konsortium gehörten, insbesondere bei Chinesen aber auch bei Europäern auf Ablehnung stoßen. Als neutrale Partei könnten eventuell Finanzinvestoren ins Spiel kommen, was für den Eigentümerkreis allerdings weniger Stabilität versprechen würde.

Intel selbst investiert im laufenden Jahr zu Lasten der Profitabilität. Die Bruttomarge werde dieses Jahr auf 52% von fast 58% in 2021 fallen und in den kommenden zwei Jahren zwischen 51 und 53% liegen, gab das Unternehmen bekannt. Ab 2025 gehe es dann wieder aufwärts. Intel steigt mitten in der Chipkrise stärker in die Auftragsfertigung ein und baut seine Kapazitäten weltweit massiv aus. So zieht der US-Konzern eine Mega-Fabrik in Ohio hoch, was zunächst 20 Mrd. Dollar kostet, und kauft den israelischen Chiphersteller Tower Semiconductor für 5,4 Mrd. Dollar.