Studie

Autobranche profitabler als je zuvor

Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY erzielten die 16 größten Hersteller im ersten Halbjahr das bisher höchste addierte operative Ergebnis. Auch die Marge ist besser als je zuvor, an der Spitze steht BMW.

Autobranche profitabler als je zuvor

jh München

Allen Hindernissen wie dem Halbleitermangel zum Trotz haben die Autohersteller in der ersten Hälfte dieses Jahres so viel verdient wie nie zuvor. Das Beratungsunternehmen EY hat in einer Studie die Halbjahresberichte ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass die 16 größten Autokonzerne der Welt von Januar bis Juni ein operatives Ergebnis von 71,5 Mrd. Euro erzielt haben. In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres hatten sie zusammen einen Verlust von 4,1 Mrd. Euro ausgewiesen. Das zweite Quartal 2020 war für die meisten Hersteller aufgrund der Corona-Pandemie das seit langem schlechteste gewesen.

Zwar stieg auch der addierte Umsatz der Autokonzerne kräftig (siehe Grafik), doch lag er nach Berechnungen von EY um 2% oder 16 Mrd. Euro unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2019. Eine Lücke ergibt sich auch im Absatz der Pkw: Er legte in diesem Jahr um 27% auf 33,5 Millionen Fahrzeuge zu, verfehlte den Wert von 2019 jedoch immerhin um 11%. Regional betrachtet nahm der Absatz verglichen mit dem vergangenen Jahr am stärksten in den USA zu (plus 29%). Es folgen Westeuropa (27%) und China (23%).

BMW mit höchster Marge

Bezogen auf die Ertragslage stellt EY fest, dass die größten Autohersteller mit einer durchschnittlichen Marge von 8,8% den höchsten Wert seit mindestens 2004 erreicht haben. Damals hatte das Beratungsunternehmen mit der Analyse der Branche begonnen.

Am profitabelsten von allen 16 in die Studie einbezogenen Unternehmen schnitt in diesem Jahr BMW mit einer Marge von 14,5% ab. Auch das deutsche Trio mit BMW, Daimler und Volkswagen lag mit einer durchschnittlichen Marge von 11,2% im Vergleich mit den Herstellern anderer Regionen vorn.

Die hohe Profitabilität spiegelt sich in der Entwicklung der Aktienkurse wider, wie EY schreibt. Die gesamte Marktkapitalisierung der 16 Unternehmen sei seit Beginn dieses Jahres um 15% auf 1,6 Bill. Dollar gestiegen. Den höchsten Wertzuwachs erzielte die Aktie von Ford mit 58% vor Volkswagen mit 53%. Die Börse bewertet nach wie vor Tesla mit knapp 730 Mrd. Dollar am höchsten. Weiterhin überflügelt der US-amerikanische Hersteller von Elektromobilen damit alle deutschen Autokonzerne zusammen. Die Marktkapitalisierung von Tesla sei mehr als doppelt so hoch, heißt es in der Studie von EY.

Peter Fuß, Partner des Unternehmens, nennt für das „phänomenal starke erste Halbjahr“ drei wesentliche Gründe. Erstens profitiere die Branche von den begonnenen Kostensenkungsprogrammen, zweitens vom Trend zu teuren und großen Modellen und drittens von einem günstigen Preisumfeld. „Der Chipmangel führt dazu, dass sich die Autokonzerne auf margenstarke Fahrzeuge konzentrieren und weniger darauf angewiesen sind, hohe Rabatte zur Ankurbelung des Geschäfts zu geben“, stellt Fuß fest. „Derzeit ist die Nachfrage größer als das Angebot.“ Diese Situation wisse die Branche für sich zu nutzen.

Investitionen empfohlen

Fuß empfiehlt den Unternehmen, „die Milliardengewinne von heute in Zukunftstechnologien und nachhaltige Geschäftsmodelle“ zu investieren. Grund für den Rat seien nicht nur die belasteten Lieferketten, sondern auch ambitionierte Vorgaben der Politik. Diese würden den Wandel der Geschäftsmodelle und der Produktportfolios noch beschleunigen.

Immerhin wirkt sich das Hochfahren der Elektromobilität offenbar nicht spürbar negativ auf die Marge der Hersteller aus, wie Fuß berichtet. „Vom befürchteten Gewinneinbruch aufgrund vermeintlich weniger margenträchtiger Elektroautos ist zumindest bislang nichts zu sehen“, fügt der Berater hinzu.

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