BaFin erweitert Adler-Prüfung
hek Frankfurt
Die Finanzaufsicht BaFin nimmt auch die 2021er Bilanz des Wohnimmobilienunternehmens Adler Real Estate unter die Lupe. Das teilt die Muttergesellschaft, die in Luxemburg ansässige Adler Group, mit. Die BaFin habe Adler Real Estate eine Prüfungsanordnung zugestellt. Hintergrund ist, dass der Wirtschaftsprüfer KPMG dem Jahresabschluss das Testat versagt hat. Die BaFin bestätigt, dass das Bilanzkontrollverfahren gegen Adler Real Estate ausgeweitet worden sei.
Zudem hat die Europäische Zentralbank eine Adler-Anleihe abgestoßen, die sie im Rahmen ihres Ankaufprogramms für Firmenbonds erworben hatte. Der Verkauf ist ein ungewöhnlicher Schritt. Er unterstreicht die Bedenken von Investoren zu dem Immobilienkonzern. „Die betreffende Adler-Anleihe erfüllt nicht mehr die Zulassungskriterien des Sicherheitenrahmens des Eurosystems und ist daher nicht mehr CSPP-fähig“, sagt Notenbanksprecher William Lelieveldt zu Bloomberg mit Blick auf das Corporate Sector Purchase Programme. Die Verkaufsentscheidung stehe im Einklang mit dem rechtlichen Rahmen für die Anleihekäufe. Danach könne die EZB Bestände verkaufen, wenn sie die Notenbankfähigkeit verlören, müsse es aber nicht.
Den Projektentwickler Consus Real Estate, der sein Eigenkapital aufgebraucht hat, will Adler von der Börse nehmen. Das Delisting im Frankfurter Freiverkehr (Basic Board) werde mit einer Frist von drei Monaten, also voraussichtlich zum 30. September, wirksam. Auch die Notiz im Münchener Segment M:access werde widerrufen. Darüber entscheide die Geschäftsführung der Börse München. Das München-Delisting werde innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate angestrebt. Adler Group hält 93,9% an Consus.
Wie Adler weiter mitteilt, bestehen nach Auffassung der BaFin „konkrete Anhaltspunkte dafür, dass Beziehungen und Geschäftsvorfälle mit nahestehenden Personen oder Unternehmen entgegen International Accounting Standard (IAS) 24 in der Konzernrechnungslegung möglicherweise nicht vollständig und richtig erfasst und abgebildet worden seien“. Adler Real Estate ist mit einer separaten Aktiennotierung und mit Anleihen am Kapitalmarkt vertreten.
Die BaFin hat Anfang 2022 die Kontrolle von Unternehmensabschlüssen übernommen – mit deutlich mehr Befugnissen. Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), im Volksmund Bilanzpolizei genannt, war mit dem Jahreswechsel untergegangen. Bundesjustiz- und -finanzministerium hatten den Vertrag mit der DPR gekündigt. Nicht abgeschlossene Prüfungen setzt die BaFin fort, darunter die Kontrollverfahren zu den Bilanzen von Adler Real Estate für die Jahre 2019 und 2020.
Das versagte Testat für 2021 hat KPMG mit fehlenden Informationen begründet. Die Prüfer konnten sich nach eigener Einschätzung kein vollständiges Bild machen, da Informationen zu Transaktionen der Gruppe mit nahestehenden Personen zurückgehalten worden seien. Adler Group sucht derzeit einen neuen Wirtschaftsprüfer. Denn KPMG Luxembourg hat es abgelehnt, das Mandat weiterzuführen.