BASF beklagt anhaltend verschlechterte Wettbewerbslage
BASF beklagt anhaltend verschlechterte Wettbewerbslage
Chemiekonzern weitet Kostensenkung und Restrukturierung in Deutschland aus – Dividende bleibt stabil
swa Frankfurt
Der Chemiekonzern BASF rechnet mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld im laufenden Geschäftsjahr. Die weltweite Chemieproduktion könnte nach Einschätzung des Unternehmens zwar etwas stärker zulegen als 2023. Dies werde aber vor allem von dem erwarteten Wachstum der chinesischen Chemieindustrie getragen sein.
Die Branche hatte schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 auf eine Erholung gehofft, nachdem der Lagerabbau bei den Kunden weit fortgeschritten ist. Doch die Erwartungen hatten sich nicht erfüllt. BASF hatte im Januar mitgeteilt, dass die Prognose in Teilen verfehlt wurde. Der Umsatz brach 2023 um ein Fünftel auf 69 Mrd. Euro ein. Das Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen schrumpfte noch stärker um 45% auf 3,8 Mrd. Euro.
Erheblicher Margendruck
Angesichts der schwachen Nachfragesituation und anhaltenden Kostendrucks rechnet der BASF-Vorstand 2024 nur mit einer moderaten Ergebnisausweitung. Die neue Steuerungsgröße des operativen Ergebnisses (Ebitda) vor Sondereinflüssen sagt der Konzern in einem Intervall von 8,0 Mrd. bis 8,6 Mrd. Euro voraus. Für 2023 weist BASF einen Rückgang um 29% auf 7,7 Mrd. Euro aus.
Zum geplanten Ergebnisanstieg 2024 sollen alle Segmente mit Mengen- und Margenwachstum beitragen. "Höhere Fixkosten aufgrund der Inflation, aber auch im Zusammenhang mit dem Bau unseres neuen Verbundstandorts in China werden das Ergebnis belasten", erklärte Vorstandschef Martin Brudermüller, der den Stab mit Ablauf der Hauptversammlung Ende April nach 35 Jahren im Konzern an seinen Nachfolger Markus Kamieth weiterreichen wird.
Hohe Investitionen in China
Während ein starker Free Cashflow von 2,7 Mrd. Euro noch zu den Lichtblicken im Zahlenwerk 2023 gehört, stimmt BASF hier für den laufenden Turnus auf einen Rückgang in einer Spanne zwischen 0,1 bis 0,6 Mrd. Euro ein. Ursächlich für den Einbruch sind die Investitionen am neuen Verbundstandort in China, die 2024 den Peak erreichen. Der Aufbau der Produktion in Zhanjiang zählt mit 10 Mrd. Dollar zu der bislang größten Einzelinvestition der BASF. Das Projekt will BASF lokal mit 80% Fremdkapital finanzieren.
Der starke Free Cashflow 2023 erlaubt es dem Unternehmen, an der Politik einer mindestens stabilen Dividende festzuhalten. Die Aktionäre sollen unverändert mit 3,40 Euro je Titel bedient werden, was in Summe 3 Mrd. Euro ausmacht. Für 2024 dürfte es schwieriger werden, die Ausschüttung zu halten, auch wenn Ende des Jahres ein Erlös von 1,6 Mrd. Dollar aus dem Verkauf der Öl- und Gastochter Wintershall Dea ins Haus steht. "Es kommt Geld rein", macht Finanzchef Dirk Elvermann Mut. Mit einer Eigenkapitalquote von 47,3% ist der Konzern zudem bilanziell solide ausgestattet.
Unterauslastung in Ludwigshafen
Die schwierige Ertragssituation in Deutschland veranlasst das Unternehmen, die Sparanstrengungen am Stammsitz Ludwigshafen zu intensivieren. "Wir bei BASF warten nicht ab, wir handeln sofort, wenn wir Entwicklungen sehen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit bei den Kosten nachhaltig beeinflussen", sagte Brudermüller. Der größte Produktionsstandort steckt laut Elvermann seit einigen Jahren in der Verlustzone.
Der BASF-Konzern hatte bereits europaweit ein Sparprogramm eingeleitet, das auf Kostensenkungen von 1,1 Mrd. Euro bis Ende 2026 zielt. Nun sollen am größten Verbundstandort Ludwigshafen in der Zeit weitere 1 Mrd. Euro eingespart werden. Die Einmalkosten beziffert CFO Elvermann für die Maßnahmen insgesamt auf 1,8 Mrd. Euro. Mit dem Programm werde ein weiterer Stellenabbau verbunden sein, Details würden derzeit erarbeitet. "Die Situation ist ernst, daher schließen wir explizit keine Maßnahmen aus", warnte Brudermüller.