Höhere Absatzmengen und Preisanhebungen haben dem Baustoffkonzern Holcim ein Spitzenergebnis beschert. Der wiederkehrende Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte im vergangenen Jahr um 25,5% auf 4,6 Mrd. sfr zu. In allen Regionen und Segmenten sei das operative Ergebnis überproportional zum Umsatz gestiegen, teilt der Zementhersteller mit.

„2021 war für Holcim ein Rekordjahr“, bilanziert CEO Jan Jenisch. Die Strategie 2022 sei ein Jahr früher als geplant umgesetzt worden. Das lege ein starkes Fundament für die nächste Wachstumsphase. Der Ausbau des Segments Produkte und Lösungen sei beschleunigt worden.

Der Krieg in der Ukraine hat laut Jenisch begrenzte Auswirkungen, da man nicht vom russischen Gas abhängig sei. Der CEO ist zuversichtlich, dass Holcim höhere Energie- und Logistikkosten bewältigen kann. „Wir haben nur ein kleines, lokales Geschäft in Russland, das weniger als 1 % des Umsatzes ausmacht“, sagt der Firmenchef. In der Ukraine ist Holcim nicht tätig. Ähnlich hat sich Heidelberg Cement am Vortag geäußert. Auch bei dem Wettbewerber macht das Russland-Geschäft lediglich 1 % aus. Die Anlagen in der Ukraine haben die Heidelberger 2019 verkauft.

Für 2022 erwartet Holcim Wachstumsdynamik in allen Regionen. Die Nettoerlöse sollen auf vergleichbarer Basis um mehr als 6 % zulegen und auch das wiederkehrende Ebit soll steigen. Zudem kündigt Holcim beschleunigte Fortschritte mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele 2025 an.

Für den Free Cashflow peilt das Management mehr als 3 Mrd. sfr an – diese Marke wurde 2021 das dritte Mal in Folge überschritten, nachdem zuvor der freie Mittelzufluss bei 1,7 Mrd. sfr lag. In den letzten drei Jahren habe der Konzern 9,5 Mrd. sfr Free Cashflow erwirtschaftet, wird betont.

Im vergangenen Jahr kam der Nettoverkaufsertrag auf vergleichbarer Basis um 11,3 % auf 26,8 Mrd. sfr voran. Grund seien höhere Absatzmengen in allen Regionen und Segmenten und starke Verkaufspreise. Unter dem Strich verdiente der Bauzulieferer mit 2,68 Mrd. sfr ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die Kapitalrendite erreichte 8,9 %, was über die Zielvorgabe der Strategie 2022 von 8 % hinausgeht. Die Nettofinanzverschuldung verharrte trotz der Akquisition von Firestone Building Products für 3,4 Mrd. Dollar beim 1,4-Fachen des wiederkehrenden Ge­winns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. An die Aktionäre soll eine um 10 % erhöhte Dividende von 2,20 sfr je Aktie fließen.

Das Segment Produkte und Lösungen, das besonders im Fokus steht, kam 2021 auf 3,6 Mrd. sfr Umsatz. Der Anteil an den Gesamtverkäufen von jetzt 13 % soll bis 2025 auf 30 % klettern. Damit will sich Holcim für den Kapitalmarkt attraktiver machen. Denn aufgrund des hohen CO₂-Ausstoßes meiden viele Investoren die Zementbranche. Daher bauen die Schweizer umweltfreundlichere Geschäfte aus, vor allem durch Akquisitionen.

Dem Erwerb der amerikanischen Firestone, ein Spezialist für die Be­schichtung von Flachdächern, folgte die Übernahme der auf Wohnbedachungen spezialisierten Malarkey Roofing Products, die Holcim im laufenden Quartal abschließen will, und der PRB Group, ein Anbieter von Spezialbaulösungen in Frankreich.

Mit neuen Beton-Technologien, Recycling und CO₂-Abscheidung will Holcim auch im Kerngeschäft mit Zement und Beton klimafreundlicher werden. So soll bis 2025 der grüne Beton Ecopact ein Viertel des Absatzes von Transportbeton stellen.

Zu einem Wechsel kommt es in der regionalen Führungsspitze: Der Chef von US Cement, Toufic Tabbara, steigt per 1. März zum Leiter der Region Nordamerika und zum Mitglied der Konzernleitung auf. Er ist Nachfolger von René Thibault, der Holcim verlässt.

Wertberichtigt Seite 8