Bei Sartorius läuft die Sonderkonjunktur aus
kro Frankfurt
Der in den vergangenen zwei Jahren stark von der Corona-Pandemie angetriebene Pharma- und Laborausrüster Sartorius hat seine Anleger am Mittwoch mit einem vorsichtigeren Ausblick auf das diesjährige Wachstum enttäuscht. Der Umsatzanstieg werde nun in der unteren Hälfte der bisherigen Bandbreite von 15 bis 19 % erwartet, teilte das 1870 gegründete Unternehmen mit Sitz in Göttingen mit. In den vergangenen zehn Jahren belief sich die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von Sartorius auf 18 %. 2021 kam das Dax-Unternehmen sogar auf ein Plus von 49 %. Im November kostete die Aktie zwischenzeitlich mehr als 630 Euro.
Mittlerweile ist das Papier nur noch halb so viel wert. Am Mittwoch gab der Kurs nach der Veröffentlichung der Neunmonatszahlen in der Spitze um fast 16 % nach. Dabei ist Sartorius auch im dritten Quartal mit 17 % wieder deutlich zweistellig gewachsen. Der Auftragseingang liegt jedoch mit 952 Mill. Euro rund 13 % unter dem Vorjahreswert. In der Sparte Bioprocess Solutions, dem deutlich größeren und auch profitableren Segment neben der Laborsparte, das in der Pandemie einen besonders starken Schub erhalten hatte, habe sich die Nachfrage wie erwartet zügig normalisiert, teilte das Unternehmen mit. Aus Sicht von Beobachtern fielen die Zahlen abgesehen davon aber trotzdem noch geringer aus als gedacht. Auch beim Gewinn je Aktie seien die Schätzungen verfehlt worden, schrieb Berenberg-Analyst Odysseas Manesiotis.
Für den Experten kommt der Kursrücksetzer an der Börse nicht überraschend: „Der Konzern hat seine Umsatzprognose schon länger nicht mehr gesenkt“, schrieb er. Letztlich habe Sartorius in diesem Jahr aber mehrfach auf das Risiko hingewiesen. Abgesehen davon bleibe er mit Blick auf die zugrundeliegende Dynamik bei Bioprocess Solutions und die absehbar leichter werdenden Vergleichszahlen zuversichtlich für die Sparte.
Sartorius hat sich bis zum Jahr 2025 ein Umsatzziel von etwa 5 Mrd. Euro vorgenommen. Das soll vorwiegend aus eigener Kraft, aber auch mithilfe von Zukäufen gelingen. In der Bioprocess-Sparte hatten die Göttinger erst im August für gut 400 Mill. Pfund das britische Biopharmazeutika-Unternehmen Albumedix übernommen. Analysten schätzen derzeit, dass die 5 Mrd. Euro schon 2024 erreicht werden können. Die große Mehrheit rät derzeit zum Kauf der Aktie. Die operative Ebitda-Marge sieht Sartorius mittelfristig bei 34 %, also fast in der gleichen Höhe wie 2021 und auch wie in diesem Jahr antizipiert.
Sartorius | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
3. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Auftragseingang | 952 | 1 107 |
Umsatz | 1 053 | 898 |
EMEA | 365 | 356 |
Amerika | 404 | 306 |
Asien/Pazifik | 284 | 235 |
Ebitda | 354 | 311 |
Ebitda-Marge (%) | 33,6 | 34,7 |
Jahresüberschuss | 154 | 106 |
Ergebnis je VZ-Aktie (Euro) | 2,45 | 2,15 |
Eigenkapitalquote (%) | 35,41 | 30,22 |
1) zum 30.9.22; 2) zum 31.12.21Börsen-Zeitung |