BMW kämpft mit hohen Mittelabflüssen
BMW kämpft mit hohen Mittelabflüssen
Quartalszahlen der Münchner fallen noch schlechter aus als vom Markt befürchtet
sck München
Wie seine deutschen Wettbewerber Mercedes-Benz und Volkswagen hat es auch BMW voll erwischt. Der Münchner Auto- und Motorradhersteller verzeichnete im dritten Quartal einen Gewinneinbruch und weitere schlechte Finanzeckdaten, die die schlimmsten Befürchtungen der Analysten teils übertrafen. Nach Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September verlor die Stammaktie des weiß-blauen Dax-Mitglieds im Xetra-Handel zeitweise 6,7% auf 67,74 Euro. BMW hielt damit die rote Laterne im deutschen Leitindex. Das Papier fiel auf das Niveau vom Herbst 2022 zurück. Im April dieses Jahres erreichte der Anteilsschein noch über 112 Euro. Seitdem ging die Aktie um zwei Drittel in den Keller.
Rückrufaktion drückt
Zur Präsentation des Zahlenwerks äußerte sich Vorstandschef Oliver Zipse in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zuversichtlich, dass der Durchhänger im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt nur ein singuläres Ereignis für BMW gewesen sei. Nach den „außergewöhnlichen Belastungen“ im dritten Quartal gehe der Blick nach vorne. „Im vierten Quartal nehmen wir trotz hoher geplanter Vorleistungen wieder Kurs auf ein stärkeres Ergebnis.“
Ähnlich äußerte sich die Konzernführung bereits im September, als BMW ad hoc mit einer Gewinnwarnung und einer gekappten Prognose für 2024 die Anleger schockierte. Der Hauptgrund dafür war seinerzeit eine umfangreiche Rückrufaktion des Unternehmens. BMW musste wegen fehlerhafter Bremssysteme des Zulieferers Continental 1,5 Millionen betroffene Fahrzeuge in die Werkstätten beordern. Die Folge waren Gewährleistungskosten in dreistelliger Millionenhöhe.
Die damit verbundenen Mehrkosten verhagelten dem Konzern die Erfolgsrechnung. Zudem drückte der Einbruch bei den Pkw-Auslieferungen in China. Wie Mercedes-Benz und VW trifft die derzeitige Wirtschaftsschwäche im größten Einzelmarkt bei einem dort zugleich zunehmenden Wettbewerb im E-Auto-Segment auch BMW spürbar.
Operative Marge schrumpft auf 2,6 Prozent
Von Juli bis September sackte das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 61% oder 2,7 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro ab. Die Rückrufkosten schlugen bei der Kernsparte Automobile ins Kontor. Der größte Konzernbereich musste einen Ebit-Einbruch von 80% oder 2,5 Mrd. auf 634 Mill. Euro verdauen. Die Ebit-Marge fiel um 7,5 Prozentpunkte auf 2,6% zurück. BMW lag damit zwar im Rahmen der durchschnittlichen Erwartung der Analystengemeinde. Doch große Investmentbanken trauten dem Unternehmen eine etwas höhere operative Umsatzrendite zu. So ging z.B. Goldman Sachs von 3% aus. Somit war die Enttäuschung mancher Investoren sehr hoch.
Höhere Vorräte belasten
Als Erfolg pries Zipse die Tatsache, dass BMW mit diesem Rückschlag immerhin seine zuletzt reduzierte Jahresprognose bestätigen konnte. Im Spätsommer korrigierte der Vorstand seine Margenerwartungen von 8 bis 10% auf eine Spanne von 6 bis 7% herunter. Bei einem Ebit-Rückgang von 39% auf 6 Mrd. Euro erzielte die Autosparte nach neun Monaten 6,6% (minus 3,7 Punkte).
Derweil belasteten deutlich höhere Lagerbestände und der Absatzeinbruch in China das Working Capital. Das sorgte für einen negativen freien Cashflow der Autosparte, welcher nach neun Monaten mit 191 Mill. Euro ins Minus drehte nach erreichten 5,8 Mrd. Euro Ende September 2023. Allein im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt verzeichnete der Kernbereich einen freien Mittelabfluss von 2,5 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor war es noch ein Mittelzufluss von 2,6 Mrd. Euro.
Zuvor berichteten auch Mercedes-Benz und die VW-Tochter Audi über Gewinneinbrüche. Während der Stuttgarter Rivale im Autogeschäft in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Renditerückgang in Höhe von 5,4 Punkten auf 8,2% verzeichnete, büßte Audi 4,5 Punkte auf 4,5% ein.
Im dritten Dreimonatsabschnitt schrumpfte die Marge von Mercedes-Benz Cars auf 4,7 (i.V. 12,2)%. Im Vergleich zu BMW waren die Schwaben dennoch ein Stück profitabler als die Münchner.
Wie Mercedes-Benz und Volkswagen hat auch BMW im dritten Quartal einen empfindlichen Ergebnisdämpfer verkraften müssen. Der Münchner Autobauer verspricht zum Jahresschluss bessere Zahlen. Die Anleger ignorierten das. Die BMW-Stammaktie war mit einem Minus von fast 7% größter Dax-Verlierer.