Medienbranche

Börsenplan von ProSiebenSat.1 auf Eis

Für das Online-Dating-Unternehmen Parship-Meet-Group schließt Vorstandschef Bert Habets einen Börsengang nicht aus. Aber auch ein Verkauf aller Anteile ist für ihn eine Option.

Börsenplan von ProSiebenSat.1 auf Eis

jh Unterföhring

Ein Börsengang des Online-Dating-Unternehmens Par-ship Meet Group kommt für ProSiebenSat.1 vorerst nicht in Frage. Ein IPO (Initial Public Offering) sei derzeit nicht realistisch, sagte der Vorstandsvorsitzende Bert Habets in einer Pressekonferenz. Der ehemalige Chef von RTL führt seit November 2022 den privaten Medienkonzern. Auf mittelfristige Sicht schließt Habets einen Börsengang nicht aus. Es gebe aber auch andere Optionen, um Wert für die Eigentümer der Par-ship Meet Group zu schaffen. ProSiebenSat.1 besitzt einen Anteil von 55%, der Finanzinvestor General Atlantic 45%. Als Möglichkeit nannte Habets den Verkauf aller Anteile.

Rainer Beaujean, der Vorgänger von Habets, hatte ein IPO des Dating-Unternehmens für das erste Halbjahr 2022 angepeilt. Doch der Krieg Russlands gegen die Ukraine durchkreuzte den Plan. Banken hatten im Herbst 2021 den Wert der Parship-Meet-Group mit 4 bis 5 Mrd. Euro beziffert.

2023 werde ein Übergangsjahr für die Parship Meet Group, sagte Habets. Die Organisation werde verschlankt und kosteneffizienter gemacht. An der Führungsspitze gibt es Änderungen: Der bisherige Co-CEO Geoff Cook verlässt das Unternehmen, das in den USA stark präsent ist. Habets kündigte einen Abbau von Stellen an und fügte hinzu, Arbeitskräfte würden im gesamten Konzern reduziert. Eine Zahl nannte er nicht, da die Gespräche mit der Arbeitnehmerseite noch liefen. Den Abbau begründete der Konzernchef mit den makroökonomischen Herausforderungen. Zudem verwies er auf den deutschen Konkurrenten RTL und die US-amerikanischen Internetkonzerne, die ebenfalls Arbeitsplätze streichen.

Wichtige und margenstarke Einnahmequelle sind die TV-Werbeumsätze. RTL-Chef Thomas Rabe berichtete vor kurzem von einem schwierigen Jahresstart. 2022 sank der Fernsehwerbeerlös des Unternehmens um 4,4% (vgl. BZ vom 17. März). ProSiebenSat.1 hat dagegen die Geschäftszahlen von 2022 immer noch nicht vorgelegt. Grund ist, wie berichtet, die Prüfung des Geschäftsmodells der Tochterfirmen Jochen Schweizer GmbH und Mydays GmbH. Zu klären ist, ob die Anbieter von Gutscheinen für Erlebnisse unter das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz fallen. Habets berichtete, ProSiebenSat.1 sei in Kontakt mit der Finanzaufsicht BaFin. Ein Ergebnis sei in vier bis sechs Wochen zu erwarten. Nach den Regeln der Deutschen Börse müsste das Unternehmen spätestens Ende April den Jahresbericht vorlegen, um nicht aus dem MDax zu fallen. Ein Rauswurf sei aber auch dann nicht zu befürchten, sagte Ralf Gierig, der Finanzvorstand von ProSiebenSat.1. Man sei im Dialog mit der Deutschen Börse.

Zum Geschäft im vergangenen und in diesem Jahr äußerte sich Habets nicht. Stattdessen stellte er „eine geschärfte strategische Ausrichtung“ vor. Er sagte, es sei keine Revolution, aber eine wirkungsvolle Evolution. Der Fokus für Investitionen sei weiterhin das Unterhaltungsgeschäft mit dem Ausbau der lokalen Inhalte. Die Streaming-Plattform Joyn steht für ihn im Zentrum, um das Digitalgeschäft zu erweitern. Über den italienischen Großaktionär Media for Europe sagte Habets: „Wir haben einen viel konstruktiveren Dialog als in der Vergangenheit begonnen.“

Wertberichtigt Seite 2

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