BP stellt Castrol ins Schaufenster
BP stellt Castrol
ins Schaufenster
Weniger großzügige Aktienrückkäufe als erwartet
hip London
BP hat den Schmierstoffhersteller Castrol ins Schaufenster gestellt. Über einen möglichen Verkauf war bereits spekuliert worden. Nun ist von einer „strategischen Überprüfung“ des in mehr als 150 Ländern präsenten Geschäfts die Rede. Am Markt kursieren Schätzungen für den möglichen Erlös, die von 6 Mrd. bis 10 Mrd. Dollar reichen.
Auch die Solarsparte Lightsource, deren Komplettübernahme erst im Oktober vergangenen Jahres abgeschlossen wurde, steht offenbar zur Disposition. Für die Raffinerie in Gelsenkirchen werden schon seit Anfang des Monats Käufer gesucht. Alles in allem will BP binnen zwei Jahren 20 Mrd. Dollar aus dem Verkauf von Unternehmensteilen einnehmen.
Höhere Investitionen in Öl und Gas
Die potenziellen Veränderungen im Portfolio sind Teil des von CEO Murray Auchincloss angekündigten „grundlegenden Resets“ der Unternehmensstrategie. Dazu gehört auch, die Investitionen in Öl und Gas um ein Fünftel auf 10 Mrd. Dollar pro Jahr hochzufahren, wie das Unternehmen auf seinem lang erwarteten Kapitalmarkttag ankündigte.

In erneuerbare Energien sollen dagegen künftig nur noch 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. Dollar fließen. Das sind 5 Mrd. Dollar weniger als bisher vorgesehen. BP strich auch alle bisherigen Ziele dafür, die Öl- und Gasproduktion herunterzufahren. Wettbewerber wie Shell und Equinor hatten bereits angekündigt, künftig wieder verstärkt auf fossile Brennstoffe zu setzen.
„Integriertes Energieunternehmen“
BP hat seit diesem Monat den Shareholder-Aktivisten Elliott an Bord, der angeblich rund 5% an dem FTSE-100-Schwergewicht hält. Medienberichten zufolge drängt der Hedgefonds auf eine Rolle rückwärts bei der Energiewende. Allerdings verabschiedete sich Auchincloss auf dem Kapitalmarkttag nicht von der Vorstellung von BP als „integriertem Energieunternehmen“. Man werde weiterhin „selektiv“ in Themen wie die Batterieauto-Ladeinfrastruktur investieren.
Er sei „wirklich begeistert“ von der neuen Strategie, sagte der ehemalige Finanzchef des Öl- und Gaskonzerns. „Sie ist wirklich cool.“ Anzusehen war es ihm allerdings nicht. Er wirkte bei seinem Vortrag auf der im Internet übertragenen Veranstaltung eher gestresst.
Aktienrückkaufpläne enttäuschen
Der Aktienkurs von BP gab in London nach. Die neue Strategie enthalte „hochfliegende“ finanzielle Ziele, sagte Derren Nathan, Head of Equity bei Hargreaves Lansdown. „Die Marktreaktion legt nahe, dass die Anleger erst noch überzeugt werden müssen, dass sie erreichbar sind.“ Dass auf kurze Sicht für weniger Geld als erwartet Aktien zurückgekauft werden sollen, habe am Markt keinen beeindruckt. In diesem Quartal soll bis zu 1 Mrd. Dollar dafür benutzt werden. Das ist im Vergleich zum bisherigen Umfang eine deutliche Verringerung. Für Auchincloss haben Kostensenkung und Schuldenabbau Vorrang. Ausschüttungen an die Aktionäre sollen sich künftig auf 30% bis 40% des operativen Cashflows belaufen.
Stärkung der Bilanz
„Der erneute Fokus auf Kohlenwasserstoffe ist positiv für BP, die insgesamt niedrigeren Ausgaben, die von geringeren Ausgaben für erneuerbare Energien getrieben werden, ebenso“, sagte Allen Good, Leiter des Aktienresearch bei Morningstar. Im Verbund mit Desinvestitionen wie Castrol sollte das Bilanz und Rendite stärken.
BP will ihre jährlichen Kosten im Vergleich zu 2023 bis Ende 2027 um 4 Mrd. bis 5 Mrd. Dollar drücken. Desinvestitionen wie Castrol könnten noch höhere Einsparungen ermöglichen.
„Für Investoren, für die Nachhaltigkeit im Fokus steht, wird die Entscheidung von BP, die Investitionen in erneuerbare Energien zurückzufahren und ihre fossilen Assets zu setzen, schockierend, aber nicht überraschend sein“, sagte Lindsey Stewart, die bei Morningstar Sustainalytics für Stewardship-Themen verantwortlich zeichnet.
Finanzielle Nachhaltigkeit im Fokus
Die Underperformance im Vergleich zu den Wettbewerbern hat aus Stewarts Sicht dazu geführt, dass sich das Management statt auf ökologische auf finanzielle Nachhaltigkeit konzentrierte. Die Aktie bewegt sich auf dem Niveau, das sie schon vor zehn Jahren erreicht hat. Die Papiere von Shell legten dagegen deutlich zu.
Das Klimathema dürfte damit aber nicht vom Tisch sein. Als das Management sein Engagement für die Energiewende zurückfuhr, stimmte eine Reihe von Anlegern auf der Hauptversammlung gegen Chairman Helge Lundt. Das ist auch dieses Jahr wieder möglich. Von 48 Investoren, darunter Generali, Robeco und Royal London Asset Management, wurde bereits ein „Say on Climate“ gefordert.