Briten kaufen nicht genug Batterieautos
Briten kaufen nicht genug Batterieautos
Autoverband fordert Halbierung der Mehrwertsteuer und andere Kaufanreize
hip London
Die britische Autoindustrie geht nicht davon aus, dass Elektrofahrzeuge in diesem Jahr einen Marktanteil von 28% bei den Neuwagenverkäufen erreichen werden. Diese Quote wurde ihr jedoch von der Regierung verordnet. Für jedes darüber hinaus verkaufte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor drohen den Herstellern empfindliche Geldstrafen.
„Wir sind und bleiben Net Zero verpflichtet“, sagte Mike Hawes, der CEO des Autoverbands SMMT (Society of Motor Manufacturers & Traders), auf einer Fachkonferenz zur Elektrifizierung des Straßenverkehrs in London. Allerdings hätten sich auf dem Weg dorthin die Straßenverhältnisse verändert.
Steiniger Weg
Als die Quoten verhängt wurden, habe man optimistischer in die Zukunft geblickt. Zu den Grundannahmen gehörte, dass Strom billiger wird und Elektrofahrzeuge preislich im Vergleich zu Verbrennern wettbewerbsfähig werden.
Dann kam der Krieg in der Ukraine, die Energiepreise schossen nach oben und die Inflation legte rasant zu. „Der Weg hat sich als steiniger erwiesen, als wir und viele politische Entscheider erwartet hatten“, sagte Hawes.
Wenig Umstiegsbereitschaft
Einer von Censuswide für den Verband durchgeführten Studie zufolge will unter den potenziellen Autokäufern bis 2028 immerhin jeder Fünfte ein Elektroauto erwerben. Allerdings hat bereits knapp die Hälfte dieser Gruppe ein Elektrofahrzeug. Unter denjenigen, die sich noch nicht für den Umstieg entschieden haben, will lediglich jeder Achte diesen Schritt wagen.
Hawes’ Fazit: Die britischen Konsumenten kaufen nicht ausreichend Elektrofahrzeuge, um die ambitionierten Ziele der Regierung zu erreichen. „Ohne staatliche Kaufanreize ist die private Verbrauchernachfrage schwach“, sagte er. Wolle man das überwinden, müssten alle Beteiligten ihren Teil dazu beitragen.
Steuerliche Nachteile
Die Branche fordert die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Käufe neuer Elektroautos. Das würde bis 2027 nach ihrer Rechnung 267.000 Elektrofahrzeuge zusätzlich auf die Straße bringen. Zudem kritisiert der Verband, dass viele Batterieautos als Luxusfahrzeuge eingestuft werden, wenn auch auf sie ab April Kfz-Steuer erhoben wird. Dann wird das „Expensive Car Supplement“ fällig, das ab einem Kaufpreis von 40.000 Pfund greift.
Es sei im Grunde nichts daran auszusetzen, dass auch Fahrer von Elektrofahrzeugen Kfz-Steuer bezahlen sollen, sagte der SMMT-Chef. Schließlich nutzten auch sie die öffentlichen Straßen. „Aber wenn es wirklich ein Zuschlag für teure Autos sein soll, dann sollte die Schwelle dafür mindestens auf 60.000 Pfund angehoben werden.“
Fehlende Ladeinfrastruktur
Ein weiteres Problem sei, dass sich die Ladeinfrastruktur nicht grundlegend verbessert, sondern nur mit der wachsenden Zahl von Elektroautos Schritt gehalten habe, sagte Hawes. Es gebe nur eine öffentliche Ladestation für 28 Fahrzeuge.
„Verbraucher werden nur dann Elektrofahrzeuge kaufen, wenn sie Vertrauen in die Ladeinfrastruktur haben“, sagte Hawes. Die für die Zukunft der Straßeninfrastruktur des Landes zuständige Staatssekretärin Lilian Greenwood sprach dagegen von einer „formidablen öffentlichen Ladeinfrastruktur“.
„Eiserne Versprechen“
Greenwood bekräftigte das Festhalten der Regierung am Verbrennerverbot ab 2030. Ab 2035 dürften nur noch Nullemissionsfahrzeuge verkauft werden. Das seien „eiserne Versprechen“.