Britishvolt stößt zur britischen Einhornherde
hip London
Britishvolt hat bei der jüngsten Finanzierungsrunde eine Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar erreicht und gehört damit zur wachsenden britischen Einhornherde. Ihr gehören auch andere Unternehmen wie die Brauerei Brewdog an, die sich nicht der Fintech- oder IT-Branche zurechnen lassen. Unter den Teilnehmern der Kapitalmaßnahme, die 70 Mill. Dollar in die Kasse spülte, fand sich neben NG Bailey und dem börsennotierten Investmentvehikel Carbon Transition auch der Schweizer Rohstoffhändler Glencore.
Britishvolt will die erste „Gigafactory“ zur Massenproduktion von Elektroauto-Batterien im Vereinigten Königreich errichten. Binnen sechs Jahren will das vom Ex-Banker Orral Nadjari gegründete Unternehmen genug Batterien herstellen, um 300000 Fahrzeuge anzutreiben. Dadurch sollen 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden, weitere 5000 könnten bei Zulieferern entstehen. Bereits 2023 soll die Fertigung anlaufen, allerdings zunächst in kleinerem Maßstab. Am 27. Juli fand die Grundsteinlegung in Blyth im nordenglischen Northumberland statt, einer strukturschwachen Region.
Das Investoreninteresse an den Gigafactories hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Im Juni hatte die schwedische Northvolt bei einer Finanzierungsrunde 2,75 Mrd. Dollar eingesammelt, unter anderem von Volkswagen, Goldman Sachs Asset Management und dem schwedischen Pensionsfonds AP1-4 (vgl. BZ vom 9. Juni). Northvolt kommt allerdings auf eine Bewertung von 12 Mrd. Dollar. Das frische Geld soll dazu genutzt werden, die Kapazität von bislang geplanten 40 Gigawattstunden auf 60 zu erhöhen. Das ist das Doppelte dessen, was Britishvolt anstrebt.
Das britische Unternehmen, das heimische Autofabriken beliefern will, benötigt mehr als 2,7 Mrd. Pfund, um seine Fabrik zu bauen. Der Standort ist ideal: Zugang zu einem Tiefwasserhafen ist vorhanden. Zudem kann über ein Unterseekabel Ökostrom aus Norwegen bezogen werden. Zur Finanzierung will Britishvolt den Automotive Transformation Fund der britischen Regierung anzapfen. Auch ein Börsengang an der London Stock Exchange wird erwogen. Dem von Barclays beratenen Unternehmen wurde aber auch schon nachgesagt, mit Hilfe eines Investmentvehikels (Spac) an der New Yorker Börse auf Investorenjagd gehen zu wollen.
Die Londoner Beratungsgesellschaft Circulor wurde damit beauftragt, den CO2-Fußabdruck der Fabrik zu überwachen. Dabei soll auch die Beschaffung der Baumaterialien mit einbezogen werden. Glencore wird die Versorgung mit Kobalt sicherstellen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits im vergangenen Monat unterzeichnet.