M&A

Brookfield greift nach Telekom-Funktürmen

Der bisher größte M&A-Deal in Deutschland in diesem Jahr steht kurz vor dem Abschluss. Die Deutsche Telekom gibt aller Voraussicht nach am Donnerstag den Verkauf ihrer Funktürme bekannt. Als Favoriten für den 18 Mrd. Euro schweren Deal gelten die Bieterrivalen Brookfield und KKR.

Brookfield greift nach Telekom-Funktürmen

cru Frankfurt

Die Deutsche Telekom gibt aller Voraussicht nach am heutigen Donnerstag den Teilverkauf ihrer Funktürme bekannt. Die Tochter Deutsche Funkturm könnte dabei inklusive Schulden mit 18 Mrd. Euro (20 Mrd. Dollar) bewertet werden. Das entspräche dem 30-Fachen des Betriebsergebnisses. Das wurde aus Finanzkreisen bestätigt, nachdem am gestrigen Mittwochnachmittag der Aufsichtsrat des Konzerns getagt hatte. Alle Beteiligten lehnten einen offiziellen Kommentar ab. Als Favorit für den Kauf eines bedeutenden Anteils an der Deutsche Funkturm gilt ein überraschendes gemeinsames Gebot des kanadischen Assetmanagers Brookfield mit dem Investor Digital Bridge aus Florida. Wichtigster Bieterrivale von Brookfield war bis zuletzt ein Konsortium unter Führung von KKR.

In Europa ist Brookfield bisher eher mit Immobilieninvestments aufgefallen. Der Name des börsennotierten Vermögensverwalters aus Toronto mit 600 Mrd. Dollar verwaltetem Vermögen schmückt die Wolkenkratzer der Londoner Canary Wharf, den wiederaufgebauten Potsdamer Platz in Berlin und zahlreiche Hochhäuser in New York, wo Brookfield jeden anderen Vermieter gewerblicher Immobilien in den Schatten stellt.

In Deutschland ist Brookfield indirekt über den Batteriehersteller Clarios vertreten – eine ehemalige Sparte des Autozulieferers Johnson Control – sowie über den Kernkraftwerksinstandhalter Westinghouse und direkt über die Mehrwegverpackungsfirma Schoeller Allibert. Schon zweimal in den vergangenen zwölf Monaten haben sich die Kanadier vergeblich um den Kauf eines großen deutschen Unternehmens bemüht: Bei den Thyssenkrupp-Aufzügen unterlagen sie gegen ein Konsortium rund um den Private-Equity-Investor Advent. Und die Siemens-Windradgetriebetochter Flender ging an Carlyle.

Für die Telekom-Funktürme hatte zuletzt auch KKR mit dem New Yorker Infrastrukturfonds Global Infrastucture Partners (GIP) und dem ebenfalls auf Infrastruktur spezialisierten Private-Equity-Haus Stonepeak ein Angebot unterbreitet. KKR hat Anfang des Jahres 17 Mrd. Dollar für seinen neuesten globalen Infrastrukturfonds aufgebracht, während GIP 25 Mrd. Dollar für den weltweit größten Kapitalpool für Infrastrukturinvestitionen anstrebt.

Zuvor hatte sich das Konsortium aus dem spanischen Funkturmbetreiber Cellnex und dem kanadischen Assetmanager Brookfield aus dem Bieterkampf zurückgezogen. Kommt KKR zum Zuge, würde neben Cellnex auch die ebenfalls zeitweise interessierte deutsche Vodafone-Tochter Vantage Towers leer ausgehen.

Der Kurs der Deutsche-Telekom-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Minus von zeitweise 0,7 % auf 19,07 Euro. Doch auch so noch hat sich der Börsenwert des Konzerns seit März 2020 nahezu verdoppelt auf 95 Mrd. Euro. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, die sich auf Insider beruft, könnte die Telekom auch bei einem Zuschlag Zugriff auf die Funktürme behalten.

Die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) zählt inzwischen fast 41000 Standorte und hat 2021 ihren vergleichbaren Umsatz um rund 5 % auf 1,1 Mrd. Euro und das Betriebsergebnis (Ebitda AL) um 6,3 % auf 600 Mill. Euro erhöht. Telekom-Chef Timotheus Höttges hat immer wieder klargemacht, sich letztlich für das attraktivste Angebot entscheiden zu wollen. Eine Transaktion könnte Europas größtem Telekomkonzern frisches Geld bringen, um seine Milliarden-Schulden zu verringern oder etwa endlich die Kapitalmehrheit an der US-Tochter T-Mobile US zu er­werben und den teuren Netzausbau zu stemmen.

In der Funkturmbranche herrscht seit einiger Zeit viel Dynamik – auch weil der 5G-Netzaufbau und die zunehmende Digitalisierung für eine hohe Nachfrage sorgen. Institutionelle Anleger werden von solchen Anlagen angezogen, weil sie in der Lage sind, stetige, langfristige Renditen zu erzielen. Infrastrukturanbieter können einfacher als Mobilfunkkonzerne die Masten am Boden und auf Hausdächern an mehrere Nutzer gleichzeitig vermieten, was über Jahre hinweg wiederkehrende Einnahmen und planbare Investitionen verspricht.

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