Telekommunikation

Cevian nimmt sich Vodafone vor

Vodafone ist ins Visier von Private Equity geraten. Der als Aktivist bekannte Investor Cevian ist informierten Kreisen zufolge beim weltgrößten Mobilfunkanbieter eingestiegen, dessen Aktienkurs sich binnen fünf Jahren halbiert hat.

Cevian nimmt sich Vodafone vor

hei Frankfurt – Der schwedische Finanzinvestor Cevian ist beim britischen Mobilfunkriesen Vodafone eingestiegen und hat sich offenbar bereits zu Wort gemeldet, auf welche Weise sich der Unternehmenswert erhöhen ließe, wie Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise berichtet. Dabei wurde der übliche Instrumentenkasten ausgepackt: Verkauf von Unternehmensteilen, Konsolidierung der Beteiligungen in einzelnen Märkten sowie Aktienrückkäufe. Cevian, die hierzulande kürzlich ihr Engagement bei Thyssenkrupp halbiert hat, bezeichnet sich selbst als aktiv Einfluss nehmenden Investor, der „substanzielle Minderheitsanteile bei unterbewerteten börsennotierten Gesellschaften“ an­strebt, um diese besser aufzustellen und damit Werte zu heben.

Dafür besteht bei Vodafone reichlich Spielraum. Der britische Mobilfunkriese, dessen Geschäft sich in der Pandemie wie das der meisten Telekomnetzbetreiber robust zeigt, hat an der Börse seit Jahresbeginn 2018 rund die Hälfte an Wert verloren. Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Markt des Konzerns vor Großbritannien, Italien und Spanien. Dabei hat Vodafone hierzulande ihre Position mit milliardenschweren Übernahmen im Kabelmarkt ausgebaut, namentlich der Übernahme von Kabel Deutschland 2013 und dem Kauf von Unitymedia 2018. Bei letzterem Deal blätterte Vodafone inklusive osteuropäischer Aktivitäten von Liberty Global gut 18 Mrd. Euro hin. Für Kabel Deutschland waren zunächst 7,7 Mrd. Euro fällig geworden. Allerdings zieht sich der Squeeze-out des renitenten Streubesitzes hin. Seit Dezember 2020 kontrolliert Vodafone 93,8% an Kabel Deutschland. Zuvor hatte sich der Konzern eine Einigung mit Elliott und anderen nochmals 1,56 Mrd. Euro kosten lassen. Die Integration der Kabelgesellschaften lief zäh, das Wachstum blieb hinter den anfänglichen Erwartungen zurück. Das Deutschlandgeschäft steht für 38% des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen und Leasingkosten (Ebitda AL) der Gruppe. Italien kommt auf 12%, Spanien auf 6% und Großbritannien auf 8%.

Offene Türen

Cevian dringt nun offenbar auf eine „strategische Optimierung“ in einzelnen Märkten, wobei Vodafone eine „aktive Rolle“ in der sich abzeichnenden Konsolidierung übernehmen soll. Bei CEO Nick Read dürfte der Investor damit offene Türen einrennen; denn der Manager hatte sich in jüngster Vergangenheit wiederholt für M&A in der Branche starkgemacht, um die Kräfte zu bündeln, die für milliardenschwere In­frastrukturinvestitionen nötig sind. So mahnte Read unter anderem eine Konsolidierung der Mobilfunknetze in Europa an. Die Vielzahl der Netzbetreiber führt hier seit Jahren zu einer verbreiteten Geldvernichtung, weil kaum ein Unternehmen seine Investitionen zurückverdienen kann.

Mörderisch ist der Wettbewerb besonders im britischen Heimatmarkt und in Italien, beides Märkte, die durch M&A in Bewegung gekommen sind. Zuletzt war die Rede davon, dass Vodafone ihr heimisches Geschäft mit 3UK, der Tochter von Hutchison Whampoa, zusammenlegen will. Ebenso hieß es in gut informierten Kreisen, der Konzern strebe einen Merger mit Iliad in Italien an. Iliad war vor einigen Jahren mit ihrem Mobilfunkservice Free in Italien gestartet und hatte den Markt – ähnlich wie vor Jahren in Frankreich – umgekrempelt. Das Unternehmen gehört zum Imperium des französischen Milliardärs Patrick Drahi, der 12% an BT Group aufgebaut hat. In Italien bahnt sich indes nicht nur ein Schulterschluss zwischen Vodafone und Iliad an, sondern Telecom Italia ist mit einer Übernahmeofferte des Finanzinvestors KKR konfrontiert, der im Telekomsektor profunde Erfahrungen hat. Allerdings sind Transaktionen innerhalb einzelner europäischer Märkte den Kartellwächtern üblicherweise ein Dorn im Auge.

Hoher Schuldenberg

Die voluminösen Übernahmen und teure Spektrumauktionen haben Vodafone indes schon viel Geld gekostet und den Schuldenberg in die Höhe getrieben. Die Nettofinanzverbindlichkeiten lagen zum Ende des ersten Halbjahres 2021/22 (per 30. September) bei 44,3 Mrd. Euro, gut 4 Mrd. Euro höher als vor Jahresfrist. Dies obwohl Vodafone mit dem IPO von Vantage Towers, dem größten Börsengang in Deutschland im vergangenen Jahr, 2,3 Mrd. Euro eingenommen hat, die für die Schuldentilgung vorgesehen waren. Obwohl im Tower-Geschäft Werte gehoben wurden, hat das dem Aktienkurs Vodafones kaum geholfen.

Neben Vantage Towers, an der Vodafone noch 81% hält und auf Sicht mindestens die Mehrheit behalten will, gehören noch weitere attraktive Tower-Assets zum Portfolio, darunter die ebenfalls börsennotierte Inwit, an der auch Telecom Italia beteiligt ist, sowie Indus Towers.

Das Aktienkapital von Vodafone selbst ist breit gestreut, mit substanziellen Positionen verschiedener BlackRock-Gesellschaften sowie Norges, State Street und Vanguard Group.

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