Verkauf

Cinven greift nach Bayer-Sparte

Der Verkaufsprozess hat ein Jahr gedauert – jetzt neigt er sich dem Ende zu: Bayer veräußert die Sparte für Schädlingsbekämpfung abseits der Landwirtschaft an den britischen Finanzinvestor Cinven.

Cinven greift nach Bayer-Sparte

cru Frankfurt – In Deutschland ist der Finanzinvestor Cinven bisher vor allem für seine Beteiligungen an der ehemaligen Thyssenkrupp-Aufzugstochter TK Elevator, am Nachahmermedikamentenhersteller Stada, dem Lebensversicherer Veridium und der Softwarefirma Thinkcell bekannt. Jetzt greift das britische Private-Equity-Haus nach Bayer Environmental Science Professional, der Sparte für Schädlingsbekämpfung abseits der Landwirtschaft des Agrarchemiekonzerns. Cinven würde mit der Übernahme den Bieterkonkurrenten Brookfield aus Kanada aus dem Rennen werfen, der zuletzt auch noch als einer der bevorzugten Kaufinteressenten galt.

Die Bewertung von Bayer Environmental Science Professional dürfte bei dem Deal ungefähr 2 Mrd. Euro erreichen – und es handelt sich damit um die bisher größte Private-Equity-Transaktion in diesem Jahr in Deutschland. Das wird von mehreren Personen aus Finanzkreisen bestätigt. Cinven würde damit sein Beteiligungsportfolio in Deutschland erneut kräftig ausbauen. Zuvor hatte Bloomberg darüber berichtet.

Die Private-Equity-Gruppe hat sich gegen andere Investmentfirmen durchgesetzt, um den Geschäftsbereich Environmental Science Professional zu erwerben. Ein Abschluss der Transaktion könnte bereits in der kommenden Woche bekannt gegeben werden.

Bayer strebt einen Wert von etwa 2 Mrd. Euro an, wie schon früher aus Finanzkreisen berichtet wurde. Die Sparte erwartet Finanzkreisen zufolge für 2022 ein Betriebsergebnis von rund 200 Mill. Dollar und könnte mit dem 13- bis 14-Fachen davon bewertet werden. Wie bei allen solchen Deals könnten sich die Gespräche noch verzögern oder scheitern. Eine offizielle Stellungnahme von Bayer zum Verkauf der Sparte gab es am Montag nicht.

Bayer hatte vor fast genau einem Jahr angekündigt, dass man Bayer Environmental Science Professional verkaufen will, um sich auf das Kerngeschäft in der Landwirtschaft zu konzentrieren. Die Sparte bietet unter anderem ein digitales Schädlingsbekämpfungssystem an. Die Environmental-Science-Einheit ist ein kleiner Teil der Crop-Science-Division von Bayer und vertreibt auch Produkte für Rasen und Gärten, Golfplätze, Forstwirtschaft sowie Parks und Bahngleise. Zu den Markennamen gehören Ficam, Maxforce, Esplanade und K-Othrine.

Viele Bieter interessiert

Der Geschäftsbereich hatte das Interesse von Bietern wie dem britischen Finanzinvestor CVC Capital Partners und dem kanadischen Assetmanager Brookfield Asset Management geweckt, aber einige Bieter haben sich entschlossen, aus dem Prozess auszusteigen, darunter Apax. Auch der Bayer-Konkurrent Syngenta war nicht mehr in der finalen Bieterrunde dabei.

Ein erfolgreicher Verkauf des Geschäfts wäre eine dringend benötigte gute Nachricht für Bayer. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern kämpft immer noch mit den Folgen der 63 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 – ein Geschäft, das in den USA eine ganze Reihe von Klagen von Menschen nach sich zog, die behaupten, das Unkrautvernichtungsmittel Roundup habe ihren Krebs verursacht. Der Kurs der Bayer-Aktie ist seit dem Abschluss der Übernahme im Juni 2018 um fast die Hälfte gesunken. Die Aktie fiel am Montag um bis zu 3,3%, was dem Unternehmen 50,4 Mrd. Euro Wert verleiht.