Continental bekräftigt Plan zur Aufspaltung
Conti bekräftigt Plan zur Aufspaltung
Zulieferer setzt bei schrumpfenden Automärkten auf Einsparungen – Dividende steigt – Details zu Spin-off im Juni
Continental rechnet 2025 mit schrumpfenden Automärkten, plant aber weiterhin mit der Konzernaufspaltung in der zweiten Jahreshälfte. Der Autozulieferer und Reifenhersteller setzt auf Einsparungen und Effizienzsteigerungen, um fehlenden Rückenwind im Geschäft zu kompensieren. Anleger gehen auf Distanz.
ste Hamburg
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hält trotz schwacher wirtschaftlicher Entwicklung vor allem im Kernmarkt Europa und rückläufiger Autoproduktion am Plan der Abspaltung und Börseneinführung des Unternehmensbereichs Automotive in der zweiten Jahreshälfte fest. „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt“, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer am Dienstag in der Jahrespressekonferenz des Dax-Unternehmens in Hannover. „Wir würden uns natürlich einfachere Verhältnisse wünschen, aber wir sind darauf sehr gut vorbereitet.“
Neue Details zu dem Vorhaben, dem der Aufsichtsrat und die Hauptversammlung im April noch zustimmen müssen, nannte der Konzern nicht. Einzelheiten sollen bei Kapitalmarkttagen von Continental und dem Automotive-Bereich Ende Juni präsentiert werden.
Rückenwind fehlt
Setzer sagte, auch 2025 sei nicht mit Rückenwind aus den Märkten zu rechnen. Nach einem Rückgang der weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen 2024 um rund 1% auf 89 Millionen rechnet man in Hannover derzeit mit einer Veränderung von -1% bis +1% in diesem Jahr. Continental habe aber in den Bereichen Automotive und Contitech „frühzeitig“ Maßnahmen zur Stärkung ergriffen.
Während der Konzernumsatz 2024 um gut 4% auf 39,7 Mrd. Euro abrutschte und noch knapp innerhalb der im Jahresverlauf zweimal reduzierten Prognosespanne blieb, stieg des bereinigte operative Ergebnis (Ebit) um 6,6% auf 2,69 (i.V. 2,53) Mrd. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge erreichte mit 6,8 (6,1)% fast das obere Ende des avisierten Korridors von 6 bis 7%.
Contitech-Geschäft vor Verkauf
Dass sich die Marge des Automotive-Bereichs im Gesamtjahr auf 2,3 (2,0)% verbesserte, lag laut Continental vor allem an Sparmaßnahmen, Effizienzverbesserungen und Abschlüssen aus Preisverhandlungen mit Autoherstellern. Im vierten Quartal erreichte der lange kriselnde Bereich bei um 3,2% geschrumpften Erlösen eine Marge von 6,6 (4,8)%. Zugpferd blieb der Reifenbereich mit 13,9 (13,6)%. Der Bereich Contitech, der stärker auf das Industriegeschäft ausgerichtet wird und dessen 2025 zum Verkauf stehendes Geschäftsfeld OESL (Original Equipment Solutions) im Berichtsjahr ein verbessertes opertives Ergebnis verbuchte, kam im Schlussabschnitt auf 7,8 (7,1)%.
Continental kündigte an, 2025 einen Umsatz im Konzern zwischen 38 und 41 Mrd. Euro und eine bereinigte Ebit-Marge von 6,5 bis 7,5% zu erwarten. Der Analystenkonsens ging bislang von 7,1% aus. Der Automotive-Bereich soll auf Erlöse von 18 bis 20 Mrd. Euro und eine Marge von 2,5 bis 4% kommen.

Der 2024 um rund 19% auf 1,05 Mrd. Euro gesunkene bereinigte freie Cashflow wird 2025 zwischen 800 Mill. und 1,2 Mrd. Euro erwartet. Einmalbelastungen, etwa durch Restrukturierung, Spin-off-Kosten un Steuerzahlungen, sollen dabei höher ausfallen als im Vorjahr.
Vorsicht „richtig“
Die Aktie von Continental, 2024 um 15,7% gesunken, fiel am Dienstag um 12% auf rund 61 Euro zurück. Einige Investoren dürften aufgrund der breiten Prognosespanne bei der bereinigten Ebit-Marge im Automotive-Bereich enttäuscht sein, hieß es bei der UBS. Der Ausblick impliziere, dass eine Steigerung des operativen Ergebnisses in dem Bereich 2025 ausbleiben könnte. Die Bank bewertete aber die Vorsicht von Continental bei der Prognose zum aktuellen Zeitpunkt als „richtig“. Mögliche Auswirkungen signifikanter Veränderungen in den Zolltarifen berücksichtigt der Ausblick nicht.
Den Aktionären, darunter die mit 46% beteiligte Schaeffler-Familie, will Continental für das abgelaufene Geschäftsjahr trotz des nahezu unveränderten Nettoergebnisses von 1,17 Mrd. Euro eine auf 2,50 (2,20) Euro je Aktie steigende Dividende zahlen. Die Dividendenquote würde bei Zustimmung zum Vorschlag in der Hauptversammlung am 25. April bei 42,8% und damit oberhalb des Zielkorridors von 20 bis 40% des Ergebnisses je Aktie liegen. Zur Begründung verwies Finanzvorstand Olaf Schick auf einmalige, nicht cashwirksame Steueraufwendungen von 100 Mill. Euro im Zuge der Vorbereitung des Automotive-Spin-off, ohne die das Nettoergebnis stärker gestiegen wäre und die Ausschüttungsquote bei 39,4% liegen würde.
Erfolgsprämie für Mitarbeiter
Die Ausschüttung von rund 500 (440) Mill. Euro sei möglich, weil Continental bilanziell sehr robust aufgestellt sei, sagte Schick mit Verweis auf eine Eigenkapitalquote von 40 (37,4)%, ein Liquiditätspolster von fast 8 Mrd. Euro sowie eine um gut 8% auf 3,7 Mrd. Euro gesunkene Nettoverschuldung. Mit Blick auf den Sparkurs und Stellenbau vor allem im Automotive-Bereich hob Vorstandschef Setzer Erfolgsprämien für die Mitarbeiter hervor. Seine aktuell rund 190.000 Beschäftigten beteiligt der Konzern mit Bonuszahlungen basierend auf der Wirtschaftsleistung des jeweiligen Landes.

Um die Effizienz im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) von Automotive zu verbessern und die F&E-Quote bis 2027 auf unter 10 (2024: 11,4)% netto zu drücken, hatte Continental vor gut einem Jahr eine Standortbündelung und den Wegfall von 1.750 Stellen verkündet. Dieser Abbau sei bis Ende 2024 nahezu abgeschlossen worden, die Kostenentlastung betrage rund 200 Mill. Euro. Rückstellungen für Restrukturierungsaufwendungen in diesem Zusammenhang bezifferte Continental mit 150 Mill. Euro.
Stellenabbau
Im Februar legte der Konzern mit dem Plan nach, bis Ende 2026 zusätzlich rund 3.000 Stellen weltweit im F&E-Bereich zu streichen, davon knapp die Hälfte in Deutschland. Den im Herbst 2023 angekündigten Abbau von 5.400 Verwaltungsstellen im Automotive-Bereich hat Continental den Angaben zufolge bis Ende 2024 zu 90% umgesetzt. Die Hälfte der bis 2025 angestrebten jährlichen Kostenentlastung von 400 Mill. Euro sei erreicht.