Lufthansa verkauft Catering an Finanzinvestor Aurelius
Lufthansa verkauft Catering an Aurelius
Airline trennt sich nun auch vom auĂereuropĂ€ischen Teil des GeschĂ€fts der Tochter LSG
Die Zinswende bremst laut der Unternehmensberatung Roland Berger das GeschĂ€ft von Private-Equity-Firmen. Doch kleinere Transaktionen finden noch immer statt. Jetzt verkauft die Lufthansa auch noch das auĂereuropĂ€ische Catering-GeschĂ€ft der Tochter LSG - und zwar an den Finanzinvestor Aurelius.
Christoph Ruhkamp
cru Frankfurt
Die Lufthansa hat fĂŒr den Rest ihrer Catering-Sparte LSG - das seit drei Jahren zum Verkauf stehende auĂereuropĂ€ische GeschĂ€ft - mit dem Finanzinvestor Aurelius einen Abnehmer gefunden. Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen erwarten die Beteiligten, dass der Deal im dritten Quartal ĂŒber die BĂŒhne geht, teilten Lufthansa und Aurelius am Mittwoch mit. Zum Kaufpreis gab es keine Angaben. Laut Aurelius macht die LSG Group derzeit einen Umsatz von etwa 2 Mrd. Dollar - und vor der Pandemie erzielte das Gesamtunternehmen inklusive des Ende 2019 verkauften EuropageschĂ€fts 115 Mill. Euro operatives Ergebnis.
Es werde erwartet, dass sich der Verkauf positiv auf die operative Marge und die Kapitalrendite der Lufthansa auswirke, hieĂ es. Mit Blick auf die VerĂ€uĂerung erklĂ€rte Lufthansa-CFO Remco Steenbergen: "Damit können wir uns noch stĂ€rker auf die weitere Verbesserung der ProfitabilitĂ€t und der Kapitalrendite des KerngeschĂ€fts der Lufthansa Group konzentrieren."
Der Kurs der Lufthansa-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Minus von zeitweise 0,9% auf 10,27 Euro. Der Börsenwert der Airline hat sich aber seit Juli 2022 nahezu verdoppelt auf mehr als 12 Mrd. Euro. GröĂter AktionĂ€r ist die Familie KĂŒhne mit 15% der Anteile.
Die LSG Group, die vor der Pandemie 35.500 Mitarbeiter hatte, beschĂ€ftigt nun weltweit rund 19.000 Mitarbeiter. Zum GeschĂ€ft zĂ€hlen den Angaben zufolge 131 Catering-Betriebe und der Bordverkauf. Bereits vor der Corona-Krise hatte Lufthansa den Caterer ins Schaufenster gestellt. Das Europa-GeschĂ€ft von LSG mit 7.000 BeschĂ€ftigten hatte die Lufthansa bereits Ende 2019 an die Schweizer Gategroup fĂŒr 1,1 Mrd. Euro verĂ€uĂert. Wegen der Pandemie wurde der Verkauf der restlichen Anteile auf Eis gelegt.
Aurelius kĂŒndigte derweil an, das auĂereuropĂ€ische Catering ausbauen zu wollen. "Insbesondere werden wir uns auf organisches und anorganisches Wachstum durch weitere ZukĂ€ufe konzentrieren", kĂŒndigte Aurelius-Partner Franz Woelfler an. Seit dem Jahr 2022 verbessern sich die Perspektiven, da der globale
Luftverkehrsmarkt wieder auf das Reiseniveau vor der Pandemie zurĂŒckkehrt.
Der Lufthansa-Konzern will sich stĂ€rker auf das FluggeschĂ€ft konzentrieren und plant daher auch einen Teilverkauf der Wartungssparte Lufthansa Technik. FĂŒr einen Minderheitsanteil an diesem deutlich gröĂeren Unternehmen, dem eine Bewertung von mehreren Milliarden Euro zugetraut wird, interessieren sich ebenfalls mehrere Finanzinvestoren, darunter der kanadische Assetmanager Brookfield.
Laut Roland Berger blickt Europas Private-Equity-Branche jedoch zunĂ€chst eher verhalten auf das laufende Jahr. So gehen knapp 60% der von der Unternehmensberatung befragten Fachleute davon aus, dass die Zahl der M&A-Deals mit Private-Equity-Beteiligung etwa auf dem niedrigen Vorjahresniveau liegen wird. GrĂŒnde hierfĂŒr seien Russlands Krieg gegen die Ukraine sowie die steigenden Zinsen. Die deswegen reduzierte VerfĂŒgbarkeit von Fremdfinanzierungsmitteln wird als zentrale Stellschraube fĂŒr die weitere Entwicklung gesehen. Zu diesen Ergebnissen kommt der "European Private Equity Outlook 2023", fĂŒr den Roland Berger europaweit rund 1700 Private-Equity-Fachleute befragt hat.
Laut Christof Huth, Partner bei Roland Berger, hinterlĂ€sst die derzeit groĂe wirtschaftliche und politische Unsicherheit "auch in der Private Equity-Branche ihre Spuren". Die Corona-Pandemie wird zwar nicht mehr als belastender Faktor betrachtet. "Die Fremdfinanzierung ist hingegen absolut dominierend und ein Ergebnis der Zinsentwicklung", fasst Huth die Lage zusammen. "Externe Finanzierungen fĂŒr groĂe Deals sind im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld eher schwierig zu bekommen." Daher rĂŒcke in diesem Jahr
die "Value Creation" innerhalb der Portfoliounternehmen zunehmend in den Fokus. Der Markt biete jedoch auch genug interessante Assets im Small- und Mid-Cap-Segment. Die Private-Equity-Branche ziehe wieder verstÀrkt gelistete Unternehmen und PrimÀrinvestitionen in Betracht.
Als mögliche Milliardendeals, die in den kommenden Monaten ĂŒber die BĂŒhne gehen könnten, sind vor allem die VerĂ€uĂerung eines Minderheitsanteils von 15% an den Senderechten der Bundesliga sowie die Versteigerung eines Minderheitsanteils an der Lufthansa Technik und ein Verkauf der Bahn-Tochter DB Schenker zu nennen.