Crypto Crime Report

Cyberkriminelle erbeuten erstmals mehr als 1 Mrd. Euro

Cyberangriffe mit Erpressungssoftware erreichten 2023 einen neuen Höhepunkt, mit mehr als 1 Mrd. Euro an gezahltem Lösegeld. Chainalysis warnt vor steigenden Zahlen und empfiehlt, nicht auf die Forderungen einzugehen.

Cyberkriminelle erbeuten erstmals mehr als 1 Mrd. Euro

dpa-afx

Die Opfer von Cyberangriffen mit Erpressungssoftware haben im vergangenen Jahr erstmals mehr als umgerechnet 1 Mrd. Euro an Lösegeld bezahlt. Das geht aus dem „Crypto Crime Report 2024“ der Analysefirma Chainalysis hervor. Der Schaden, der mit dieser „Ransomware“ angerichtet werde, sei noch viel höher. Der Bericht erfasst nur geleistete Lösegeldzahlungen, aber nicht die wirtschaftlichen Auswirkungen von Produktivitätsverlusten und Reparaturkosten im Zusammenhang mit Angriffen. Für 2022 hatte Chainalysis eine Lösegeld-Summe von 567 Mill. Dollar ermittelt.

Bei einem „Ransomware“-Angriff werden in der Regel die Opfer zunächst von den Cyberkriminellen ausspioniert. Danach werden die IT-Systeme der Opfer verschlüsselt und eine Entschlüsselung erst gegen Zahlung eines Lösegeldes (engl. Ransom) in Aussicht gestellt. Immer öfter wird zusätzlich mit der Veröffentlichung von zuvor entwendeten Daten gedroht, um die Opfer zusätzlich unter Druck zu setzen.

Cyberkriminelle stellen ihre Lösegeld-Forderungen fast ausschließlich in Bitcoin, weil sie sich von der Kryptowährung eine weitgehende Anonymität versprechen. Dabei sind aber sämtliche Transaktionen in der verteilten Bitcoin-Datenbank („Blockchain“) öffentlich einsehbar.

Casino-Konzern MGM zahlt 100 Mill. Dollar

Chainalysis erklärte, inzwischen weigerten sich viele Opfer, auf die Lösegeld-Forderungen einzugehen. So habe der Unterhaltungs- und Casino-Konzern MGM nach einem „Ransomware“-Angriff kein Lösegeld gezahlt, aber schätzungsweise einen Schaden von über 100 Mill. Dollar erlitten.

Die ermittelte Gesamt-Lösegeldsumme von umgerechnet 1,01 Mrd. Euro beruht nach Angaben von Chainalysis auf einer „konservativen Schätzung“. Gegenwärtig expandiere die „Ransomware“-Landschaft ständig, was es schwierig mache, jeden Vorfall zu überwachen oder alle in Kryptowährungen geleisteten Lösegeldzahlungen zu verfolgen. Die Lösegeld-Summe werde sich wahrscheinlich noch erhöhen, wenn im Laufe der Zeit neue verdächtige Bitcoin-Adressen entdeckt würden.

Verdoppelung innerhalb von zwei Jahren

2021 waren 983 Mill. Dollar an die Erpresser geflossen. Der zeitweise Rückgang 2022 sei vermutlich auf geopolitische Ereignisse wie den Angriff Russlands auf die Ukraine zurückzuführen, heißt es in dem Report.

„Dieser Konflikt hat nicht nur die Operationen einiger Cyber-Akteure gestört, sondern auch ihren Fokus von finanziellen Gewinnen auf politisch motivierte Cyber-Angriffe mit dem Ziel der Spionage und Zerstörung verlagert.“

Kriminelle Krypto-Transaktionen im Milliarden-Volumen

Trotz des Anstiegs der Lösegeldzahlungen im Zusammenhang mit Erpressungssoftware verzeichnet der Report von Chainalysis einen starken Rückgang bei sonstigen kriminellen Krypto-Transaktionen. Im Jahr 2023 sei der von illegalen Kryptowährungsadressen erhaltene Wert deutlich gesunken und habe insgesamt umgerechnet 24,2 Mrd. Dollar betragen. Für 2022 ermittelte Chainalysis noch illegale Wert-Transaktionen von umgerechnet 39,6 Mrd. Dollar.

Die ermittelte Summe krimineller Krypto-Transaktionen umfasst Werte, die an Adressen gesendet wurden, die Chainalysis als illegal identifiziert hat. Außerdem wurden bei Krypto-Hackerangriffen gestohlene Werte berücksichtigt. Die kriminellen Krypto-Transaktionen im Wert von 24,3 Mrd. Dollar machten jedoch nur 0,34% des gesamten Transfer-Volumens auf den beobachteten Blockchains aus.

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