Daimler stellt Niederlassungen ins Schaufenster
sck München
Trotz zuletzt guter Quartalszahlen setzt die Führung von Daimler weiter den Rotstift an. Der Stuttgarter Auto- und Nutzfahrzeughersteller plant, seine konzerneigenen Vertriebsstützpunkte in Europa deutlich zu reduzieren. Betroffen davon sind Pkw-Niederlassungen in Großbritannien, Spanien und Belgien. Konkret handelt es sich um mehr als 25 Händlerstandorte und Werkstätten, in denen rund 2800 Personen beschäftigt sind. Diese Zweigniederlassungen stehen einem Zeitungsbericht zufolge zum Verkauf. Den Angaben nach winkt Daimler ein Erlös von geschätzt rund 1 Mrd. Euro.
Der Schritt dient dazu, den Dax-Konzern noch stärker auf Rendite zu trimmen. Auf Nachfrage begründete Daimler das Vorhaben mit dem nachgebesserten Konzept für Mercedes-Benz. „Mit der neuen Mercedes-Benz-Strategie hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, die Kostenbasis weiter zu senken und den industriellen Footprint verbessern. In diesem Zusammenhang überprüfen unsere Märkte kontinuierlich ihre bestehenden und zukünftigen lokalen Vertriebssetups sowie Netzwerke“, erklärte ein Unternehmenssprecher.
Aktie setzt Höhenflug fort
Die Anleger reagierten auf die Nachricht wohlwollend. Zum Wochenauftakt setze die Aktie von Daimler ihren Höhenflug fort. Am Montag gewann das Papier in der Spitze 1% auf 81,41 Euro an Wert. Dieses Niveau hatte der Titel zuletzt im Frühsommer 2015 erreicht. Für Kursfantasie sorgt vor allem die vorherige Ankündigung des Vorstands, das Nutzfahrzeuggeschäft abzuspalten und separat an die Börse zu bringen. Im vergangenen Jahr beschloss Daimler einen umfangreichen Stellenabbau. So will der Konzern über 20000 seiner weltweit rund 300000 Arbeitsplätze streichen. Das soll dazu beitragen, die Personalkosten um 2 Mrd. Euro pro Jahr zu senken. Vorstandschef Ola Källenius sah sich zu diesem Schritt gezwungen. Die Coronakrise und der Wandel der Technologie in der Autobranche (Stichwort Elektromobilität) beschleunigen den Umbau des Unternehmens.
Daimler rechnet sich gute Chancen aus, die im Schaufenster stehenden Vertriebsniederlassungen zu veräußern. „Im Zuge regelmäßiger Gespräche mit Partnern und Stakeholdern haben die Märkte Großbritannien, Spanien und Belgien ein positives Interesse und neue Möglichkeiten identifiziert, um unseren dortigen Own-Retail-Standorten die bestmögliche Zukunftsperspektive zu bieten. Daher prüfen wir dort den Verkauf dieser Standorte, was wir lokal auch bereits kommuniziert haben“, so der Unternehmenssprecher. In anderen Ländern gebe es keine entsprechenden Vorhaben. „Auch wenn unsere Märkte kontinuierlich die lokalen Vertriebssetups überprüfen, gibt es für weitere Märkte in Europa neben den bereits erwähnten derzeit keine Entscheidung bezüglich ähnlicher Evaluierungen.“ Zuvor berichtete darüber das „Handelsblatt“.
Vertriebsnetze im Wandel
Ungeachtet dessen stehen die Autobauer unter hohem Druck, ihre Vertriebsnetze zu reformieren. Antreiber dafür ist die zunehmende Digitalisierung aller Bereiche des Wirtschaftslebens. Daimler, BMW und Volkswagen sind dabei, ihre Service- und Verkaufsaktivitäten stärker danach auszurichten. Zuvor kündigte der Münchner Autohersteller entsprechende Pläne an. BMW will den Großteil ihrer bisherigen Autohändler einbinden. Dieser Umbau ist ein Einschnitt für die Vertragshändler. Letztere wollen vermeiden, dass auf diesem Weg die Marge schrumpft.