Decoupling in der VC-Branche geht weiter
Decoupling in der
VC-Branche geht weiter
Nach Sequoia spaltet nun auch GGV das Asien-Geschäft ab
Bloomberg/kro Frankfurt
Drei Monate nachdem der renommierte Silicon-Valley-Investor Sequoia Capital sowohl sein Indien- als auch sein China-Geschäft abgespalten hat, folgt nun der Konkurrent GGV Capital mit einem ähnlichen Schritt. GGV soll in zwei komplett voneinander unabhängige Einheiten aufgeteilt werden, die jeweils unter neuer Marke firmieren werden, wie der 23 Jahre alte Wagniskapitalgeber mitteilte. "Die Investmentlandschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren erheblich verändert, und das betriebliche Umfeld ist äußerst komplex geworden", hieß es zu Begründung.
Konkret werde GGV künftig in eine US- und in eine Asien-Einheit separiert. Dabei konzentriere sich die aus Kalifornien und New York heraus operierende US-Einheit auf Investitionen in Nordamerika, Lateinamerika, Israel, Europa und Indien. Die Gesellschaft mit Fokus auf Investitionen in Asien, speziell in China, Südostasien und Südasien werde diese von ihrem Hauptsitz in Singapur aus leiten. Die Aufspaltung soll bis Ende März 2024 erfolgen. GGV verwaltet ein Vermögen von insgesamt 9,2 Mrd. Dollar und ist damit deutlich kleiner als Sequoia, die laut Medienberichten zuletzt auf Assets under Management von 85 Mrd. Dollar kam. Der Start-up-Investor hat unter anderem Geld in die chinesischen Tech-Giganten Alibaba, die Tiktok-Mutter Bytedance, Xiaomi und Didi gesteckt. In den USA hat er zudem in Airbnb und Slack investiert.
Sequoia zählt seinerseits chinesische Tech-Größen wie Meituan, PDD Holdings und auch Bytedance zu seinen erfolgreichsten Portfoliounternehmen. Die 1972 gegründete VC-Firma, die mehr als 15 Jahre lang in chinesische, indische und südostasiatische Start-ups investiert hatte, hatte ihre Aufspaltung ebenfalls damit begründet, dass es "zunehmend komplizierter" geworden sei, "ein dezentralisiertes globales Investmentgeschäft zu führen".
US-Investoren unter verschärfter Beobachtung
Für US-Investoren, die auch in China aktiv sind, hat sich das regulatorische Umfeld in der jüngeren Vergangenheit verschärft. So hatte Präsident Joe Biden im August ein Dekret erlassen, das bestimmte Investitionen in die chinesische Tech-Branche verbietet. Die US-Regierung begründete dies mit der Sorge um die nationale Sicherheit, die gefährdet sei, wenn China mithilfe von US-Investitionen seine militärischen Fähigkeiten weiterentwickele. Betroffen von dem Dekret sind Investitionen in kritische Bereiche wie Chipherstellung, Quantencomputing und künstliche Intelligenz. Zuvor war GGV zusammen mit anderen VC-Firmen von einem US-Kongressausschuss schriftlich zu seinen Investitionen in chinesische Tech-Unternehmen befragt worden.
Bei der Befragung ging es um ein 2019 erfolgtes GGV-Investment in das Start-up Megvii, das Software zur Gesichtserkennung entwickelt. Dem Unternehmen war in der Vergangenheit vorgeworfen worden, Menschenrechtsverletzungen gegen die Minderheit der Uiguren zu unterstützen. Zu den anderen befragten VC-Gesellschaften gehörten GSR Ventures, Walden International und Qualcomm Ventures.