Deliveroo schmiert am ersten Handelstag ab
hip London
Die Aktie des Bringdienstes Deliveroo ist am ersten Handelstag zeitweise um mehr als 30% eingebrochen. Der Ausgabepreis hatte bei 390 Pence gelegen. Ursprünglich hatte Will Shu, der Gründer der Internetplattform, eine Bewertung von bis zu 8,8 Mrd. Pfund angestrebt. Nachdem große institutionelle Anleger Bedenken wegen der dualen Aktienstruktur und der Arbeitsbedingungen der Lieferfahrer geltend gemacht hatten, schraubte das Unternehmen seine Ambitionen unter Verweis auf das volatile Marktumfeld auf 7,6 Mrd. Pfund zurück.
„Das ist ein enttäuschendes Ergebnis für einige Kleinaktionäre, die sich für die Annahme der ihnen zugeteilten Papiere entschieden haben“, sagte Michael Hewson, Marktanalyst bei CMC Markets. Anders als viele andere Unternehmen, bei deren Initial Public Offerings (IPO) Kleinanleger außen vor blieben, hatte Deliveroo Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten die Möglichkeit gegeben, Aktien zu zeichnen. „Es war mit Sicherheit ein enttäuschendes Resultat für das Deliveroo-IPO, mit dem ursprünglich große Hoffnungen verbunden waren“, konstatierte Hewson. In gewisser Weise sei Deliveroo ein Unternehmen, das perfekt zum Zeitgeist passe, schrieb Connor Campbell, Marktanalyst bei Spreadex. „Deliveroo ist ein großer Nutznießer der Pandemie, der zum falschen Zeitpunkt erwachsen geworden ist – in einer Zeit, in der ESG große Bedeutung beigemessen wird.“ Allerdings sollten sich die Vermögensverwalter nicht zu engelsgleich vorkommen, merkte Campbell an. Der Umstand, dass das Unternehmen bislang keinen Gewinn erwirtschaftet habe, dürfte zur schlechten Performance beigetragen haben.
Dem Prospekt zufolge wollte sich der Anteilseigner Amazon.com im Zuge des IPO von 23,3 Millionen Aktien trennen. Duale Aktienstrukturen sind auch in London nicht ganz neu. Der Gründer von The Hut Group (THG), Matthew Moulding, verfügt über eine Aktie mit Sonderrechten, die ihm dabei helfen soll, feindliche Übernahmeversuche drei Jahre lang abzuwehren.