Das Online-Geschäft im Einzelhandel läuft besser als es zuletzt den Anschein hatte. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat sowohl den Wert für 2023 als auch die Prognose für das laufende Jahr nach oben revidiert. Im vergangenen Jahr sei der E-Commerce im deutschen Einzelhandel netto, das heißt inflationsbereinigt, um 1% auf 85,4 Mrd. Euro gestiegen, teilte der Verband bei der Vorstellung des Online-Monitors 2024 mit. Bislang hatte der HDE ein Minus von 0,4% auf der Rechnung. Für 2024 wurde die erwartete Wachstumsrate von 3,0 auf 3,4% angehoben, was zu 88,3 Mrd. Euro führen würde. Damit würde der bisherige Rekordwert von 86,7 Mrd. Euro aus dem Jahr 2021 deutlich übertroffen.

In den Jahren 2020 und 2021 waren die E-Commerce-Umsätze als Folge der zahllosen Ladenschließungen bzw. Einschränkungen beim Kauf in stationären Geschäften, die wegen der Corona-Pandemie angeordnet worden waren, um 23% bzw. 19% in die Höhe geschossen. 2022 waren die Online-Erlöse im Einzelhandel dann erstmals überhaupt zurückgegangen.

Trotz der hochgeschraubten Zahlen für den E-Commerce sprach HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp vor Medienvertretern von einer anhaltenden Konsolidierung. „Der Online-Handel war viele Jahre der Umsatzturbo für den Einzelhandel in Deutschland. Die hohen Wachstumsraten während der Corona-Jahre aber machen es der Branche schwer, die Messlatte immer weiter nach oben zu legen", so Tromp. "Wir erleben deshalb auch in diesem Jahr eine weitere Normalisierung bei den Online-Umsätzen.“

Den Einzelhandelsumsatz in Deutschland in diesem Jahr schätzt der HDE insgesamt auf etwa 672 Mrd. Euro. Auf Basis der neuen Prognose für den E-Commerce hätte das Online-Geschäft einen Anteil von 13,1%. Für das klassische stationäre Geschäft wird folglich ein Anstieg um nominal rund 3,6% (real: 1,0%) auf 584 Mrd. Euro vorausgesagt.

Dem HDE zufolge wächst die Bedeutung von Online-Marktplätzen deutlich. „Im letzten Jahr lagen die Umsätze über Online-Marktplätze bei mehr als der Hälfte (54%) der gesamten Online-Umsätze in Deutschland. Das ist ein neuer Rekord“, so Tromp. Das ist ein Zuwachs um 10%, wie aus dem Online-Monitor hervorgeht. Der Marktplatz des Internetriesen Amazon wachse weiter deutlich überdurchschnittlich; er allein habe einen Anteil von 43% an allen Online-Umsätzen im deutschen Einzelhandel. Zusammen mit den 17%, die der Eigenhandel von Amazon ausmache, komme der US-Konzern auf einen Anteil am Online-Umsatz im deutschen Einzelhandel von 60%.

Tromp warnte in diesem Zusammenhang vor internationalen Anbietern, die sich gemäß dem HDE nicht an die Regeln halten: „Mit Blick auf Temu ist in aller Munde, dass ein bedeutender Anteil der dort bestellten Waren unsere in der EU gültigen Vorgaben für Preisangaben, Webseitengestaltung, Produktsicherheit, Umweltschutz oder Steuer- und Zollrecht nicht einhält", sagte er und stellte klar: „Das darf kein Dauerzustand sein.“ Wer hierzulande Waren anbiete, müsse sich auch an alle Regeln halten. "Das müssen die Behörden durchsetzen“, forderte Tromp. Ansonsten seien sich korrekt verhaltende Handelsunternehmen in der EU im Nachteil. Der HDE sieht hier den fairen Wettbewerb in Gefahr.

Der HDE-Online-Monitor macht zudem die mittlerweile dominante Stellung von Smartphones für den Online-Einkauf deutlich. Demnach liegen die im vergangenen Jahr über Smartphones erzielten Umsätze bei einem Rekordwert von 55% des Gesamtumsatzes im Online-Handel in Deutschland. Das entspreche Erlösen von knapp 47 Mrd. Euro.