Wohnungskonzern

Deutsche Wohnen verdient mehr

Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen verzichtet im laufenden Jahr auf Mieterhöhungen. Im ersten Quartal legte das operative Ergebnis knapp 9% zu.

Deutsche Wohnen verdient mehr

hek Frankfurt

Der Vermieter Deutsche Wohnen ist mit einem kräftigen Gewinnplus in das Geschäftsjahr 2021 gestartet. Das operative Ergebnis ohne Verkaufserlöse (Funds from Operations, FFO) legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,8% auf 154,8 Mill. Euro zu. Der Anstieg je Aktie fällt infolge der Anteilsrückkäufe mit 12,5% auf 0,45 Euro noch höher aus. Zu dem Ertragsanstieg trugen höhere Vertragsmieten und ein rückläufiger Leerstand bei.

Die durchschnittlichen Vertragsmieten stiegen binnen Jahresfrist von 6,92 Euro je Quadratmeter auf 7,12 Euro, der Leerstand sank von 1,9% auf 1,6%. Nach Angabe etlicher Analysten liegen die Quartalszahlen über den Erwartungen.

Rückenwind gibt dem Konzern das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, dass der Mietendeckel in Berlin verfassungswidrig ist. Im aktuellen Zahlenwerk sei die Mitte April veröffentlichte Entscheidung bereits berücksichtigt, teilt Deutsche Wohnen mit. Anders als Konkurrent Vonovia hält der im Dax vertretene Konzern daran fest, die Differenz zwischen Vertrags- und gedeckelter Miete nachzufordern. Betroffen sind nach Firmenangaben 60000 Mieter, im Schnitt geht es um 430 Euro.

Das Karlsruher Urteil sorge für die notwendige Rechtssicherheit auf dem Berliner Wohnungsmarkt und schaffe Raum für Investitionen in Bestände und Neubau. „Das Ende des Mietendeckels sollte der Beginn einer gemeinsamen Arbeit an langfristigen Lösungen für die Herausforderungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt sein“, meint Vorstandschef Michael Zahn. Deutsche Wohnen besitzt im Großraum Berlin 113540 Wohnungen, die als Kernbestand gelten. Insgesamt hat der Konzern 154600 Wohnungen.

Auf die Umsetzung von Mieterhöhungen werde man im laufenden Jahr verzichten, kündigt Deutsche Wohnen an. Damit will das Management der aktuellen Situation mit Blick auf die Corona-Pandemie und das Mietendeckel-Urteil Rechnung tragen. Den Beschluss des Berliner Senats, den Mietspiegel per Index fortzuschreiben, unterstützt das Unternehmen. Eine indexierte Miete könne ein richtiger Ansatz sein, um bundeseinheitliche und nachvollziehbare Standards zu erreichen, meint Chief Operating Officer Lars Urbansky. Der Mietspiegel gibt die ortsübliche Vergleichsmiete an. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Anhebung von Bestandsmieten.

Prognose bestätigt

Auf vergleichbarer Basis legten die Mieten des Konzerns per Ende März im Jahresvergleich um 1,3% zu. Für die Jahre nach 2021 erwartet Finanzvorstand Philip Grosse eine „Rückkehr zu einem normalisierten Mietwachstum“ von 3% im Jahr, das großteils auf Anhebungen bei Wiedervermietungen und außerdem auf die Umlage von Modernisierungsinvestitionen zurückgehe. Die Wechselrate gibt der Konzern mit etwa 7% jährlich an.

Für 2021 rechnet das Management weiter mit einem stabilen FFO auf dem Vorjahresniveau (544 Mill. Euro). Die Prognose fußte bereits auf der Annahme, dass der Mietendeckel in Berlin keinen Bestand hat. Die Resultate des Startquartals könnten nicht auf das Gesamtjahr fortgeschrieben werden, da sie einen positiven Effekt von 20 Mill. Euro aufgrund des Mietendeckel-Urteils enthielten, erläutert Grosse in der Telefonkonferenz. Der Nettovermögenswert je Aktie wird mit 52,50 Euro angegeben, ein Anstieg um 1,1% seit Ende 2020. Die Vertragsmieten legten im ersten Quartal um 3,5% auf 218 Mill. Euro zu. Der Verschuldungsgrad (Loan to Value) bewegt sich mit 37,3% im Zielkorridor von 35% bis 40%. Nach Einschätzung der Investmentbank Jefferies untermauert der starke operative Start die Jahresziele. Die US-Bank Morgan Stanley hält die Bewertung der Aktie für attraktiv, es gebe aber Unsicherheiten mit Blick auf die Bundestagswahl.

Deutsche Wohnen
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20212020
Vertragsmieten218211
Ergebnis Pflege2021
Ebitda (bereinigt)209188
Nettoergebnis200125
Funds from Operations155142
Immobilienwert2608926168 1
Loan to Value (%)37,337,0 1
Nettofinanzschulden1101910840 1
NTA 2 je Aktie (Euro)52,5051,91 1
1) per Ende 2020; 2) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung