Französische Start-up-Szene

French Tech verbucht 2024 rückläufige Bilanz

Fusionen, Akquisitionen, Börsengänge und Finanzierungsrunden französischer Start-ups sind letztes Jahr niedriger ausgefallen als 2023.

French Tech verbucht 2024 rückläufige Bilanz

French Tech verbucht 2024 rückläufige Bilanz

Fusionen, Akquisitionen, Börsengänge und Finanzierungsrunden französischer Start-ups fallen niedriger aus

wü Paris

Das seit den überraschenden Neuwahlen im Juni von Unsicherheit geprägte Umfeld in Frankreich fordert auch von der Start-up-Szene seinen Tribut. So sind im vergangenen Jahr sowohl Fusionen und Akquisitionen als auch Börsengänge zurückgegangen. Gleichzeitig haben die Unternehmen der French Tech deutlich weniger Geld als 2022 eingesammelt, nachdem ihre Finanzierungen 2023 eingebrochen waren.

Laut einer von der Geschäftsbank Avolta für die Wirtschaftszeitung „Les Echos“ erstellten Studie ist die Zahl der Fusionen, Akquisitionen und Börsengänge der Start-ups der French Tech 2024 auf 350 gesunken, nachdem sie 2023 mit 414 einen neuen Rekord erreicht hatte. Ihr Wert wiederum verringerte sich von 12,3 Mrd. Euro auf knapp 12 Mrd. Euro. Vor allem das von der Regierungssuche überschattete zweite Halbjahr entpuppte sich mit gerade mal 138 Transaktionen als enttäuschend. Mehrere Ereignisse wie die Neuwahlen und die Olympischen Spiele in Paris hätten nicht geholfen, Geschäfte abzuschließen, meint Avolta-Partner Arthur Porré. Verkaufstransaktionen seien verschoben worden.

Drei neue Einhörner

Bei den Finanzierungsrunden sah es ähnlich aus. So ist ihre Anzahl laut Informationen des Start-up-Magazins „Maddyness“ von 808 im Jahr 2023 auf 660 zurückgegangen, während die eingesammelten Gelder um 17% auf 6,9 Mrd. Euro gesunken sind. Damit sind die Finanzierungen aber deutlich weniger eingebrochen als 2023, als sie um 38% auf 8,3 Mrd. Euro gefallen waren. Zu verdanken hat die French Tech das vor allem ein paar großen Finanzierungsrunden. So sammelten die KI-Hoffnungsträger Mistral AI und Poolside sowie der Videospielhersteller Voodoo zusammen laut Pichtbook-Daten 2,77 Mrd. Euro ein, davon allein Mistral rund 1 Mrd. Euro in zwei Runden.

Poolside ist neben dem Planungssoftwarehersteller Pigment und Buchhaltungssoftwarespezialist Pennylane eines der drei französischen Start-ups, die 2024 zum Einhorn aufgestiegen sind. Dagegen musste mit dem Foodtech Ynsect letztes Jahr eines der Vorzeige-Unternehmen der French Tech ein Sicherungsverfahren beantragen. Start-ups mit Geschäftsmodellen, die nicht disruptiv genug, dafür aber kapitalintensiv seien, bleiben nach Ansicht von Kennern der Start-up-Szene fragil, auch wenn sie relativ groß sind.

Nur drei Börsengänge

Auch bei Fusionen und Akquisitionen konnte die French Tech einige größere Transaktionen verbuchen. So hat Voodoo die Social-Media-Plattform BeReal für 500 Mill. Euro übernommen und Merck den Halbleiterspezialisten UnitySC für 155 Mill. Euro. Pennylane wiederum hat das auf den automatisierten Datenaustausch spezialisierte Start-up Billy gekauft. Rund 64% der Übernahmen von französischen Start-ups wurde von ebenfalls französischen Käufern getätigt, 20% von europäischen, 13% von nordamerikanischen und 4% von asiatischen.

Von der Anzahl der Börsengänge her fällt die Bilanz der French Tech 2024 enttäuschend aus, denn es wagten sich gerade mal drei Start-ups auf Parkett: Der KI-Spezialist Lighton, Imeon Energy (Solar-Hybrid-Wechselrichter) und Fermentalg (Mikroalgen).

Mögliche IPOs

Auch in diesem Jahr könnten Börsengänge weiter auf sich warten lassen, meinen Beobachter. Überraschungen seien jedoch nicht ausgeschlossen. Immerhin hat der Secondhand-Modehändler Vestiaire Collective angedeutet, dass er vorhabe, 2025 zu einem börsennotierten Unternehmen zu werden. Laut Wirtschaftsmagazin „Challenge“ bereiten auch die Neobank Qonto und der Arztpraxen-Software-Hersteller Doctolib ein IPO vor.

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