Die Zeiten für Beratung vom Reißbrett sind vorbei
„The times they are a-changin‘ “, sang Bob Dylan Anfang der 60er Jahre. Aktueller könnte der Songtitel nicht sein. Denn derzeit befinden wir uns in einem Sturm der Veränderung für Gesellschaft und Wirtschaft: der Klimawandel, die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Spannungen zwischen Taiwan und China sowie langfristige Trends wie der demografische Wandel. Diese Krisen und Entwicklungen beeinflussen alle Bereiche des Lebens und sind darüber hinaus für wirtschaftliche Probleme wie eine hohe Inflation, Engpässe in der Rohstoff- und Energieversorgung oder Unterbrechungen in den Lieferketten verantwortlich. Im Jahr 2008 war es „nur“ die Finanzkrise, die sich zu einer globalen Wirtschaftskrise auswuchs. Heute kommt alles zusammen.
Auf dem Prüfstand
Unternehmen müssen anpassungsfähig bleiben, um auf diese neuen Gegebenheiten zu reagieren. Wegen sich ändernder gesellschaftlicher Trends stehen bisweilen ganze Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand – wie beispielsweise der traditionelle Fleischverarbeiter, der heute vegane Produkte produziert. Neben den Krisen gibt es Transformationsnotwendigkeiten– etwa die Elektrifizierung in der Automobilindustrie und das autonome Fahren oder das voraussichtliche Ende von Atomkraft und fossilen Brennstoffen in der Energiewirtschaft. „On top“ kommt die sich immer schneller entwickelnde Digitalisierung, die jeden Winkel eines Unternehmens betrifft. Ebenso wie die nicht mehr wegzudenkenden Anforderungen in Sachen Umwelt, Soziales und Corporate Governance (ESG).
Auf diese Situation können Unternehmen nicht mit den herkömmlichen Mitteln reagieren, viele sind auch überfordert. Wichtig ist es deshalb, dass sie ihre Situation genau analysieren und langfristige strategische Optionen definieren. Kurzfristige Lösungen für das ein oder andere Problem – etwa um einen Engpass in der Lieferkette zu bewältigen – helfen bei der akuten Situation. Doch muss die Langfristigkeit der Versorgung sichergestellt werden. Dies könnte den Abschied von dem über Jahrzehnte gepriesenen Just-in-time-Modell bedeuten. Unternehmen werden durch Near-Shoring ihre Lieferketten wieder enger anlegen müssen, um sich nicht wieder dem Risiko der zu starken Abhängigkeit auszusetzen. Erste großangelegte Produktionsverlagerungen, beispielsweise bei Apple von China nach Indien, belegen dies.
Unternehmen brauchen Beratung in dieser nie dagewesenen Situation. Gefragt sind die Unterstützung bei der langfristigen Ausrichtung und bei Nachhaltigkeitsthemen. Es ist nicht mehr genug, strategische Konzepte auf dem Reißbrett oder schlimmstenfalls für die Schublade zu entwerfen. Sondern es geht darum, rasch passende, umsetzbare Lösungen zu entwickeln, die von allen Entscheidungsträgern und Umsetzungsverantwortlichen mitgetragen werden. Lösungen, die aus einem tiefgreifenden Branchenverständnis kommen und auf belastbaren Daten basieren.
Ein Vorschlag muss „actionable by design“ sein. Das bedeutet: Schon in der Konzeptionsphase müssen Ideen und Wege entwickelt werden, wie eine Strategie auch umgesetzt – oder bei wechselnden Herausforderungen schnell angepasst – werden kann. Das gilt vor allem dann, wenn sich das Umfeld oder die Technologie ändert. Zum Beispiel wenn sich Automobilbauer auf das Ende des Verbrennungsmotors einstellen müssen. Oder wenn DVDs vom Streaming verdrängt werden. Oder wenn Bob Dylan von der akustischen auf die elektrische Gitarre wechselt.
Komplettlösung gefragt
Genau hier wollen Unternehmensberater unterstützen mit Multidisziplin: Strategie, Transaktionen und Restrukturierung in einem Atemzug. Dabei geht es auch um die Fähigkeit, aus Analysen auch Top-Ergebnisse zu machen, also beispielsweise aus einer finanziellen Due Diligence für einen Unternehmenserwerb die nächsten Schritte abzuleiten – bis hin zur Umsetzung der anstehenden Integration des erworbenen Unternehmens. Hier sind Expertenteams aus der Strategie-, Transaktions- und Transformationsberatung gefragt. Durch die Zusammenarbeit der Disziplinen im Bereich IT, Steuern, Compliance und Legal wird dabei sichergestellt, dass es weder zu Reibungsverlust noch zu Silodenken kommt. Unternehmen brauchen hier Unterstützung, weil sie diese Expertise meist nicht in-house haben oder auf Dauer vorhalten können. Schon allein der Kosten wegen.
Wenn Unternehmen Veränderungen ausgesetzt sind, bleiben auch die Unternehmensberatungen davon nicht ausgenommen. Auch sie befinden sich in einem Wandel. Deshalb schaffen wir multidisziplinäre Teams und analysieren regelmäßig die Arbeitsabläufe in der eigenen Firma. Eines ist dabei offensichtlich. Auch der Beraterberuf ist heute nicht mehr der gleiche wie vor zehn oder sogar vor fünf Jahren. Das Klischee mit vier Nächten im Hotel pro Woche und dem Rollkoffer als täglichem Begleiter ist überholt. Dabei liegt es nicht nur an Corona und Homeoffice, dass sich die Abläufe geändert haben. Neue Technologien bieten uns neue effiziente Möglichkeiten der Zusammenarbeit untereinander und mit unseren Kunden.
Mehr Interdisziplinarität
Aber nicht nur die Art der Zusammenarbeit, sondern auch die Arbeit innerhalb von Projekten hat sich verändert. Etwa, weil die Berater:innen heute interdisziplinärer arbeiten. Für unsere Kunden hat das einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen sich nicht mehr mit immer neuen Ansprechpartnern auseinandersetzten, sondern werden von dem ersten Workshop bis hin zur Umsetzung von den gleichen Leuten betreut. Für Beratungsunternehmen heißt dies, dass sie ein Höchstmaß an Flexibilität haben müssen, insbesondere weil die Mitarbeiter dies so wünschen. Früher galt, dass sich die Angestellten an die Kultur eines Unternehmens anpassen müssen. Heute ist das umgekehrt. Chefs und Personaler hören zu.
Talente entscheiden
Und genau das ist auch für Unternehmen wichtig, die erfolgreich durch die heutigen Krisen kommen wollen: Die richtigen Mitarbeiter:innen sind entscheidend für gutes Geschäft. Leute mit vielfältigem Fachwissen, neugierige Denker und Macher, die sich nicht scheuen, Dinge anzupacken, und Lust auf die Zusammenarbeit mit Kunden haben. Dabei achten wir bewusst darauf, diverse Teams zu haben – um möglichst viele Blickwinkel abzudecken.
Es ist klar: Die Gesellschaft verändert sich. Arbeitgeber müssen hierauf Antworten geben und Lösungen finden. Und die Erwartungshaltung einer jeden Mitarbeiterin und eines jeden Mitarbeiters an Job und Leben verändert sich ebenfalls. Wir wollen, dass sich die Kolleg:innen wohlfühlen. Dass bedeutet jedoch nicht, dass Leistung nicht mehr zählt. Im Gegenteil: Beratungsfirmen suchen auch weiterhin Leistungsträger. Aber eben auch solche, die eine balancierte Sicht auf Berufs- und Privatleben haben.