Uniper

Druck auf die Regierung wächst

Für Uniper wird es langsam eng. Am Montag zog der Energieversorger die von der KfW gewährte Kreditlinie von 2 Mrd. Euro und beantragte zugleich die Erhöhung der Fazilität.

Druck auf die Regierung wächst

ab Köln

Uniper geht allmählich die Liquidität aus. Am Montag zog Deutschlands Gasimporteur die seit Januar bestehende Kreditlinie der KfW im Volumen von 2 Mrd. Euro vollständig, wie der Versorger mitteilte. Zugleich beantragte Uniper die Erhöhung der Fazilität in nicht genanntem Umfang. Der Antrag sei zusätzlich und eigenständig, da die Gespräche über die am 8. Juli beantragten Stabilisierungsmaßnahmen noch andauerten und derzeit nicht absehbar sei, wann diese abgeschlossen werden könnten, hieß es.

Uniper hatte vor anderthalb Wochen den Beschluss des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) zum Anlass genommen, einen Antrag auf Staatshilfe zu stellen. Neben Fremd- und Eigenkapitalhilfen war es Uniper dabei vor allem darum gegangen, schnellstmöglich eine Möglichkeit zu bekommen, die gestiegenen Beschaffungskosten für Gas weiterzugeben. Im EnSiG wurden dafür zwei Vorschriften geschaffen, die alternativ genutzt werden können. Zuvor muss allerdings die Gasmangellage offiziell ausgerufen sein. Das ist trotz der Kürzungen der Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 bislang nicht geschehen.

Seit einer Woche fließt wartungsbedingt gar kein Gas mehr durch die Pipeline, die Wartungsarbeiten laufen noch bis Mittwoch dieser Woche. Ob und in welchem Umfang Gazprom danach wieder Erdgas liefert, ist derzeit die Gretchenfrage. Die russische Gazprom hat gegenüber Uniper rückwirkend höhere Gewalt für die geminderten Gaslieferungen geltend gemacht. Uniper habe ein entsprechendes Schreiben erhalten, schreibt Reuters. Darin heißt es, Gazprom habe den Lieferverpflichtungen aufgrund besonderer Umstände seit dem 14. Juni nicht nachkommen können. Uniper halte dies nicht für gerechtfertigt und habe den Anspruch Gazproms formell zurückgewiesen.

Aufgrund der Lieferkürzungen ist Uniper gezwungen, Gas am Spotmarkt zu Marktpreisen nachzukaufen, um die eigenen Lieferverträge erfüllen zu können. Die Möglichkeit, die gestiegenen Kosten weiterzugeben, trüge zumindest zur Verlustbegrenzung bei.

Um sich aus der Liquiditätsfalle zu befreien, hat Uniper inzwischen auch Gas aus den eigenen Speichern entnommen. Die seit einer Woche ab­gezweigten Mengen belaufen sich nach den Angaben auf über zwei Terawattstunden (TWh). In ganz Deutschland sind laut Bundesnetzagentur aktuell knapp 155 TWh gespeichert, das entspricht einem Speicherstand von 64,6 %. Allerdings ist der Füllstand von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Uniper verfügt hierzulande mit etwa 61 TWh über die größten Speicherkapazitäten. Diese Speicher sind aktuell jedoch nur zu gut 56 % gefüllt. Einen Teil dieser Speicherkapazität hat Uniper für das eigene Unternehmen gebucht. Dort belaufe sich der Füllstand nur auf 40 %, hatte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach Anfang Juli gesagt. Zudem hat der Versorger seine Kunden über mögliche Preissteigerungen informiert.

Die Verhandlungen über den Rettungsschirm gestalten sich schwierig, da Uniper mehrheitlich der finnischen Fortum gehört, die sich wiederum mehrheitlich im Staatsbesitz befindet. Fortum möchte, dass sich der deutsche Staat nur an dem systemkritischen deutschen Geschäft beteiligt, das Verluste schreibt.

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