Konsumgüter

Druck auf Henkels Markenartikel

Persil & Co verdienen die Kapitalkosten nicht. Der Ausblick des Dax-Konzerns enttäuscht.

Druck auf Henkels Markenartikel

ak Köln

 Henkel hat mit einem sehr gedämpften Ausblick auf das laufende Jahr für Enttäuschung gesorgt. Der Konsumgüterproduzent und Weltmarktführer für Klebstoffe rechnet nur mit einem organischen Umsatzwachstum zwischen 1 und 3%. „Wir gehen gegenüber dem Vorjahr von einer verhalteneren indus­triellen Nachfrage sowie von einer nachlassenden Wachstumsdynamik der Konsumentennachfrage aus“, sagte Konzernchef Carsten Knobel zur Begründung. Ob der Konzern dabei profitabler werden kann, ist unsicher: Henkel erwartet eine bereinigte Ebit-Marge zwischen 10 und 12%, die Rendite im vergangenen Jahr lag mit 10,4% innerhalb dieser Bandbreite. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie könnte 10% unter oder über dem Vorjahreswert landen. Die Investoren reagierten wenig begeistert. Die Henkel-Vorzüge lagen am Dienstag mit einer Kurseinbuße von zeitweise über 3% am Dax-Ende.

Vor allem die Markenartikel sind noch stärker unter Druck geraten. Sowohl das schon lange schwächelnde Kosmetikgeschäft als auch die Wasch- und Reinigungsmittel verdienten im abgelaufenen Jahr ihre Kapitalkosten nicht. Im operativen Ergebnis schaffte Beauty Care ohne Bereinigungen nur noch gerade eine schwarze Null. Henkel begründete das im Geschäftsbericht vor allem mit Restrukturierungskosten im Zuge der Zusammenlegung der Markenartikel-Aktivitäten zur neuen Sparte Consumer Brands. Die Wertschöpfung fiel mit −302 Mill. Euro um nochmals rund 50% schlechter aus als im Vorjahr.

Die Konzernzahlen 2022 bewegten sich im Rahmen der im November zum wiederholten Mal angepassten Prognose. Henkels Umsatz legte 2022 organisch rein preisbedingt um 8,8% auf 22,4 Mrd. Euro zu. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie rutschte um 18% auf 3,90 Euro ab. Der Persil- und Pritt-Produzent will dennoch eine stabile Dividende von 1,85 Euro je Vorzugsaktie zahlen.

Eine Überraschung hielt jedoch das Russland-Geschäft parat. Henkel rechnet offenbar mit einem höheren Kaufpreis für die zur Veräußerung stehenden Aktivitäten als zuvor gedacht. Denn die Wertminderungen aus dem ersten Halbjahr seien vollständig aufgeholt worden, erläuterte das Unternehmen im Geschäftsbericht. Das bedeute eine Wertaufholung von 184 Mill. Euro im Vergleich zu Mitte 2022. Die Henkel-Führung bestätigte, die Geschäfte noch im ersten Quartal veräußern zu wollen. Der Nettobuchwert nach Abzug der Verbindlichkeiten liegt bei gut 500 Mill. Euro, brutto sind es etwa 700 Mill. Euro. Zum voraussichtlichen Verkaufserlös sagte CFO Marco Swoboda: „Wir hatten am Jahresende die Erwartung, dass ein Verkaufserlös zumindest mal in der Höhe liegt, die wir da bilanziert haben.“ Ob da noch weitere Abschreibungen nötig seien, lasse sich noch nicht sagen. Insbesondere der regulatorische Rahmen in Russland sei nicht vorhersehbar, und auch der Rubel-Kurs spiele eine Rolle. Der Umsatzbeitrag aus Russland ist im vergangenen Jahr nicht gesunken. Das Geschäft dort habe rund 5% zu den Konzernerlösen beigetragen, schrieb Henkel im Geschäftsbericht. Das entspricht etwas mehr als 1 Mrd. Euro.

Die Zusammenlegung der Markenartikel ist nach Angaben von Henkel auf gutem Weg. Consumer Brands heißt von jetzt an die Sparte, in der Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel aufgehen. Bis zum Jahresende 2022 ist bereits die Hälfte des avisierten Abbaus von insgesamt 2000 Stellen realisiert worden. Von den 250 Mill. Euro Einsparungen, die Henkel in der ersten Phase des Umbaus erreichen möchte, seien im vergangenen Jahr 60 Mill. Euro geschafft worden. Die Einmalaufwendungen beliefen sich auf 290 Mill. Euro, insgesamt geht Henkel von 350 Mill. Euro für die erste Halbzeit der Maßnahmen aus. Die zweite Phase des Umbaus startet gerade: Sie soll zusätzliche Nettoeinsparungen von 150 Mill. Euro bringen, die von 2026 an vollständig greifen sollen. Die Einmalkosten bezifferte Henkel auf noch mal 250 Mill. Euro. Auf dem Weg zur neuen Sparte Consumer Brands räumt Henkel auch im Portfolio auf: Aus Mund- und Hautpflege ist der Konzern 2022 ausgestiegen und hat die Marken Theramed und Diadermine verkauft. Von 400 Mill. Euro Umsatz hat sich Henkel 2022 getrennt oder die Aktivitäten eingestellt. Weitere 600 Mill. Euro stehen noch auf dem Prüfstand.