Elliott macht bei GlaxoSmithKline Druck
dpa-afx London
− Nach seinem Einstieg beim britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) erhöht der aktivistische Investor Paul Singer den Druck auf den Konzern. Der umtriebige US-Milliardär und sein Hedgefonds Elliott übten in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief erstmals öffentlich Kritik an der Unternehmensführung der vergangenen Jahre. Als Konsequenz werden unter anderem personelle Änderungen im Management verlangt. GlaxoSmithKline verteidigte sich in einer ersten Reaktion zunächst knapp und erklärte, das Unternehmen gehe davon aus, dass die Aktionäre die Strategie des Unternehmens vollumfänglich stützten.
Die offene Auseinandersetzung mit dem GSK-Management war am Markt bereits befürchtet worden, nachdem Elliott im Frühjahr beim Unternehmen eingestiegen sein soll. Wie der Hedgefonds in dem Brief nun angab, hält er einen „substanziellen Anteil“ an GlaxoSmithKline. Singer gilt als gefürchteter Investor, sein Hedgefonds ist unter anderem bekannt dafür, sich bei Unternehmen einzukaufen, die er für unterbewertet hält, und dann lautstark auf Veränderungen zu pochen. Hierzulande hatte sich Singer etwa vor einigen Jahren bei der Übernahme des Pharmakonzerns Stada durch Finanzinvestoren eingemischt.
An der Börse sorgte der sich zuspitzende Streit mit GSK nur kurz für etwas Rückenwind. Die Aktien stiegen zuletzt noch um rund 0,6 %. Die Papiere haben sich zwar seit dem Zwischentief Ende Februar um rund ein Fünftel erholt, seit dem Mehrjahreshoch Anfang 2020 steht aber immer noch ein Minus von fast einem Viertel zu Buche. Auf Sicht von fünf Jahren beträgt der Kursverlust mehr als 10 %.
GlaxoSmithKline steckt seit einigen Jahren im Umbau und steht nunmehr vor dem entscheidenden Schritt: Das Unternehmen will Mitte 2022 seine Sparte für verschreibungsfreie Medikamente abspalten. Elliott spricht in dem Brief nun zwar von deutlichem Kurspotenzial vor der geplanten Aufspaltung sowie danach; im selben Atemzug wird das Management der Briten aber kritisiert, von einer „schwachen operativen Führung und Wertschaffung“ in der vergangenen Dekade ist die Rede.
Das Management selbst habe dabei unter anderem durch eine unklare Finanzmarktkommunikation und eine wenig gradlinige Portfoliostrategie die Unterbewertung der Aktie verschuldet. An der Börse werde den Entscheidungen des Konzerns nicht mehr vertraut.
Elliott forderte zunächst personelle Konsequenzen im Management − die Führungen beider geplanter Unternehmen müssten wieder über mehr biopharmazeutische und wissenschaftliche Expertise verfügen. Diese Forderung dürfte insbesondere in Richtung von Konzernchefin Emma Walmsley gehen, die über keinen fachspezifischen Abschluss, sondern einen Master-Abschluss in klassischen und modernen Sprachen der Universität Oxford verfügt. Schon seit Wochen wird der Managerin nachgesagt, im Fadenkreuz des Investors zu stehen.
Auch gehen die auf dem Investorentag veröffentlichten Margenziele Elliott offenbar nicht weit genug. Der Hedgefonds verlangte, auch hier noch eine Schippe draufzulegen. Zudem müssten Bonuszahlungen des Managements künftig an höhere Ziele gekoppelt sein, und mehr Geld müsse in die Forschung fließen. In der Vergangenheit seien zu viele Mittel in eine aufgeblähte Bürokratie gelenkt worden. Zudem habe GSK regelmäßig Dividenden in einer Höhe ausgeschüttet, die sich der Konzern eigentlich nicht habe leisten können. Kritisiert werden zudem die Pläne des Unternehmens, das Impfgeschäft und die übrigen pharmazeutischen Produkte stärker zu integrieren, da es aus Sicht von Elliott „keine klaren Synergien“ gibt. Stattdessen pocht der Hedgefonds auch für das Impfgeschäft auf mehr Autonomie.