Energiewende beflügelt M&A im Rohstoffsektor
Von Martin Dunzendorfer,
Frankfurt
Im Zuge der Dekarbonisierung und Elektrifizierung kommt es in der Rohstoffindustrie zu Portfolioumbauten. So bemüht sich das Management des australisch-britischen Bergbaukonzerns BHP um die Übernahme des australischen Kupfer- und Nickelproduzenten OZ Minerals.
Kupfer und Nickel sind zwei der Rohstoffe, die durch die Energiewende einen besonders starken Nachfrageschub verzeichnen. Kupfer wird u. a. zur Nutzung erneuerbarer Energien gebraucht, Nickel etwa für Lithioum-Ionen-Batterien. Durch das negative Umfeld nach Beginn des Ukraine-Krieges und zuletzt vor allem wegen der befürchteten Rezession in weiten Teilen der Welt sind die Preise für Kupfer und Nickel aber kräftig gefallen.
Mit dem ersten Angebot in Höhe von 8,34 Mrd. austr. Dollar (5,62 Mrd. Euro) war BHP im vergangenen Monat abgeblitzt. Das Unternehmen sei auf Basis des Angebots unterbewertet, teilte der Board von OZ mit. Der Offerte könne nicht zugestimmt werden, da es dem Potenzial von Kupfer und Nickel nicht gerecht werde. Zunächst hatten Branchenkenner vermutet, die Ablehnung durch OZ könne vor allem taktische Gründe haben: Es gehe wie üblich darum, den Preis hochzutreiben. Doch es gab noch eine andere Spekulation: Dass ein anderer Bieter bereitstehe, um mehr als BHP zu zahlen. Unwahrscheinlich ist das nicht, denn „OZ ist eines von nur einer Handvoll globaler reiner Kupferunternehmen“, so Dylan Kelly, Analyst des in Sydney ansässigen Brokers Ord Minnett. Doch bislang ist kein Bietergefecht in Sicht – zum Glück für BHP. Denn bereits voriges Jahr hatte der Konzern im Kampf um den kanadischen Nickelproduzenten Noront Resources den Kürzeren gezogen.
Hartnäckig halten sich aber Gerüchte, nach denen BHP einen zweiten Anlauf mit einer höheren Offerte als 25 austr. Dollar pro OZ-Aktie nehmen wird. Das erste Angebot lag um 32% über dem Schlusskurs vor Bekanntwerden des Übernahmevorschlags am 5. August und um 13% über dem volumengewichteten Durchschnittspreis der vorhergehenden sechs Monate.
Ein grüneres Image als Ziel
BHP will sich ein grüneres Image verpassen und hat sich deswegen bereits aus dem Geschäft mit Öl und Gas zurückgezogen. Und im Juni vorigen Jahres einigte sich die Nummer 1 der Branche mit Glencore auf den Verkauf des Anteils (33,3%) an der Mine El Cerrejón in Kolumbien – einer der größten, aus ökologischer Sicht aber umstrittensten Steinkohle-Tagebaue der Welt. Auch die britisch-südafrikanische Anglo American veräußerte ihren Anteil (in gleicher Höhe) an das Schweizer Unternehmen, das die Mine nun vollständig besitzt. Der akkumulierte Kaufpreis von knapp 600 Mill. Dollar war gemessen an den branchenüblichen Multiples günstig – vielleicht ein Hinweis darauf, dass es sich BHP etwas kosten lässt, weniger klimaschädliche Geschäfte zu machen. Erzrivale Rio Tinto ist da schon einen Schritt weiter: Der britisch-australische Minenbetreiber hat sich bereits 2018 komplett aus dem Kohlebergbau verabschiedet.