Strombranche zuversichtlich

Energiewende trotz Trump auf Kurs

Einen Rückschlag für die Energiewende und die weitere Etablierung Erneuerbarer Energien in Deutschland und Europa befürchtet die deutsche Energiewirtschaft in den kommenden Jahren nicht. Voraussetzung sind aus Sicht von BDEW-Präsident Stefan Dohler aber weniger Bürokratie und bessere Finanzierungsbedingungen.

Energiewende trotz Trump auf Kurs

Energiewende trotz Trump auf Kurs

BDEW-Präsident fordert bessere Finanzierungsbedingungen für Investoren

ste Hamburg

Im Interview Seite 9

Die deutsche Energiewirtschaft teilt Befürchtungen nicht, die Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident ins Weiße Haus und die Politik in anderen Regionen könnten die globale Energiewende verlangsamen. Wenn die Branche gute Konzepte vorschlage, gehe er nicht von mehr Gegenwind für die Etablierung der erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren aus, sagte Stefan Dohler, Vorstandschef des Energiekonzerns EWE und seit 2024 Präsident des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), im Interview der Börsen-Zeitung.

Das Ziel der Klimaneutralität in der EU bis 2050 gelte weiterhin, und die bisherige Vorgabe, dass Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral sein soll, finde sich auch im Wahlprogramm der CDU wieder, so Dohler kurz vor der Bundestagswahl am Sonntag. „Es geht jetzt vor allem um die Frage, wie sich in Europa und in Deutschland das Ziel Klimaneutralität bezahlbar, das heißt mit vertretbarem Aufwand erreichen lässt.“

Regeln ohne Mehrwert

Dohler monierte, zu kleinteilige Vorgaben der Politik verzögerten und verteuerten den Ausbau der erneuerbaren Energien. Auf EU-Ebene gebe es Regeln ohne erkennbaren Mehrwert.

Die grüne Transformation in Europa bis 2050 sei machbar, man müsse jetzt nur pragmatisch vorgehen, unterstrich Dohler. „Wir werden in den kommenden zehn bis 15 Jahren viel Innovation erleben.“ Insofern müsse man sich nicht jetzt schon über die letzten 5% der Treibhausgasreduktion Gedanken machen.

Rendite zu gering

Der BDEW-Präsident mahnte ferner bessere Voraussetzungen zur Finanzierung der Energiewende an. Es sei viel Geld im Kapitalmarkt, es brauche aber im Energiesystem auch gute Investitionsbedingungen, um dieses Geld anzuziehen. „Deutschland ist bei der Netzinfrastruktur gerade nicht dabei, solche guten Bedingungen sicherzustellen.“ Renditeanforderungen internationaler Investoren würden nicht durch das gedeckt, was die Netzagentur derzeit an Kapitalzinsen zugestehe. Dohler sagte weiter, auch der mögliche Finanzierungsmix für Versorger ohne direkten Zugang zum Kapitalmarkt müsse erweitert werden.