Mit der Übernahme des stärksten Wettbewerbers Business Keeper GmbH in Berlin erlangt die börsennotierte EQS Group AG in München nach eigenen Angaben die führende Position in Europa als Cloud-Anbieter für Hinweisgebersysteme. Der Aktienkurs sprang am Montag um 19,3% in die Höhe. Für das vor 20 Jahren gegründete Unternehmen zahlt EQS einen Nettokaufpreis von 95 Mill. Euro. Als Elemente der Finanzierung nennt EQS ein Darlehen der Commerzbank von 50 Mill. Euro, eigene Mittel von 10 Mill. Euro sowie eine Kapitalerhöhung von 7,5% des Grundkapitals. Verkäufer sind der australische Investor Macquarie Capital, der Gründer Kenan Tur und Geschäftsführer Kai Leisering, der in der EQS-Gruppe bleibe.

Von der Akquisition von Business Keeper verspricht sich der Vorstand von EQS einen Schub fürs Geschäft. Zudem verpflichtet die EU Unternehmen zu einem internen Meldekanal für Verstöße gegen Compliance-Vorschriften: bis Ende dieses Jahres Firmen mit mindestens 250 Mitarbeitern und bis Ende 2023 mit mindestens 50 Beschäftigten.

EQS erhöhte aufgrund der Übernahme die Geschäftsprognose für dieses Jahr: Erwartet wird nun ein Umsatzanstieg um 30 bis 40% auf 49 bis 53 Mill. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll in der Spanne von 2 Mill. bis 3 (bisher: 1 bis 2) Mill. Euro liegen. Rund 2000 neue Kunden sollen hinzukommen, die meisten in der Sparte Hinweisgebersysteme.

Business Keeper habe das erste softwarebasierte Hinweisgebersystem in Europa entwickelt, heißt es in einer Mitteilung von EQS. Damit könnten Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten anonym auf Missstände in Unternehmen und Organisationen hinweisen. Das Unternehmen betreue mehr als 300 Kunden, darunter 16 Dax-Mitglieder, und beschäftige 100 Mitarbeiter an drei Standorten in Europa. Im Jahr erziele Business Keeper derzeit wiederkehrende Lizenzerlöse von rund 10 Mill. Euro.