EQT und KKR ziehen sich aus Bieterkreis für Steag zurück
EQT und KKR bei Steag aus dem Rennen
Nur noch Daniel Kretinskys Energiekonzern EPH und spanischer Investor Asterion in der letzten Runde
EQT und KKR bieten nicht mehr für die Steag. Beim Verkauf des Essener Energiekonzerns, der sechs großen Ruhrgebietskommunen gehört, sind nun nur noch zwei Bieter im Rennen: der tschechische Energiekonzern EPH des Finanzoligarchen Daniel Kretinsky und der spanische Infrastrukturinvestor Asterion.
cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
EQT und KKR haben sich aus dem Kreis der Bieter für den Essener Energiekonzern Steag zurückgezogen. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Der schwedische Finanzinvestor und die US-Private-Equity-Firma waren vor allem am „grünen“ Teil der Steag interessiert und hatten weitere Informationen dazu gefordert, welche Ertragschancen aus dem „schwarzen“ Geschäft mit der Steinkohleverstromung noch zu erwarten wären. Als diese Informationen ausblieben oder zu unklar waren, zogen sie sich zurück. KKR wurde bei dem Deal vom ehemaligen Eon-Chef Johannes Teyssen beraten.
Zwei Interessenten für Steag
Für die Steag, die den Stadtwerken von sechs großen Ruhrgebietskommunen gehört, darunter Dortmund, Duisburg und Bochum, sind nun nur noch zwei Bieter im Rennen. Da ist zum einen der tschechische Energiekonzern EPH des Finanzoligarchen Daniel Kretinsky, der in Ostdeutschland bereits die ehemaligen Vattenfall-Braunkohlekraftwerke besitzt, für die sich vor Jahren auch die Steag interessiert hatte. Insofern würden sich EPH und der „schwarze“ Teil der Steag ergänzen.
Der zweite verbliebene Kaufinteressent für die Steag ist der spanische Infrastrukturinvestor Asterion aus Madrid, der von ehemaligen KKR-Managern gegründet wurde und bereits 5 Mrd. Euro in 15 Unternehmen mit 7.000 Beschäftigten investiert hat. Gründungspartner und CEO Jesús Olmos ist ehemaliger Vorstandschef von Endesa Europe, heute Teil des Stromverteilnetzbetreibers Eon.
Kommunen hoffen auf hohen Preis
Zumindest die Spanier behaupten von sich, dass sie die Steag wie von den Eigentümern gewünscht als Ganzes übernehmen und auch als Ganzes fortführen wollen. Nach dem Gewinnsprung im Jahr 2022 hoffen die Kommunen auf einen hohen Verkaufspreis. Doch der Rückzug von EQT und KKR aus dem Bieterkreis dürfte die Erlöschancen schmälern.
Das Wettbieten um Deutschlands fünftgrößten Stromerzeuger geht nun in die finale Phase, bei der eines der zwei verbliebenen bindenden Gebote ausgewählt wird, und soll bis Ende August abgeschlossen werden. Organisiert wird der Verkaufsprozess von der Investmentbank Morgan Stanley. Asterion, EPH, EQT, KKR, Morgan Stanley und Steag lehnten einen Kommentar ab.
Dank Rekordpreisen bei Strom und Gas verbuchte die Steag 2022 einen Nettogewinn von 1,9 Mrd. Euro. Aufgrund der Energiekrise und des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes (EKBG) konnten die Essener doch wieder zwei Kraftwerke aus der Netzreserve holen und zwei weitere länger laufen lassen. Allerdings ging die Gewinnexplosion wesentlich auf den gestiegenen Marktwert von Derivaten zurück, der Gewinn dürfte nach einer Normalisierung der Preise wieder deutlich sinken. Offiziell soll die Bilanz erst nach dem Verkauf veröffentlicht werden.
Steag-Konzern mit neuer Struktur
Der Steag-Konzern mit seinen rund 5.700 Beschäftigten hat zum Jahresbeginn die rechtliche und operative Aufteilung des Konzerns in einen „schwarzen“ Kohlegeschäftsbereich Steag Power GmbH mit 1.700 Beschäftigten und einen „grünen“ Bereich mit 3.000 Beschäftigten vollzogen. Hinzu kommt ein Kraftwerksdienstleistungsgeschäft in Indien mit rund 1.000 Beschäftigten. Die Geschäftsbereiche, die für die Erzeugung erneuerbarer Energien und damit zusammenhängende Dienstleistungen stehen, wurden unter der Iqony GmbH zusammengeführt und bilden damit einen eigenen „grünen“ Teilkonzern, der durch die neue Marke Iqony repräsentiert wird. Steag Power und Iqony sind 100-prozentige Steag-Töchter.