Automobilindustrie

Erholung verzögert sich

Die Halbleiterkrise und eine mögliche Ausweitung der Coronakrise verzögern die Erholung am deutschen Automarkt weiter. Einer Studie des Center Automotive Research (CAR) zufolge bremsen Halbleiterengpass und Coronakrise auch 2022.

Erholung verzögert sich

scd Frankfurt

Die Produktions- und Lieferengpässe im Halbleitermarkt haben tiefe Spuren im globalen Automarkt hinterlassen. Nachdem der Absatz global von knapp 80 Millionen Stück im Jahr 2019 im vergangenen Jahr auf 68,6 Millionen Stück abgestürzt war, hatten Marktbeobachter 2021 mit einer kräftigeren Erholung gerechnet. Die blieb im Wesentlichen aufgrund des Chipengpasses aus. Da sich die Probleme ins neue Jahr ziehen, wird auch 2022 nur mit einer verhaltenen Erholung gerechnet. Das Center Automotive Research (CAR) von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet für 2021 mit einem globalen Absatz von 70,5 Millionen und für 2022 von 75,2 Millionen Pkw. Selbst 2023 dürften die Auslieferungen noch um mehr als eine Million Stück hinter dem Vorkrisenniveau zurückbleiben.

Regional seien die Märkte allerdings sehr unterschiedlich getroffen. Besonders deutlich war der Rückgang hierzulande. 2021 werden der CAR-Schätzung zufolge fast eine Million Neuwagen in Deutschland weniger abgesetzt als noch 2019 und damit noch fast eine Viertelmillion weniger als 2020. Damit fällt Deutschland im Ranking der größten Automärkte hinter Indien auf Rang 5 zurück. Eine umfassende Erholung dürfte erst im Jahr 2023 um sich greifen und dann auch Deutschland womöglich wieder vor Indien spülen. Ausschlaggebend für die geringer erwartete Erholung in Deutschland sind laut CAR die auch im ersten Halbjahr zu erwartenden Engpässe bei Halbleitern sowie mögliche weitere Verwerfungen durch neue Covid-Wellen. Goran Mazar, Head of Automotive für Deutschland und EMA bei KPMG, rät den Autoherstellern, weil sie mit margenstarken Indus­trien wie der Unterhaltungselektronik um begrenzte Halbleiterfabrikkapazitäten konkurrieren, zu einem neuen Zuliefer- oder sogar einem Joint-Venture-Ansatz, um die künftige Produktion zu sichern.

Für Deutschland rechnet Dudenhöffer angesichts eines Durchschnittsalters von mehr als zehn Jahren beim Pkw-Bestand ab 2023 mit einer deutlichen Verjüngung. Zudem werde der Trend zur Elektromobilität den Absatz treiben. Ähnlich sehen das die Befragten in der jüngsten KPMG-Studie. Knapp drei Viertel erwarten, dass bis oder vor 2030 Kostenparität zwischen E-Autos und Verbrennern auch ohne Subventionen erreicht werden kann. „Damit sich Elektrofahrzeuge durchsetzen können, werden die Hersteller die Reichweite dieser Pkw erweitern und die Aufladungsmöglichkeiten vereinfachen müssen“, schränkt Mazar ein.

Laut CAR-Untersuchung war Südkorea neben Deutschland im vergangenen Jahr den empfindlichsten Störungen ausgesetzt. Der Absatz in Korea soll 2021 um ein Zehntel zurückgehen. In Deutschland wird ein 8-prozentiges Minus erwartet. Allerdings war der deutsche Automarkt anders als Südkorea bereits 2020 ein großer Verlierer. Während in Deutschland 2020 der Neuwagenverkauf von 3,6 auf 2,9 Millionen Fahrzeuge einbrach, blieb der Automarkt in Südkorea mit einer Einbuße von lediglich 31000 Fahrzeugen im Jahr 2020 kaum beeinträchtigt von den Pandemie-Auswirkungen.