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EU-Firmen setzen stärker auf China

Europäische Unternehmen rechnen sich in China trotz neuer und alter Hürden immer mehr Chancen aus. Viele erwägen laut einer Umfrage, in dem Land noch weiter zu expandieren.

EU-Firmen setzen stärker auf China

kro Frankfurt

Für viele europäische Firmen erweisen sich die speziellen Eigenarten Chinas im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie als Fluch und Segen zugleich. Einerseits hat die schnelle wirtschaftliche Erholung des Landes dazu beigetragen, dass die Umsätze 2020 dort insgesamt zwar zurückgegangen sind − das allerdings nicht so stark wie befürchtet. Laut einer neuen Umfrage der EU-Handelskammer in China war tatsächlich nur ein knappes Viertel der teilnehmenden Unternehmen von sinkenden Umsätzen betroffen. In einer Anfang 2020 von der Europäischen und der Deutschen Handelskammer in China durchgeführten Umfrage hatte noch die Hälfte aller Unternehmen mit Erlösrückgängen gerechnet. Zudem gingen fast drei Viertel aller Firmen in China mit einem positiven Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem Jahr 2020.

Andererseits stellt der strikte Umgang der chinesischen Regierung mit der Pandemie die Firmen auch vor große Schwierigkeiten. So seien es vor allem die coronabedingten Einreisebeschränkungen gewesen, die den Unternehmen im vergangenen Jahr mit Blick auf die Pandemie zu schaffen gemacht hätten. Von den 73 %, die davon negativ betroffen waren, berichteten nach wie vor viele von ausländischen Fachkräften, die noch immer nicht ins Land kämen oder die den Versuch sogar aufgegeben hätten. Dies sei besorgniserregend, schreiben die Studienautoren, da somit jahrelange Expertise in China verloren gehe, die womöglich nicht mehr wiederherstellbar sei. Abgesehen davon würden sich auch bereits bekannte Probleme beim Marktzugang nur langsam verbessern. 44 % der befragten Firmen berichteten zudem von einer weiterhin bestehenden Ungleichbehandlung.

Und dennoch: Das Bild ist derzeit von großer Hoffnung geprägt. 68 % aller befragten Unternehmen würden ihre Geschäftsaussichten in China in den nächsten zwei Jahren als „optimistisch“ bezeichnen. Das sind so viele wie seit dem Jahr 2014 nicht mehr. Sechs von zehn Firmen denken daneben über eine Ausweitung ihrer Aktivitäten in China nach. Demgegenüber spielen nur 9 % mit dem Gedanken, sich aus dem Markt zurückzuziehen − so wenig wie nie seit Beginn der Erhebungen.

Bei der Umfrage, die im Februar in Kooperation mit der Unternehmensberatung Roland Berger entstanden ist, haben in diesem Jahr 585 Mitgliedsunternehmen der EU-Handelskammer mit Geschäft in China mitgemacht.