Europas Industrie schlittert noch tiefer in die Krise
Europas Industrie schlittert noch tiefer in die Krise
Stellenkahlschlag in Auto- und Stahlbranche erschüttert Deutschland und Frankreich
hei Frankfurt
Die europäische Konjunktur ist schwach, die Industrie steuert in eine immer tiefere Krise. Vor allem in Deutschland vergeht seit geraumer Zeit kein Tag ohne Hiobsbotschaften, insbesondere in der Automobilwirtschaft. Zugleich offenbart sich in der gewichtigen Leitbranche in Frankreich ein dramatischer Niedergang, dem tausende von Stellen zum Opfer fallen dürften. Wie hierzulande finden sich vor allem die Zulieferer im Auge des Orkans. Sowohl Michelin als auch Valeo wollen ganze Werke schließen. Abbaupläne gibt es im Nachbarland darüber hinaus vor allem in der Stahl- und Chemieindustrie sowie in der Raumfahrt. Nach Gewerkschaftsangaben stehen auf Basis bereits vorliegender Sozialpläne zwischen 170.000 und 200.000 Arbeitsplätze im Feuer.
Lage spitzt sich zu
In Deutschland hatte Thyssenkrupp zuletzt den geplanten Wegfall von 11.000 Arbeitsplätzen in der Stahlsparte angekündigt. Die Schwierigkeiten des Industrieriesen hängen dabei unmittelbar mit der Krise im Automobilsektor zusammen, der zu den größten Abnehmern von Stahl hierzulande zählt. Bei Autoherstellern und Zulieferern spitzt sich die Lage zu. Die als Tabubruch gewertete Ankündigung von VW, erstmals Werke zu schließen und betriebsbedingte Kündigungen ins Auge zu fassen, könnte nach Expertenschätzungen 10.000 Stellen betreffen, noch schlimmer sieht es bei Continental, Bosch und ZF Friedrichshafen aus, die zusammen rund 25.000 Arbeitsplätze abbauen wollen. Die Zulieferer, die sich in einem Kraftakt vom Verbrenner auf die Elektromobilität umgestellt haben, werden von zu optimistischen Annahmen zum Hochlauf der Antriebstechnologie in Europa besonders hart getroffen.
Niedergang der Produktion
Auch die britische Autobranche kämpft gegen den Niedergang. Dort ist die Produktion seit Jahresbeginn gegenüber 2023 um 11% rückläufig. Derweil gehen die politischen Rahmenbedingungen, die in Großbritannien ein auf 2030 vorgezogenes Verbrennerverbot vorsehen, an der Nachfrage vorbei. Auch auf der Insel schwächelt der Absatz von E-Autos erkennbar.
Der industrielle Aderlass ist unterdessen in Deutschland noch weit stärker spürbar als in den beiden anderen Ländern. Während die Industrieproduktion in Frankreich und Großbritannien bezogen auf 2021 bzw. 2015 bis Ende September dieses Jahres weitgehend stabil blieb, sackte diese in Deutschland auf 90% ab. Unter den größeren Ländern der EU rangierte Deutschland bei der Entwicklung der Industrieproduktion nach den jüngsten Monatsdaten von Eurostat im September auf dem viertletzten Platz, mit einem Minus von 4,5%.
Nebenstehender Kommentar
Berichte Seite 9