Elektroautobauer

Evergrande NEV erleidet Aktiencrash

Der vom chinesischen Wohnimmobilienriesen Evergrande als Randgeschäft hochgezüchtete Elektroautobauer Evergrande NEV muss zusehen, wie die gravierende Verschuldungskrise der Muttergesellschaft einen immer heftigeren Vertrauensentzug der Anleger mit sich bringt.

Evergrande NEV erleidet Aktiencrash

nh Schanghai

Der vom chinesischen Wohnimmobilienriesen Evergrande als Randgeschäft hochgezüchtete Elektroautobauer Evergrande NEV muss zusehen, wie die Verschuldungskrise der Muttergesellschaft einen immer heftigeren Vertrauensentzug der Anleger mit sich bringt. Entsprechend sieht man dramatische Kursverluste bei der separat zum Immobilienentwickler an der Hongkonger Börse notierenden Autoaktie. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass der seit Monaten am Rande der Zahlungsfähigkeit stehende Evergrande-Konzern nicht genügend Mittel aufbringen kann, um das cashhungrige und hohe Verluste schreibende Elektromobilitätsprojekt voranzutreiben.

Kühne Fehlprognose

Evergrande teilte am Donnerstag mit, dass das Elektroauto-Start-up in der ersten Jahreshälfte 2021 einen um 67% erhöhten Nettoverlust von 4,8 Mrd. Yuan (knapp 630 Mill. Euro) zu Buche stehen hat und konnte gleichzeitig keine Fortschritte in Sachen Serienproduktion vermelden, obwohl dies ursprünglich bereits für Herbst 2020 avisiert worden war. Danach rauschte die Aktie um bis zu 22% in die Tiefe und verlor letztlich 19% auf 5,18 HK-Dollar. Im Frühjahr 2020 löste die vollmundige Ankündigung, dass Evergrande NEV bis zum Jahr 2025 an Tesla vorbei zum weltgrößten Elektroautobauer aufsteigen werde, eine wahnwitzige Börsenrally aus, im Zuge derer sich der Kurs bis Frühjahr auf 72 HK-Dollar verfünfzehnfachte.

Tatsächlich erreichte der noch umsatzlose Autobauer in spe Mitte April eine Marktkapitalisierung von 87 Mrd. Dollar (74 Mrd. Euro), und damit ungefähr das Vierfache des Börsenwertes der Muttergesellschaft. Bezeichnenderweise überstieg der Marktwert von Evergrande NEV damit zeitweilig auch die Börsenkapitalisierung von globalen Autokonzernen wie General Motors, Daimler oder Ford. Binnen vier Monaten allerdings ist das Marktkapital auf nunmehr rund 7 Mrd. Dollar zusammengeschrumpft. Mit einer Kurseinbuße von 92% weist Evergrande NEV dabei die schwächste Performance aller im Bloomberg World Index vertretenen Aktien auf.

Für die Mutter wird es eng

Mit dem gigantischen Wertverlust des E-Auto-Projektes verschärft sich die Klemme bei Evergrande Real Estate weiter. Zuletzt hatte Evergrande angedeutet, mit einem partiellen Verkauf von Evergrande NEV-An­teilen neue Mittel einzusammeln. Der rapide Kursverfall der Autoaktie macht diese Option nun allerdings wenig attraktiv, da der erhoffte Sanierungsbeitrag nun immer schmaler auszufallen droht.